Eisberg
können Sie die Kosten für eine neue Bluse und einen Friseurbesuch mit auf die Spesenrechnung setzen.«
Sandecker und Pitt starrten Tidi in völliger Verständnislosigkeit an. »Ich hätte mich lebensgefährlich verbrühen können«, fuhr Tidi fort. »Wenn Sie wollen, daß ich auf dieser Reise die Stewardess spiele, dann benehmen Sie sich bitte rücksichtsvoller.« Sie wirbelte herum und verschwand wieder in der Kombüse.
Sandecker krauste die Stirn. »Was zum Teufel war denn jetzt wieder los?«
Pitt zuckte die Achseln. »Frauen sind eben rätselhafte Wesen.«
»Sie ist eigentlich noch zu jung für die Wechseljahre«, raunzte Sandecker.
»Wie dem auch sei, es wird Sie eine Bluse und eine neue Frisur kosten«, meinte Pitt. Er bewunderte Tidis aggressiven Geschäftssinn.
Tidi brauchte zehn Minuten, um einen neuen Topf Kaffee zu kochen. Wenn man bedachte, wie schräg die
Grimsi
über die Wellen schoß, dann vollbrachte Tidi ein echtes Meisterstück, als sie in das Ruderhaus kletterte, ohne einen Tropfen aus den drei Tassen zu verschütten, die sie mit zäher Entschlossenheit in der Hand hielt. Pitt mußte lächeln, als er seinen Kaffee schlürfte und das indigoblaue Wasser unter dem Schiff dahingleiten sah. Dann fielen ihm Hunnewell, Fyrie, Matajic und O'Riley ein, und das Lächeln erstarb auf seinen Lippen.
Sein Gesicht war immer noch ernst, als er den Schreiber des Echolots im Zickzack über das Papier flitzen und den Verlauf des Meeresbodens aufzeichnen sah. Das Meer war hier 40 Meter tief. Irgendwo in dieser Tiefe lag ein Flugzeug mit einer toten Besatzung, und er mußte es aufspüren. Wenn ihnen das Glück zur Seite stand, würde das Echolot einen nicht in das Bild passenden Buckel melden.
Er suchte die Klippen ab und hoffte das Beste.
»Meinen Sie, Sie liegen mit Ihrem Suchgebiet richtig?« fragte Sandecker.
»Zu zwanzig Prozent bin ich sicher, zu achtzig Prozent ist es reine Vermutung«, antwortete Pitt. »Die Chancen stünden besser, wenn wir die
Ulysses
als Anhaltspunkt hätten.«
»Es tut mir leid. Ich wußte gestern nicht, was Sie vorhatten. Meiner beiläufigen Bitte um Bergung wurde schon einige Stunden nach Ihrem Absturz entsprochen. Der Seenotdienst der Air Force in Keflavik hob Ihre
Ulysses
mit einem seiner Riesenhubschrauber aus der Brandung. Das müssen Sie zugeben: es ist eine tüchtige Truppe.«
»Ihr Eifer schadet uns diesmal«, meinte Pitt.
Sandecker schwieg einen Moment, um den Kurs zu ändern. »Haben Sie die Tauchgeräte überprüft?«
»Ja, es ist für alles vorgesorgt. Erinnern Sie mich daran, diesen Leuten vom State Departement einen Drink zu spendieren, wenn wir zurück sind. Sich zu verkleiden und Fischer zu spielen erfordert einigen Aufwand, wenn man es erst so kurz zuvor mitgeteilt bekommt. Für jeden, der die Bergung durch einen Feldstecher mit angeschaut hat, muß es völlig harmlos ausgesehen haben. Die Tauchausrüstungen kamen so glatt und unbemerkt an Bord, während Sie wie üblich über die Köder verhandelten, daß ich selbst aus einer Entfernung von drei Metern die Übergabe beinahe übersehen hätte.«
»Mir gefällt dieses Unternehmen nicht. Allein zu tauchen ist gefährlich, und jede Gefahr kann tödlich enden. Sie wissen, daß ich gewöhnlich nicht gegen meine eigenen Anweisungen verstoße und einem meiner Männer erlaube, in unbekannten Gewässern ohne die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zu tauchen.« Sandecker trat von einem Fuß auf den anderen. Er handelte gegen seine Überzeugung, und in seiner Miene spiegelte sich deutlich das Unbehagen wider, das er darüber empfand. »Was hoffen Sie dort unten außer einem Flugzeugwrack und aufgequollenen Leichen zu finden? Woher wissen Sie, daß nicht schon jemand vor uns da war?«
»Es besteht die geringe Chance, daß sich bei den Leichen irgendwelche Ausweise befinden, die zu dem Mann führen, der hinter alldem steckt. Allein das ist den Versuch wert, die schwarze Maschine zu finden. Was aber wichtiger ist, ist das Flugzeug selbst. Alle Kennzeichen waren übermalt, so daß man die Maschine nicht identifizieren konnte. Das Flugzeug, Admiral, ist der einzig sichere Hinweis auf Hunnewells und Matajics Mörder, den wir haben. Eines kann die schwarze Farbe nämlich nicht verdecken: die Seriennummer der Triebwerke. Wenn wir die Maschine finden und die Seriennummer haben, können wir uns leicht mit der Herstellerfirma in Verbindung setzen. Der Weg von der Turbine zum Flugzeug und von dort zum Besitzer ist dann ein
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