Eisblumen zum Valentinstag
Geschmack.
Das klang deutlich nach dem stillen Vorwurf, sie habe sich hochgeschlafen. Das passte zu diesem bornierten Macho.
Kyra nickte bedächtig.
„Ich nehme an, in deiner Welt zählt man als Frau nur etwas, wenn man am Herd steht.“
Grant runzelte die Stirn und betrachtete ihre verschlossene Miene. Ihre vollen Lippen hatte sie zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Er benötigte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, dass sie stinksauer war.
„Das habe ich nicht behauptet“, entgegnete er.
„Nein, du sprichst mir lediglich ab, dass ich Manning durch Ehrgeiz, Fleiß und Leistung überzeugt habe.“
„Ich habe nichts dergleichen getan. Ich zeige dir nur auf, was für ein seltsames Bild euer Verhältnis bietet und wie es nach außen wirkt. Leute reden nun mal gerne und nichts ist schöner als Gerüchte, die den Chef betreffen.“
Ihre ausdrucksvollen, rauchgrauen Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
„Es ist nicht mein Problem, dass ihr alle so eine verdorbene Phantasie habt.“
Grant schüttelte missmutig den Kopf.
„Darüber diskutiere ich jetzt nicht weiter mit dir.“ Er deutete auf ihren Laptop. „Klapp ihn zu. Wir können uns am Wochenende mit den vorliegenden Informationen beschäftigen, dann stehe ich dir auch für Fragen zur Verfügung. Der Tag heute wird ohnehin kurz, die Leute wollen alle früh nach Hause und bei den derzeitigen Temperaturen ist niemand scharf darauf, länger als nötig zu bleiben.“
Sie atmete tief durch, tippte hektisch auf der Tastatur herum und nickte, ohne ihn anzusehen.
„In Ordnung.“
Verärgert wandte Grant den Blick auf die vorbeihuschenden Straßenschluchten, ohne etwas von seiner Umgebung zu sehen.
Warum hatte er nicht einfach den Mund gehalten?
Die Frage, was zwischen dem Boss und ihr lief, beschäftigte ihn seit dem Moment, als sie in Mannings Büro neben ihm gesessen hatte. Grant war es nicht gewohnt, dass ein Vorgesetzter voller Lobhudelei für seine Angestellten war. Doch selbst wenn es Manning gewesen war, den sie am Telefon mit „Hey Schatz“ begrüßt hatte, ging es Grant nichts an.
Wütend klappte Kyra den Laptop zu und stopfte ihn in ihre Tasche. Je schneller dieser Tag vorbei war, desto besser. Nach dem peinlichen Auftakt am Morgen war der Disput mit Grant noch das Tüpfelchen auf dem i. Dass er ihr unterstellte, ein Verhältnis mit Manning zu haben, traf sie an einem sehr empfindlichen Punkt.
„Ich stelle dich zuerst Charles Fogg vor.“ Sie zuckte zusammen, als Grant sie erneut ansprach. Er klang kühl und unbeteiligt. „Er ist der stellvertretende Geschäftsführer in New York und erwartet dich bereits. Du solltest vorsichtig sein mit dem, was du ihm gegenüber sagst. Fogg ist nicht dumm und er würde lieber heute als morgen an Mannings Stuhl im Aufsichtsrat sägen.“ Als sie zu ihm hinübersah, starrte Grant aus dem Seitenfenster und achtete gar nicht darauf, ob sie ihm zuhörte. „Der eigentliche Geschäftsführer, Jonathan Mayer, ist eingeweiht, befindet sich aber derzeit im Krankenhaus. Ich werde ihn dir zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Nach unserem Besuch bei Fogg erhältst du in unserer Sicherheitszentrale eine personifizierte Chipkarte, die dir den Zugang zu allen relevanten Bereichen ermöglicht. Danach bringe ich dich zu deinem künftigen Mitarbeiter.“ Er wandte den Kopf und musterte sie eindringlich. „Hast du dir eine Ausrede einfallen lassen, warum du vor Ort bist?“
„Wäre das nicht deine Aufgabe gewesen?“, fragte Kyra mit hochgezogenen Augenbrauen. Grants grüblerische Miene verschwand und sein Gesicht verfinsterte sich. Sie seufzte leise.
Eins war klar, Ironie verstand er offenbar genauso wenig wie Humor.
„Das war nur ein Scherz“, bemerkte sie und zog fröstelnd den Mantel unter dem Kinn zusammen. Obwohl die Heizung in der Limousine auf Hochtouren lief, war ihr immer noch kalt. „Ich habe mir gedacht, dass Manning die Entwicklung eines neuen Softwareprogramms in Auftrag gegeben hat. Ein Kontrollsystem, das neben den Arbeitszeiten in erster Linie die individuelle Internetnutzung der Mitarbeiter überwacht. Der Grund dafür wäre zum Beispiel das vermehrte Aufkommen von Besuchen auf pornographischen Plattformen. Dieses Programm muss natürlich erst noch geschrieben werden, um eine spezifische Anpassung an unser hiesiges Betriebssystem vorzunehmen.“
„Damit machst du dir keine Freunde“, warf Grant ein. Schulterzuckend betrachtete sie ihre Fingernägel.
„Ich weiß
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