Eisblumen zum Valentinstag
Tisch winkte, um ihr das versprochene Frühstück vorzusetzen.
Grant saß wie festgewachsen auf seinem Stuhl, blätterte in der New York Times und schaute nicht auf, als Kyra den Raum betrat. Offenbar war er bereit, bezüglich des delikaten Zwischenfalls keinen provokanten Spruch von sich zu geben, was sie ihm hoch anrechnete. Dennoch blieb sie nervös und angespannt, als sie ihm gegenüber Platz nahm.
Sie hatte ein vorzügliches Frühstück genossen und den besten Kaffee bekommen, den sie je getrunken hatte. Milly hatte nicht übertrieben. Das war kein Vergleich zu der bitteren Brühe, die sie sonst kannte.
„Nervös?“
Kyra warf Grant einen flüchtigen Seitenblick zu. Vor zehn Minuten hatte Benson sie abgeholt, um sie in die New Yorker Filiale zu fahren. Der Laptop lag aufgeschlagen auf ihren Knien und sie versuchte immer noch vergeblich, sich auf die Informationen zu konzentrieren, die sie von Grants USB-Stick auf ihre Festplatten gezogen hatte.
Beunruhigt starrte sie vor sich hin. Er bezog sich nicht auf heute Morgen, er dachte nur an den bevorstehenden Besuch. Eigentlich ging ihr genau dieser Besuch gerade am Allerwertesten vorbei. Sie hatte andere Gründe, feuchte Hände zu bekommen.
„Ja, ziemlich“, erwiderte sie wahrheitsgemäß. „Ich bin immer noch unvorbereitet und weiß nicht, was mich erwartet.“
„Das ist kein Vorstellungsgespräch, Kyra.“ Die Art, wie er ihren Namen aussprach, verursachte ein erregtes Flattern in ihrem Inneren. Sie wandte den Kopf und begegnete seinem unergründlichen Blick. „Du solltest dir stets ins Gedächtnis rufen, warum man dich aus London hergeschickt hat. Die Kollegen hier fürchten dich mehr, als du sie fürchten musst.“
„Ich dachte, es wüsste niemand, aus welchem Grund ich wirklich hier bin.“
Ein sachtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und ihr Herz machte einen aufgeregten Hüpfer.
„Das muss auch niemand wissen. Du bist Mike Mannings persönliche IT-Koryphäe. Dein guter Ruf eilt dir voraus. Dass man dich überhaupt hergeschickt hat, sorgt für Unruhe. Jeder in New York kennt die Loblieder vom obersten Boss auf Käpt’n Cook.“
Kyra stutzte.
Hatte sie sich verhört?
„Käpt’n Cook?“
Er lachte leise.
„Ja,
den
Spitznamen hast du weg.“
Sie schnitt eine Grimasse.
„Wow! Ich weiß noch nicht, wie schmeichelhaft ich das finden soll.“ Fragend musterte sie ihn. „Trotzdem verstehe ich nicht, warum man mich fürchtet. Ich bin nur Programmiererin, nicht Mannings Prokurist.“
„Das sagst du. In der Regel bedeutet ein Besuch aus der Zentrale, dass Änderungen folgen. Das Budget wird gekürzt, Abteilungen werden verkleinert, Menschen verlieren ihre Jobs.“
„Dafür fehlen mir sämtliche Handlungsbefugnisse“, warf sie ein.
„Das wissen wir beide“, gab er zurück, „aber nicht der Rest der Firma. Jeder hier ist überzeugt, du hast großen Einfluss auf Manning.“
„Ach ja?“
„Da wir hier alle glaubten, du wärest ein Mann, gingen viele davon aus, dass du im Geheimen die rechte Hand vom Boss bist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, die Gerüchte werden nach deinem heutigen Besuch in eine andere Richtung wandern.“
„Was meinst du damit?“
„Du bist eine hübsche Frau, da ist es nahe liegend, dass du nicht nur ein geschäftliches Verhältnis mit Manning führst.“
Kyra starrte ihn mit offenem Mund an.
Meinte er das tatsächlich ernst?
Er sah nicht danach aus, als würde er scherzen. Allerdings tat er das nie. Leider war auch das leise Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Sie kräuselte die Lippen.
War das der Grund für sein seltsames Verhalten ihr gegenüber? Glaubte er auch, sie hätte eine Affäre mit dem großen Boss?
Was dachte er sich dabei?
Manning hätte ihr Vater sein können. Sie mochte ihren Boss und sie kannte ihn schon eine kleine Ewigkeit, aber das ging eindeutig zu weit. Ganz davon zu schweigen, dass er seit über dreißig Jahren verheiratet war.
Verstimmt musterte sie ihr Gegenüber.
„Denkst du das auch?“
Für einen Moment starrte er nur zurück und sie war fast schon überzeugt, er würde sich einfach wortlos wegdrehen.
„Ehrlich gesagt, geht mich das nichts an“, stellte er fest. „Aber euer Verhältnis zueinander erscheint mir sehr ... intensiv.“ Ihre Augenbrauen zuckten ein Stück nach oben. „Er hält große Stücke auf dich und er lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er dir voll und ganz vertraut.“
In ihrer Kehle entstand ein galliger
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