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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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näher kennen Sie ihn nicht?«
»Nee, wieso?«
Judith Brunner entschied, Lemke jetzt nicht aufzuklären. Wer weiß, wie das Gespräch weiter verlaufen würde, wenn Lemke von seinem zweiten Bruder erführe. Stattdessen fragte sie: »Und Ihr Halbbruder? Warum musste Bruno Michaelis sterben?«
»Der hatte keine Nerven!«, ereiferte sich Lemke, »der wollte mich verpfeifen.«
»Wann hat er Ihnen das denn gesagt?«
»Vorgestern Abend. Ich war bei ihm, wollte hören, was es Neues gibt. Er erzählt mir von dem Jungen und der gefundenen Leiche. Der war total aufgeregt. Hatte das wohl beim Einkaufen gehört und die Polizei hatte er auch schon im Haus. Na ja, er machte ziemlichen Ärger, war dann fix und fertig und hat sich hingelegt; musste sich beruhigen.«
»Weiter, Herr Lemke.«
»Na, der Bruno fing an zu schnarchen, und ich guckte mich etwas um bei ihm.«
»Sie haben das ganze Geld gefunden«, bluffte Judith wieder und es klappte erneut.
Irgendwie lief das ganze Verhör sowieso zu glatt. Vom überheblichen Gehabe Lemkes und den üblichen Mätzchen gegenüber den Vernehmenden einmal abgesehen, antwortete er zügig und machte brauchbare Angaben zum Sachverhalt. Wieso hielt er nicht einfach seinen Mund?
Judith Brunner ahnte den Grund: Lemke war bei der Entführung des Jungen gefasst worden. Da gab es nicht viel zu leugnen. Damit war er auch eindeutig mit den Morden an Wolff und Michaelis belastet. Lemke war clever und ahnte, was man ihm nachweisen konnte. Also gab er die Morde eben zu. Damit glaubte er allzu intensive Ermittlungen verhindern zu können, die möglicherweise weitere Verbrechen aufgedeckt hätten. Doch diesen Vermutungen musste Judith später nachgehen.
Lemke bestätigte gerade: »Ja. Paar tausend Mäuse. Und ’ne Menge Papierkram, Briefe und so. Hab ich alles mitgenommen, hab’s aber noch nicht angeguckt.«
»Und dann?«
»Was sollte ich machen? Ich hatte das Geld gefunden. Und er wollte mich verraten. Er hätte so etwas wie ein Gewissen, hat er gesagt. Auf seinem Schreibtisch lag so ein schmales Messer bei den Briefumschlägen. Das hab ich eben genommen. Er schlief ganz fest, hat bestimmt nicht gelitten.«
Die Polizisten sahen ihn entsetzt an.
»Na und, ich hab ihn erstochen. Hab mich im Haus vom Bruno noch weiter umgesehen, aber nichts mehr gefunden, was ich brauchen kann. Dann hab ich ihn auf seine Sofadecke gelegt, rausgetragen, aufgeschnitten und in, na ja, Sie wissen schon, in die Wetterstation gepackt.«
»Und wo ist die Decke?«
»Weggeschmissen. Das Messer auch.«
»Wohin?«
»Wiepker Teich, hinten beim Bach. Da friert’s nicht zu.«
»Auch Ihr breites Messer, das für die Schnitte?«, hakte Dr. Grede nach.
Lemke bestätigte: »Ja. Hab noch zwei andere.«
Judith Brunner holte tief Luft und sah zu ihrem Kollegen. Der nickte. Sie hatten fürs Erste genug erfahren. Sie fragte der Form halber, ob Berthold Lemke noch etwas hinzuzufügen hätte oder noch etwas sagen wollte.
Sie erhielt keine Reaktion.

Thomas Ritter und Walter Dreyer waren inzwischen aus Wiepke zurück und warteten gemeinsam mit Lisa Lenz ungeduldig im Besprechungsraum auf das Ende des Verhörs. Irgendwie hatte sich jeder etwas zum Schreiben oder Durchblättern gesucht, aber konzentriert arbeitete niemand. Als sie dann endlich das Öffnen und Schließen der Tür vom Vernehmungsraum hörten, liefen sie Judith Brunner und Dr. Grede auf dem Flur entgegen.
Sie konnten sehen, wie Berthold Lemke abgeführt wurde.
»Er hat gestanden«, teilte Judith Brunner das Ergebnis des langen Verhörs mit.
Die Erleichterung war bei allen groß. Sie freuten sich aufrichtig miteinander.
»Das war von Ihnen allen gute Arbeit in den letzten Tagen. Vielen Dank! Und nun machen Sie Feierabend; Sie, Herr Ritter, haben sich den wirklich verdient. Um den Rest kümmern wir uns ab Montag.«
Später, in ihrem Büro, ging Judith an das große, ungeputzte Fenster und sah durch ihr Spiegelbild hinaus zu den Lichtpunkten der Straßenlaternen. Sie hatten den Mörder überführt und sein Geständnis. Der Junge war gerettet und in Waldau konnte wieder alles seinen gewohnten Gang gehen. Sie sollte zufrieden sein. Doch die bösen Ahnungen zu weiteren Verbrechen Lemkes konnte sie nicht verdrängen. Mit wem würde sie darüber reden können?
Walter klopfte leise an den Türrahmen und unterbrach so ihre Gedanken. »Kommen Sie, ich nehme Sie mit nach Hause«, half er Judith wenig später in den Mantel.
Lisa Lenz stand mit ihm in der Tür, bereits

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