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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schandtat bereit. Er rückte seinen zerbeulten Hut zurecht und erteilte unverzüglich seine ersten Befehle als Kapitän. »Machen Sie die Enden los, Major. Ich brenne darauf, zu sehen, was diese Sterlings leisten.«
    Genau eine Minute später kam der Aufseher den Pier heruntergestürmt und winkte wie verrückt. Doch es war zu spät. Pitt stand an Deck und winkte gutgelaunt zurück, während Sandecker, glücklich wie ein Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hat, die Maschinen anwarf und das so unscheinbar aussehende Boot in den Hafen von Reykjavik hinaussteuerte.
    Der Kutter trug den Namen
Grimsi.
Das winzige viereckige Ruderhaus, das nur zwei Meter vom Heck entfernt stand, erweckte den Eindruck, als führe er gerade in entgegengesetzter Richtung. Es war ein sehr altes Schiff – ebenso alt wie der vorsintflutliche Kompaß neben dem Ruder. Die Deckplanken aus Mahagoni waren völlig blankgewaschen, aber sie waren noch immer fest und sie rochen kräftig nach Meer. Am Anlegeplatz hatte die Grimsi mit ihrem breiten Deck und ihrer gedrungenen Form wie eine plumpe Badewanne ausgesehen. Doch als die mächtigen Sterlings aufheulten, hob sich der Bug wie eine Möwe aus dem Wasser, die gegen den Wind segelt. Sie schien geradezu schwerelos über das Wasser zu gleiten.
    Sandecker nahm die Maschinen in den ersten Gang zurück. Seinem Lächeln nach zu schließen, hätte der Admiral genauso gut auf der Brücke eines Schlachtschiffes stehen können. Er war endlich wieder einmal in seinem Element und genoß jede Minute. Für einen interessierten Beobachter sahen seine Passagiere wie gewöhnliche Touristen auf einer gecharterten Yacht aus: Tidi sonnte sich und richtete ihre Kamera auf alles, was ihr vor die Augen kam, und Pitt kritzelte wild auf seinem Zeichenblock herum. Bevor sie den Hafen verließen, legten sie noch neben einem Schiff an, auf dem Fischköder verkauft wurden, und erstanden zwei Eimer Heringe. Nachdem sie sich noch eine Weile angeregt mit den Fischern unterhalten hatten, machten sie die Enden wieder los und stachen in See.
    Sobald sie einen Felsvorsprung umrundet hatten und der Hafen außer Sicht war, gab Sandecker Gas und beschleunigte die
Grimsi
auf 30 Knoten. Es war wirklich ein seltsamer Anblick, als der plumpe Rumpf wie ein Wasserflugzeug vom Typ Gold Cup über die Wellen schoß. Die Wellen verschmolzen ineinander, als die
Grimsi
noch schneller wurde und ein wirbelndes Kielwasser hinter sich herzog. Pitt entdeckte eine Küstenkarte und deponierte sie auf ein kleines Brett neben Sandecker.
    »Es ist ungefähr da.« Pitt machte mit einem Bleistift einen kleinen Punkt auf die Karte. »35 Kilometer südöstlich von Keflavik.«
    Sandecker nickte. »Bei dieser Geschwindigkeit anderthalb Stunden, nicht mehr. Schauen Sie sich das an. Die Drosselklappen sind noch gute zehn Zentimeter vom Anschlag entfernt.«
    »Das Wetter ist ausgezeichnet. Ich hoffe, es hält.«
    »Es sind nirgends Wolken zu sehen. Um diese Jahreszeit ist es südlich von Island normalerweise sehr ruhig. Wir können schlimmstenfalls gegen Spätnachmittag in ein bißchen Nebel geraten.«
    Pitt setzte sich hin, stützte die Füße gegen den Türrahmen und betrachtete die felsige Küste. »Wenigstens brauchen wir uns keine Sorge um das Benzin zu machen.«
    »Was zeigen die Gasmesser denn an?«
    »Zu zwei Drittel voll.«
    In Sandeckers Gehirn klickte es wie in einem Computer. »Für unsere Zwecke ist das mehr als genug. Wir brauchen nicht zu sparen, vor allem auch nicht, weil Rondheim die Rechnung bezahlt.« Zufrieden drehte er voll auf.
    Die
Grimsi
hob sich mit dem Bug aus dem Wasser und flog über die blaugekräuselte See, links und rechts von zwei riesigen Gischtwolken begleitet. Der Zeitpunkt der Tempobeschleunigung war aber etwas unglücklich gewählt. Tidi kletterte nämlich gerade vorsichtig aus der Kombüse und trug ein Tablett mit drei Tassen Kaffee, als der Admiral Vollgas gab. Der plötzliche Ruck ließ sie das Gleichgewicht verlieren. Das Tablett flog durch die Luft, und sie selbst verschwand in der Kombüse, als hätte eine unsichtbare Hand sie zurückgerissen. Weder Pitt noch Sandecker bekamen diese zirkusreife Vorstellung mit.
    Dreißig Sekunden später erschien sie wieder im Ruderhaus. Sie hatte den Kopf ärgerlich zurückgeworfen, das Haar hing ihr in feuchten Strähnen ins Gesicht, und ihre Bluse war voller Kaffeeflecken. »Admiral James Sandecker«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme, »wenn wir in unser Hotel zurückkommen,

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