Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
sondern stolperte unbeholfen in den Raum, wo er der Länge nach hinschlug. Dann sah er sich um.
    Er befand sich in einem riesengroßen, weißgekalkten Zimmer. In der Mitte war eine Turnmatte ausgebreitet, darum herum stand ein ganzes Sortiment von Bodybuilding-Geräten.
    Eine Reihe Neonröhren spendete ein unangenehm helles Licht. Es handelte sich offensichtlich um eine Turnhalle, und zwar eine, die besser und kostspieliger ausgestattet war, als Pitt je eine gesehen hatte. An den Wänden hingen wenigstens fünfzig Plakate, auf denen die verschiedenen Karateschläge erläutert wurden. Es war wirklich an alles gedacht.
    Rondheim reichte das Schnellfeuergewehr einem der Posten. »Ich muß Sie einen Moment lang allein lassen, Major«, bemerkte er trocken. »Bitte machen Sie sich's so lange bequem. Vielleicht möchten Sie sich ein bißchen Bewegung verschaffen. Ich kann Ihnen den Barren empfehlen.« Laut lachend verließ er den Raum.
    Pitt blieb auf dem Boden liegen und beobachtete die beiden Wachtposten. Der eine war ein hochgewachsener, beinahe einen Meter neunzig großer Bulle mit einem primitiven Gesicht und einem dumpfen Blick. Pitt fühlte sich von diesem stieren Blick dazu animiert, das Weite zu suchen; doch der zweite Wächter erstickte jeden Fluchtgedanken im Keim. Er stand nur da und füllte die Tür zum Korridor fast ganz aus. Er hielt das Gewehr locker in Händen, die ihm beinahe bis zu den Knien hinunterreichten.
    Es vergingen fünf Minuten. Pitt dachte angestrengt darüber nach, was er tun sollte, während die Wächter ihn nicht aus den Augen ließen. Dann öffnete sich plötzlich die Tür auf der anderen Seite der Turnhalle, und Rondheim kam zurück. Er hatte seinen Smoking mit dem weißen, weiten Anzug eines Karatekämpfers vertauscht, den man, wie Pitt wußte, Gi nennt.
    Rondheim stand einen Moment da, ein selbstsicheres Lächeln auf den dünnen Lippen. Dann durchquerte er barfuß und mit katzenhafter Geschmeidigkeit den Raum, trat auf die dicke Matte und sah Pitt an. »Sagen Sie, Major, sind Sie mit Karate oder Kung-Fu vertraut?«
    Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend musterte Pitt den dünnen schwarzen Gürtel um Rondheims Taille und betete inbrünstig, das warme Feuer des Cognacs möge die Prügel, die er auf sich zukommen sah, erträglicher machen. Er schüttelte den Kopf.
    »Und wie steht's mit Judo?«
    »Ich verabscheue rohe Gewalt.«
    »Wie schade. Ich hatte auf einen ebenbürtigen Gegner gehofft. Aber nun ist's nicht zu ändern.« Er befingerte gelangweilt die japanischen Figuren, die auf seinen Gürtel aufgestickt waren. »Ich hege ja ernsthafte Zweifel an Ihrer Männlichkeit; doch Kirsti meint, daß Sie männlicher seien, als Sie sich den Anschein gäben. Bald werden wir es genauer wissen.«
    Pitt schluckte seine Wut hinunter und brachte ein ängstliches Zittern zustande. »Lassen Sie mich in Ruhe; lassen Sie mich in Ruhe!« Seine Stimme überschlug sich, fast kreischte er. »Warum wollen Sie mir weh tun? Ich habe Ihnen nichts getan.« Sein Mund zuckte, sein Gesicht war vor Angst verzerrt. »Es war gelogen, daß ich Ihr Boot in die Luft gejagt habe. Ich habe es in dem Nebel gar nicht gesehen, ich schwöre es. Sie müssen mir glauben …«
    Die zwei Wächter sahen sich an und tauschten einen angewiderten Blick; auf Rondheims Gesicht aber zeigte sich mehr als bloßer Ekel ihm schien wahrhaft übel zu sein. »Genug!« rief er herrisch. »Hören Sie mit diesem Gesabber auf! Erheben Sie sich!«
    Pitt sah ihn mit irrem Blick an, einem Blick voll von panischem Entsetzen. »Sie haben keinen Grund, mich umzubringen. Ich sage Ihnen alles, was Sie wollen. Bitte! Sie können mir vertrauen.« Er stand auf, ging auf Rondheim zu und streckte ihm mit einer flehenden Geste die Hände offen entgegen.
    »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind!« donnerte Rondheim.
    Pitt erstarrte. Alles lief wie geplant. Er konnte nur hoffen, daß Rondheim schnell eines Opfers überdrüssig werden würde, das sich nicht wehrte, das ihm überhaupt keinen Widerstand entgegensetzte.
    »Ein Major der US Air Force!« Rondheim verzog sein Gesicht zu einer höhnischen Grimasse.
    »Ich möchte wetten, Sie sind nichts weiter als ein schwuler Schwächling, der es nur dank des väterlichen Einflusses bis zum Major gebracht hat. Gleich werden Sie wissen, was es heißt, von einem anderen Menschen geschlagen zu werden. Ein Jammer, daß Sie nicht mehr so lange zu leben haben, um gründlich über Ihre schmerzhafteste Unterrichtsstunde in

Weitere Kostenlose Bücher