Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
großherzigerweise eine ihrer Yachten zur Verfügung gestellt. Welche ist es?« Pitt fixierte gebannt den Hosenschlitz des Aufsehers. Der wurde plötzlich so quicklebendig, als hätte ihn ein Pferd getreten, und seine verdutzte Miene nahm einen Ausdruck von Verachtung und Abscheu an. Wortlos führte er sie dreißig Meter weiter und deutete auf eine schnittige, fünfzehn Meter lange Yacht.
    Pitt sprang an Bord und verschwand unter Deck. Eine Minute später tauchte er wieder auf.
    »Nein, nein, das ist nicht das Richtige für uns. Zu luxuriös, zu protzig. Um ordentlich arbeiten zu können, brauche ich eine Umgebung, die mich anregt.« Er sah den Pier hinunter. »Das, wie wäre es mit diesem Schiff da?« Bevor der Aufseher etwas entgegnen konnte, schlenderte Pitt quer über die Mole und sprang an Deck eines zwölf Meter langen Fischkutters. Er musterte ihn flüchtig, dann steckte er den Kopf durch eine Luke. »Der ist genau richtig. Er hat Charakter, rauh und unverwechselbar. Den nehmen wir.«
    Der Aufseher zögerte einen Augenblick. Schließlich zuckte er die Achseln und ging davon.
    Während er dem Einlaßtor zustrebte, drehte er sich noch mehrere Male nach Pitt um und schüttelte den Kopf.
    Als er außer Hörweite war, fragte Tidi empört: »Warum sollen wir den alten Kasten nehmen? Warum nicht die hübsche Yacht?«
    »Dirk weiß, was er tut.« Sandecker legte die Rute und den Angelkasten auf die ausgewaschenen Deckplanken und sah Pitt an. »Hat es ein Echolot?«
    »Ein Fleming 6-10, das Beste, was es gibt. Mit besonders empfindlichen Frequenzen, um Fische in verschiedener Tiefe auszumachen.« Pitt zeigte eine enge Kajütstreppe hinab. »Wir haben eine gute Wahl getroffen. Sehen Sie sich den Maschinenraum an, Admiral.«
    »Sie haben die wunderschöne andere Yacht also nur verschmäht, weil sie kein Echolot hat?« fragte Tidi enttäuscht.
    »Richtig«, antwortete Pitt. »Ein Echolot bietet uns die Chance, das schwarze Flugzeug zu finden.«
    Pitt wandte sich um und führte Sandecker die Kajütstreppe in den Maschinenraum hinunter. Die dumpfe Luft und der modrige Geruch nach Öl und Bilge verschlug ihnen fast den Atem.
    Aber es roch noch nach etwas anderem.
    Sandecker sah Pitt fragend an. »Gas?«
    Pitt nickte. »Sehen Sie sich die Maschine an.«
    Für ein kleines Boot, besonders für ein Fischerboot, ist ein Dieselmotor der zweckmäßigste Antrieb. Der Diesel, ein schwerer Motor mit niedriger Umdrehungszahl, arbeitet zwar langsam, aber er ist billig und zuverlässig. Dieses Schiff bildete jedoch eine Ausnahme. Wie schlafende Riesen glänzten die beiden 420 PS starken Sterling-Gasturbinen in dem trüben Licht des Maschinenraums und warteten darauf, donnernd in Betrieb genommen zu werden.
    »Was zum Teufel macht ein Leichter wie dieser mit einem solchen Antrieb?« fragte Sandecker verdutzt.
    »Wenn ich mich nicht täusche«, murmelte Pitt, »war der Aufseher ein Idiot.«
    »Wieso?«
    »Auf einem Regal in der Hauptkabine habe ich einen Wimpel mit einem Albatros entdeckt.«
    Pitts Hand strich zärtlich über die Einlaßventile und die Verteilerkabel der Turbinen. Sie waren so gepflegt, daß sie jede Marineinspektion überstanden hätten. »Dieses Boot gehört Rondheim, nicht Miss Fyrie.«
    Sandecker überlegte einen Augenblick. »Miss Fyrie sagte, wir sollten uns an den Hafenmeister wenden. Aus irgendeinem Grunde war er nicht da, und die Landungsbrücke blieb unter der Aufsicht dieses brummigen Kerls mit seinem tabakbraunen Schnurrbart. Es sollte mich wundern, wenn da nicht irgend etwas dahintersteckt.«
    »Ich glaube nicht«, widersprach Pitt. »Rondheim wird zweifellos ein scharfes Auge auf uns haben. Aber bis jetzt haben wir ihm keinen Anlaß gegeben, uns zu mißtrauen. Dem Aufseher ist einfach ein Fehler unterlaufen. Niemand hat ihm eine besondere Anweisung gegeben, und so dachte er, wir dürften uns ein x-beliebiges Boot aussuchen. Natürlich hat er uns zuerst das beste gezeigt. Daß wir uns diesen Kahn hier herauspicken würden, konnte er nicht voraussehen.«
    »Was hat dieses Schiff hier eigentlich zu suchen? Rondheim mangelt es doch bestimmt nicht an Anlegeplätzen?«
    »Wen interessiert das?« erwiderte Pitt, und ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. »Ich schlage vor, wir stechen in See, bevor der Mann seine Meinung ändert.«
    Der Admiral brauchte nicht lange überredet zu werden. Wenn es darum ging, auf krummen Wegen ein – seiner Meinung nach – berechtigtes Ziel zu erreichen, war er zu jeder

Weitere Kostenlose Bücher