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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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qualvolle Versuche, den gelben Schimmer zu erhaschen, von dem er wußte, daß er das Fenster zur Welt des Bewußtseins war. Aber so oft er meinte, es in Händen zu halten, entglitt es ihm immer wieder, und er wußte, daß er von neuem in das Dunkel des Nichts zurücksinken würde. Tot, dachte er verschwommen; ich bin tot.
    Dann wurde ihm bewußt, daß da noch etwas anderes war, ein Gefühl, das er eigentlich gar nicht hätte empfinden dürfen. Es drang durch das Dunkel auf ihn ein und wurde mit jedem Augenblick stärker. Endlich begriff er, was das war, und er wußte, daß er immer noch zu den Lebenden gehörte: Schmerz, wunderbarer, qualvoller Schmerz. Er überschwemmte in einer heißen Woge seinen Körper. Pitt stöhnte auf.
    »O Herr im Himmel, hab Dank! Hab Dank, daß du ihn zurückgebracht hast!« Die Stimme schien aus einer kilometerweiten Ferne zu kommen. Er nahm sich gewaltsam zusammen, und wieder drang sie zu ihm durch. »Dirk! Ich bin's, Tidi!« Dann herrschte Stille.
    Pitt fühlte, wie es heller um ihn wurde und wie klare, frische Luft seine Lungen belebte. Sein Kopf lag in einen weichen Arm gebettet. Sein Blick war noch unscharf; nur schemenhaft konnte er die Gestalt erkennen, die sich über ihn beugte. Er versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein Ächzen und ein zusammenhangloses Murmeln zustande. Er starrte hilflos in das Gesicht über sich.
    »Es scheint, daß Major Pitt von den Toten aufersteht.«
    Pitt konnte die Worte kaum verstehen. Es war nicht Tidis Stimme, soviel war sicher; sie hatte einen tiefen, männlichen Klang.
    »Sie haben ihn ziemlich gründlich fertiggemacht«, fuhr die unbekannte Stimme fort. »Es wäre wohl besser für ihn gewesen, wenn er gestorben wäre, ohne noch einmal zum Bewußtsein zu kommen. So wie die Sache aussieht, wird keiner von uns …«
    »Er wird es schaffen.« Das war wieder Tidi. »Er muß es … er muß es einfach. Dirk ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Hoffnung … Hoffnung?« flüsterte Pitt. »Ich war einmal mit einem Mädchen namens Hoffnung verabredet.«
    Der Schmerz stach und bohrte wie ein weißglühendes Eisen in seiner Seite, doch seltsamerweise spürte er im Gesicht gar nichts; das mißhandelte Fleisch dort war taub. Dann wußte er warum, wußte auch, warum er nur Schatten wahrnahm. Sein Sehvermögen, oder wenigstens ein Teil davon, kehrte zurück, als Tidi den feuchten Stoffetzen, ein Stück ihrer Nylonstrumpfhose, von seinem Gesicht nahm. Pitts aufgerissenes und aufgequollenes Gesicht war so gefühllos, weil Tidi die Risse und Quetschungen ständig mit Eiswasser aus einer nahen Pfütze benetzt hatte, um damit ein allzu starkes Anschwellen zu verhindern. Die Tatsache, daß Pitt überhaupt etwas sehen konnte, bewies zur Genüge, daß sich Tidi nicht umsonst bemüht hatte.
    Unter großen Anstrengungen blickte Pitt sie an. Ihr Gesicht, umrahmt von dem langen, rehbraunen Haar, war bleich und ängstlich. Dann ließ sich abermals die andere Stimme vernehmen, und ihr Klang war Pitt nicht länger mehr fremd.
    »Haben Sie wenigstens die Autonummer des Lastwagens mitgekriegt, Major, der Ihnen wie eine Planierraupe über Ihr ohnehin nicht besonders hübsches Gesicht gefahren ist?«
    Pitt drehte seinen Kopf zur Seite, blickte in das gezwungen lächelnde Gesicht von Jerome P. Lillie und sagte mühsam: »Glauben Sie mir, wenn ich sage: es war ein Riese mit Muskeln, so dick wie drei Baumstämme?«
    »Natürlich«, gab Lillie zurück. »Vor allem, weil Sie gleich hinzufügen werden: ›
Wenn Sie meinen, ich sähe miserabel aus, dann sollten Sie sich erst einmal den andern Kerl anschauen.‹
«
    »Ich muß Sie enttäuschen. Ich habe ihm kein Härchen gekrümmt.«
    »Sie haben sich nicht gewehrt?«
    »Ich habe mich nicht gewehrt.«
    Lillie war baß erstaunt. »Sie standen einfach da und haben diese … diese entsetzlichen Prügel über sich ergehen lassen, ohne etwas dagegen zu tun?«
    »Haltet endlich euren Mund!« In Tidis Stimme hielten sich Ärger und Sorge die Waage.
    »Wenn auch nur einer von uns überleben soll, müssen wir Pitt wieder auf die Beine bringen. Es ist keine Zeit, einfach hier herumzusitzen und nutzlose Reden zu halten.«
    Pitt gelang es, sich aufzurichten. Ein roter Nebel aus Schmerz wallte vor seinen Augen auf, als sich seine gebrochene Rippe meldete. Die unbedachte plötzliche Bewegung erweckte in ihm das Gefühl, als hätte jemand seine Brust mit einer riesenhaften Flachzange gepackt und dann mit aller Gewalt zusammengedrückt. Vorsichtig

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