Eisblumen zum Valentinstag
müssen, dass sie Ärger bedeutete.
„Du kennst mich nicht“, stellte er fest.
Entschlossen drückte er die Klinke herunter, schaltete das Licht in dem Schlafzimmer ein und war mit drei Schritten neben dem Bett, um ihren Koffer abzustellen. Als er sich umdrehte, stand sie in der Tür und musterte schweigend ihre neue Unterkunft.
„Was ist? Gefällt es dir nicht?“
Er klang barsch. Kyra spürte, dass sie mit ihrer Fragerei zu weit gegangen war. Tief durchatmend überlegte sie einen Moment lang, sich zu entschuldigen, entschied sich dann allerdings dagegen. Sie war müde und übernächtigt und es machte sie nervös, mit ihm allein hier zu sein. In diesem Zustand plapperte sie eben gern drauf los.
Abgesehen davon hatte er es nicht anders verdient. Hätte man sie nicht an einem Donnerstagabend von daheim entführt, um sie fast sechstausend Kilometer weit nach Übersee zu verfrachten, würde sie nun nicht hier stehen und ihren uncharmanten Gastgeber zur Weißglut treiben.
„Doch, es ist sehr hübsch“, erwiderte sie gelassen. Das war es tatsächlich, aber Grant schien seine schlechte Laune endgültig zurückgewonnen zu haben. Er wirkte wenig empfänglich für Komplimente.
„Gut, stell dir den Wecker und versuch, ein paar Stunden zu schlafen. Um zehn machen wir uns auf den Weg.“
Er drängte sich an ihr vorbei und verschwand Richtung Treppe. Schulterzuckend schloss Kyra die Tür hinter ihm und ging zum Bett hinüber.
Sie musste nur ein paar Tage die Zähne zusammenbeißen, ihren Job erledigen und würde in Kürze schon wieder heimfahren. Nachdem sie den Wecker an ihrem Handy eingestellt hatte, schälte sie sich aus ihrer Kleidung und schlüpfte ohne Umschweife zwischen die weichen Laken des Bettes.
Für den Moment war ihr egal, was Grant dachte oder worüber er sich ärgerte. Sie wollte nur noch schlafen und nicht mehr darüber grübeln, welche Laus diesem Mann eigentlich über die Leber gelaufen war.
Kyra war eingeschlafen, ehe ihr Kopf das Kissen berührte.
4. Kapitel
„Guten Morgen.“
Unausgeschlafen und in Gedanken versunken zuckte Kyra zusammen, als eine gut gelaunte Stimme in ihr Bewusstsein drang und sie dazu veranlasste, den Blick zu heben. Verwirrt starrte sie die dunkelhäutige Frau mit dem schwarzen Haar an, die in diesem Moment mit zwei Einkaufstüten bepackt die Küche betrat und Kyra ein freundliches Lächeln schenkte.
„Guten Morgen“, erwiderte sie.
Kyra unterdrückte ein Gähnen. Sie war erst vor fünf Minuten aus dem Bett gekrochen, hatte sich in einen bereitliegenden Bademantel gehüllt und war orientierungslos in die Küche hinuntergeschlichen.
Ihre Stimme war noch rau vom Schlaf und sie fühlte sich wie erschlagen. Das Haar stand ihr wirr vom Kopf, sie hatte noch nicht geduscht, war ungeschminkt und fühlte sich gerade ziemlich elend.
Drei Stunden Schlaf waren definitiv zu wenig. Sie war zu alt für so was.
Am liebsten wäre sie zurück in das weiche Bett geschlüpft und hätte sich die Decke über den Kopf gezogen. Doch in zwei Stunden musste sie reisefertig sein, weil Grant sie in die New Yorker Filiale schleppen würde. Kyra unterdrückte ein frustriertes Stöhnen.
Die Kaffeetasse, die vor ihr stand, hatte sie bislang noch nicht angerührt. Es war einer dieser seltenen Tage, an denen sie wusste, ihr blieb keine andere Wahl, als sich mit Koffein wachzuhalten. Nicht unbedingt ihr Lieblingsgetränk.
Die Fremde mit dem modischen Kurzhaarschnitt stellte ihre Tüten ab, zog sich den Mantel aus und trat schließlich zu Kyra an den Tisch.
„Hallo! Sie müssen Miss Cook sein.“ Ihre Lippen teilten sich und die weißen Zähne leuchteten Kyra geradezu an, als diese nickte. „Ich bin Mr. Travers’ Haushälterin, ich bin unter der Woche immer vormittags hier. Mein Name ist Milly.“
Kyra ergriff die Hand, die ihr gereicht wurde, und erwiderte müde das herzliche Lächeln. Sie schätzte ihr Gegenüber auf Mitte fünfzig, sehr sympathisch und nett.
„Nennen Sie mich Kyra“, gab sie zurück. „Entschuldigung, ich bin noch nicht ganz wach.“
Milly zwinkerte ihr verschwörerisch zu und deutete auf die Kaffeetasse.
„Mit dem Gebräu werden Sie das auch nicht, Schätzchen.“ Sie lachte leise, ging zu der Anrichte hinüber und schaltete das Radio ein. Leise Reggaemusik erfüllte den Raum. „Ich mache Ihnen meinen Spezialkaffee und ein gutes Frühstück, danach fühlen Sie sich besser. Versprochen! Es wird allerdings einen Moment dauern.“
„Das klingt toll.“ Kyra
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