Eisblumen zum Valentinstag
sich daran erinnern, aber sie hatte nicht erwartet, dass die Mitarbeiter in eine alte Lagerhalle verfrachtet wurden.
War dieses Ding überhaupt beheizt?
Grant wandte sich wieder dem Eingang zu, dessen Türen den einzigen Blickfang boten. Dunkles, warmes Holz mit Glaseinsätzen, in denen ein verschnörkeltes Jugendstildekor eingelassen war.
„Denk daran vorsichtig zu sein“, betonte er zum wiederholten Mal. „Solang wir den oder die Täter nicht überführt haben, ist jeder verdächtig.“
Sie zog eine Grimasse hinter seinem Rücken und bemühte sich, das Klappern ihrer Zähne zu ignorieren.
„Schon gut, Grant, ich habe es bereits die letzten vier Male verstanden.“
„Das hoffe ich. Dein Büro liegt im Übrigen direkt neben meinem. Auf diese Weise bin ich in deiner unmittelbaren Nähe und wir bleiben in ständigem Kontakt.“
Er drückte die Türen auf und Kyra folgte ihm eilig. Ganz gleich, was sie dort drin erwartete, alles war besser als die eisige Kälte hier draußen.
Der verwahrloste Eindruck, den Kyra vor den Lagerhallen bekommen hatte, verflüchtigte sich in dem Augenblick, da sie durch die Tür trat und sich in einer eleganten Eingangshalle wiederfand, die jedem Nobelhotel hätte Konkurrenz machen können. Das Innere der alten Weberei stand in drastischem Gegensatz zu dem Äußeren des Fabrikgebäudes.
Sie wurde von einem vier Meter hohen Raum in Empfang genommen, der trotz seiner enormen Größe eine angenehme Gemütlichkeit ausstrahlte. Die alten Holzdielen, die den Boden bedeckten, waren aufgearbeitet und versiegelt worden. Ihr warmer Ton bildete einen schönen Kontrast zu den hellgrauen Wänden. Sandfarbene Polstergruppen mit modernen Glastischen, dicken Teppichen und ausladenden Kübeln voller Grünpflanzen bildeten gemütliche Ecken zum Verweilen.
An langen Stahlseilen hingen mehrarmige Lampen aus Glas von der Decke und schenkten dem Raum eine gemütliche, angenehme Beleuchtung. Gute acht Meter von der zweiflügeligen Eingangstür entfernt befand sich ein halbmondförmiger, aus Milchglas gestalteter Empfangsschalter, hinter dem ihnen zwei adrett gekleidete Damen mit perfekt gestylter Frisur und professionellem Lächeln entgegenblickten.
„Schön Sie wieder zu Hause zu haben, Mr. Travers“, bemerkte die Frau auf dem rechten Platz.
Kyra folgte Grant, zog sich die Mütze vom Kopf und sah verstimmt dabei zu, wie er hinter den Schalter trat und der Rothaarigen einen Kuss auf ihren Handrücken hauchte.
„Schön, wieder hier zu sein, Paulina“, erwiderte er galant. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.
Was für ein Schleimer!
Kyra unterdrückte ein verächtliches Schnauben. Es war erstaunlich, in was für einen Charmebolzen er sich bei anderen Frauen verwandeln konnte, während er sich ihr gegenüber benahm wie das Ekel vom Dienst.
Verstohlen musterte sie die beiden Empfangsdamen. Eine groß gewachsen und sportlich schlank, die andere klein und zierlich. Beide sehr hübsch, rote Locken und ein brünetter Pagenkopf. Natürlich war er zu ihnen nett und zuvorkommend. Sie entsprachen offenbar genau seinem Typ und sie hingen wie zwei Groupies an seinen Lippen.
War es tatsächlich
das
, was er wollte?
Betont gelangweilt begann Kyra ihren Mantel aufzuknöpfen und sah sich interessiert in der Empfangshalle um. Sie bemerkte ein paar Kameras in den Ecken. Ein Teil der Firma wurde also doch überwacht, wenn auch auf andere Art als erwartet. Die Wachmänner, die sie sich vorgestellt hatte, gab es jedenfalls nicht. Aber Grant schien zumindest einen Teil seiner Pläne bereits in die Tat umgesetzt zu haben.
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er unbeirrt mit den Damen am Empfang flirtete, und fragte sich, wie lang sie hier nun wie ein abgestellter Regenschirm herumstehen sollte.
Ärger stieg in ihr auf.
Sie wandte den Kopf und sah zu ihm hinüber. Gegen den Schalter gelehnt, kokettierte er selbstvergessen herum und schien Kyra völlig aus seinem Gedächtnis gestrichen zu haben.
Sie musterte seinen Hinterkopf aus schmalen Augen.
Was hatte er noch gesagt?
Man fürchtete ihre Ankunft?
Nun, wenn man sich ohnehin das Maul über sie zerreißen und ihr eine Affäre mit dem obersten Boss nachsagen würde, dann war sie ab diesem Augenblick auch nicht länger gewillt, sich von Grant wie ein lästiges Hühnerauge behandeln zu lassen.
Entschlossen strich sie sich das Haar glatt, schob die Brille auf ihrer Nase zurecht und trat mit einem breiten Lächeln an den Tresen. Die beiden
Weitere Kostenlose Bücher