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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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etwas geschehen sein. Es brauchte schon einiges, um ihn aus der Bahn zu werfen. Vincent war Gabriel dankbar, dass er nicht nachfragte, denn er wollte das alles plötzlich nicht mehr erzählen. Die Scham saß einfach zu tief. Dankbar vergrub er die Nase schließlich an Gabriels Schulter. So nah war er Gabriel bewusst noch nie gekommen. Nicht mit dem Bedürfnis nach Nähe zumindest. Er hatte immer gefunden, dass Männer eine gewisse körperliche Distanz wahren sollten, doch gerade fühlte er, dass er diese Nähe zu einem Menschen brauchte, dem er seine folgenschwere Frage stellen konnte.
    „Woher weiß man eigentlich, ob man schwul ist?“ Er konnte regelrecht spüren, wie Gabriel erstarrte und Luft holte, um zu antworten. Dennoch vergingen einige Sekunden, bis seine Stimme erklang.
    „Ich denke, man weiß es einfach ... Man spürt es ...“
    Mit so einer Antwort konnte Vincent nichts anfangen.
    „Und wenn man es nicht merkt? Wenn man einfach nicht mehr sicher ist, ob man es vielleicht doch nicht ist, was macht man dann?“ Vincent hob den Kopf und blickte in Gabriels dunkle Augen. Ihm war klar, dass er Gabriel, für den nie Zweifel bestanden hatten, mit dieser Frage wahrscheinlich überforderte. Aber wen sollte er sonst fragen, wenn nicht ihn? Doch Gabriel versuchte gar nicht, Vincent mit einer komplizierten Antwort abzuwimmeln, sondern lächelte lediglich andeutungsweise.
    „Dann muss man es eben ausprobieren.“ Gabriels Finger fuhren tröstlich durch Vincents Haar. Die Geste hatte überhaupt nichts gemeinsam mit der Berührung von Kiras Fingern.
    Ausprobieren, dachte Vincent und stellte sich unweigerlich die Frage, wen er für ein solches Experiment hinzuziehen sollte. Auf gar keinen Fall wollte er sich irgendeinem fremden Mann hingeben, von dem er nichts wusste. Er war auch schon so aufgeregt genug und nicht einmal sicher, ob er das bis zum Ende würde durchziehen wollen. Wer also? Die Frage erübrigte sich, je länger er in Gabriels ebenmäßiges Gesicht blickte, das einen Hauch von Kiras Exotik enthielt. Die Entscheidung erschien ihm logisch aber gleichermaßen so unglaublich peinlich, dass Vincent sich nie dazu hätte überwinden können, sie auszusprechen. Unsicher beugte er sich vor und berührte Gabriels Mund vorsichtig mit seinen Lippen. Ob er nun richtig handelte oder nicht, wusste er nicht. In Gabriels Augen blitzte Überraschung auf, verblieb dort, zu Vincent Erleichterung, allerdings nicht lange. Ohne ein Wort zu verlieren, oder gar nach dem Warum zu fragen, schlang er beide Arme um Vincent und vertiefte den Kuss. Vincents Magen zog sich zusammen. Gabriel schmeckte nach Kirschblütentee und auch sonst war der Kuss ganz anders als Kiras. Dieser Kuss war kein Kampf, sondern ein zärtliches Spiel, das Vincent zu mehr verführen sollte. Unaufdringlich lockte Gabriels Zunge Vincent dazu, die Führung zu übernehmen, und als er den Körper seines Freundes umarmte, den warmen Stoff seines Hemds unter den Fingerspitzen wahrnahm, spürte er in sich das Begehren wissen zu wollen, wie sich Gabriels Haut ohne Stoff anfühlte.

Bevor er jedoch das Hemd aus Gabriels Hose hätte zupfen können, entzog sich Gabriel ihm ein wenig. Er stand auf und führte Vincent in das gemütliche Schlafzimmer, in dem lediglich eine Lampe brannte und gedämpftes Licht spendete. Gabriel musste beim Verlassen der Wohnung vergessen haben diese auszuschalten. Die gedämpften Lichtverhältnisse machten es Vincent um einiges einfacher, weiterzugehen. Trotzdem war es Gabriel, der hier etwas die Führung übernahm, indem er seine Hände unter Vincents Pullover gleiten ließ, was eine Gänsehaut auf Vincents Haut auslöste. Leichte Verlegenheit ergriff ihn, doch bevor diese die Überhand hätte gewinnen können, zog Gabriel ihm den Pullover auch schon über den Kopf und küsste ihn wieder. Behutsam umfasste er das Gesicht seines Freundes und ließ sich von den neckenden Küssen locken, die jegliche Angst auslöschten und tiefes Begehren in ihm weckten. Vincent hielt die Augen geschlossen, was alles etwas leichter machte, und die kundigen Berührungen auf seinem Körper sorgten für den Rest der Entspannung, bis Vincent sich endlich traute Gabriels Hemd zu öffnen. Seine Finger mochten etwas ungeschickt sein, denn er war aufgeregt, aber Knopf für Knopf wurde überwunden, bis der Hemdstoff lose an Gabriels Körper hing. Tastend fuhren seine Hände die straffen Muskelstränge nach, wanderten über eine haarlose Brust und streiften

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