Eisblumen zum Valentinstag
darauf zu, ob er wütend war.
„Er ist mein Ex-Freund“, wisperte sie.
„Dein was?“
„Du hast mich schon verstanden“, giftete sie. „Michael und ich haben uns vor gut einem Jahr getrennt, aber ich habe keine Ahnung, was er hier tut oder was er von mir will. Er hat den Bruch herbeigeführt, und ich gehöre weder ihm noch sonst jemandem.“
„Was will er hier?“
Wütend starrte sie in die Schwärze vor ihren Augen, wohl wissend, dass er es ohnehin nicht sah.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, wollte sie wissen.
Seine Finger schlossen sich unsanft um ihren Oberarm und zogen sie vom Boden hoch.
„Du tust mir weh“, beschwerte sie sich.
„Ich höre damit auf, wenn du mir alles erzählt hast.“
Sie spürte, wie er sie zu den Schranktüren zog.
Sekunden später standen sie im Freien und Grant führte sie mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit durch den dunklen Raum. Geräuschlos öffnete er die Tür zum beleuchteten Korridor, steckte den Kopf hindurch und sah sich um. Rasch schlüpften sie hinaus und hasteten durch das halbe Gebäude, zurück zu Grants Büro.
„Rede!“
Kyra fühlte sich wie bei einem Verhör.
Er hatte sie auf einen Stuhl neben dem Besuchertisch gesetzt und die Lampe in einem Winkel auf sie gerichtet, dass deren Licht sie blendete. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand er selbst an seinen Schreibtisch gelehnt und starrte sie an. Sein Gesichtsausdruck war nicht mehr nur finster, er war eisig.
„Stell deine Fragen, wenn du was wissen willst.“
In ihr tobten Wut und Enttäuschung.
Irgendwie hatte sie geahnt, dass er sie ebenfalls verdächtigte und mit seiner Reaktion auf Michaels Auftauchen bestätigte er ihre Vermutung. Dass er sich nun benahm wie der böse Bulle in einem schlechten Krimi, setzte dem Ganzen noch die Krone auf.
„Wer ist dieser Typ?“
„Sein Name ist Michael Cambry. Er ist zweiundvierzig, wurde in Manchester geboren und ist in London aufgewachsen.“
„Was macht er beruflich?“
„Soweit mir bekannt ist, ist er Wachmann.“ Sie rümpfte die Nase. „Wie du siehst habe ich eine Vorliebe für viele Muskeln und wenig Hirn.“
Unbeeindruckt starrte er sie an.
Kyras Schultern sackten herunter. Sie machte sich keine Illusionen darüber, wie es zwischen ihnen weiter laufen würde. Das was gewesen war, war nun unwiderruflich vorbei.
Leider schlich sich in das Bedauern, das sie empfand auch noch etwas anderes, das sie lieber verdrängt hätte. Es schmeckte scharf und bitter.
„Wo?“
Tief durchatmend strich sie sich das Haar aus der Stirn. Keine Schwäche zeigen!
„Garbage Doyle. Das ist ein Pharmazieunternehmen mit Sitz in London.“
„Wie lang wart ihr zusammen?“
„Nicht ganz zwei Jahre.“
„Hat er dich je nach deinem Job befragt?“
Verärgert musterte sie ihn.
„Natürlich hat er gefragt, wir haben sogar zusammen gewohnt. In einer funktionierenden Beziehung ist es meiner Meinung nach üblich, dass man sein Leben miteinander teilt.“
„Was hast du ihm erzählt?“
„Die üblichen Dinge. Womit ich gerade beschäftigt war, worüber ich mich geärgert habe.“ Sie hob die Hand als er den Mund öffnete. „Du brauchst gar nicht nach dem Virus zu fragen, davon habe ich ihm nie erzählt. Ich habe mich bis heute nicht mit diesen Programmen beschäftigen müssen, also war das auch nie ein Thema zwischen uns.“
„Kannte er Nikolai Wanjew?“
Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine steile Falte.
„Ja, aber ...“
„Hatten die beiden näheren Kontakt?“
„Nein ...“
Unwirsch unterbrach er sie.
„Woher kannten sie sich dann?“
Sie seufzte leise.
„Sie haben sich auf der Weihnachtsfeier vor drei Jahren kennen gelernt und ein paar Worte gewechselt, das war alles.“
„Wie lang warst du da schon mit Michael liiert?“
„Etwa zwei Wochen. Worauf willst du hinaus?“
Er trat auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und sah ihr in die Augen. In seinem Blick lag kalte Wut.
„Schon mal darüber nachgedacht, dass er nur mit dir zusammen war, um an Informationen zu kommen?“
Einen Moment lang glotzte sie ihn mit offenem Mund an.
Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Nur weil
er
sie nicht schätzte, bedeutete es keineswegs, dass gar kein Mann wirkliches Interesse an ihr hegte. Eine Weile war sie mit Michael durchaus glücklich gewesen.
„Du spinnst“, stellte sie fest. Zu ihrem Ärger konnte sie den unsicheren Unterton nicht aus ihrer Stimme verbannen.
„Ach ja? Warum habt ihr euch
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