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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Herzensangelegenheiten«, sagte Sandecker sarkastisch.
    »Vielleicht bin ich es auch«, antwortete Pitt grinsend. »Aber Gott sei Dank haben wir ja eine Spezialistin unter uns, mit einer angeborenen Intuition für Liebesaffären.« Er wandte sich an Tidi. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns Ihre Meinung als Frau dazu zu sagen?«
    Tidi nickte. »Sie hat Angst vor ihm.«
    Sandecker sah sie fragend an. »Was meinen Sie damit?«
    »Das, was ich gesagt habe«, erwiderte Tidi bestimmt. »Miss Fyrie hat panische Angst vor Mr. Rondheim. Haben Sie nicht gesehen, wie er sie mit eisernem Griff gepackt hielt? Ich garantiere Ihnen, sie trägt die nächste Woche lang hochgeschlossene Kleider, bis die blauen Flecken verschwunden sind.«
    »Sie bilden sich das nicht bloß ein?«
    Tidi schüttelte den Kopf. »Sie hatte Mühe, einen lauten Aufschrei zu unterdrücken.«
    Zornesröte stieg Sandecker ins Gesicht. »Dieser verdammte Schweinehund!« Er sah Pitt an.
    »Haben Sie das auch bemerkt?«
    »Ja.«
    Sandecker war echt zornig. »Warum zum Teufel haben Sie sich denn nicht ins Mittel gelegt?«
    »Ich konnte nicht«, erklärte Pitt. »Ich mußte bei meiner Rolle bleiben. Rondheim hat dadurch allen Grund zu glauben, daß ich eine Flasche bin. Ich möchte, daß er an dieser Meinung festhält.«
    »Hoffentlich sind Sie sich im klaren, was Sie tun«, bemerkte Sandecker grimmig. »Ich glaube allerdings, Sie haben sich mit Ihrer Rederei von Künstler und so weiter selbst ein Bein gestellt. Ich weiß doch, daß Sie keinen Strich zeichnen können. ›Ein Wirbel von Licht und Farbe‹ – du großer Gott!«
    »
Ich
muß ja auch nicht malen. Tidi wird das für mich besorgen. Ich habe ein paar Proben ihres Talents gesehen. Sie ist sehr begabt.«
    »Ich male abstrakt«, entgegnete Tidi gekränkt. »Ich habe mich noch nie an einem nach der Natur gemalten Seestück versucht.«
    »Dann versuchen Sie es eben«, erklärte Pitt schroff. »Schließlich wollen wir das Bild ja nicht dem Louvre anbieten.«
    »Aber ich habe weder die richtigen Pinsel noch die richtigen Farben«, jammerte Tidi. »Außerdem fliegen der Admiral und ich übermorgen nach Washington zurück.«
    »Ihr Flug wurde gerade gestrichen.« Pitt wandte sich an Sandecker. »Stimmt das, Admiral?«
    Sandecker dachte kurz nach. »In Anbetracht dessen, was wir in den letzten fünf Minuten erfahren haben, glaube ich, es wäre das beste, wenn wir noch ein paar Tage hierblieben.«
    »Der Klimawechsel wird Ihnen gut tun«, bestätigte Pitt. »Sie könnten sich sogar beim Hochseeangeln versuchen.«
    Sandecker musterte Pitt eindringlich. »Sie spielen einen Homosexuellen, richten Malklassen ein und organisieren Angelausflüge. Würden Sie einem alten Mann freundlicherweise erklären, was eigentlich in Ihrem munteren Gehirn vorgeht?«
    Pitt ergriff ein Glas Wasser und trank es in einem Zug leer. »Ein schwarzes Flugzeug«, sagte er leise. »Ein schwarzes Flugzeug, das im Wasser begraben liegt.«

9. Kapitel
    Sie fanden sich gegen zehn Uhr beim Pier 12 ein. Ein hochgewachsener, schwarzhaariger Aufseher der Fyrie Ltd. führte sie durch die Sperre. Sandecker trug einen alten zerknautschten Anzug, einen zerbeulten Hut und hatte einen Angelkasten und eine Angelrute bei sich. Tidi trug lange Hosen und eine unter der Brust zugeknotete Bluse. Eine Windjacke schützte sie gegen die Kälte. Sie hatte unter den einen Arm einen Zeichenblock und unter den anderen eine schulranzengroße Handtasche geklemmt, während ihre Hände tief in den Jackentaschen steckten. Pitt, der mit kleinen aufgeregten Schritten den Pier entlang trippelte, bildete die Nachhut. Wenn Sandecker und Tidi wie zwei Fischer aussahen, so kam Pitt wie eine Maikönigin daher. Er trug rote Wildlederstiefel, bunt gestreifte Segeltuchhosen, die so eng waren, daß sie fast zu platzen drohten, einen fünf Zentimeter breiten gestickten Gürtel und einen hautengen, purpurroten Pullover. Sein Aufzug wurde gekrönt von einem gelben Tuch, das er sich um den Hals geschlungen hatte. Seine Augen blinzelten nervös durch eine altmodische Brille, und auf seinem Kopf saß eine gestrickte Mütze. Der Aufseher war ein typischer Verzögerungszünder. Vor Verblüffung brachte er den Mund nicht wieder zu.
    »Hallo, Liebling«, säuselte Pitt und lächelte ihn zuckersüß an. »Ist Ihr Boot soweit?«
    Der Aufseher starrte ihn immer noch offenen Mundes an, als hätte er ein Gespenst vor sich.
    »Kommen Sie schon«, fuhr Pitt fort. »Miss Fyrie hat uns

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