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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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blasse Hand, wobei Vincent einmal mehr die langen, wohlgeformten Finger auffielen.
    „Mir scheint, etwas ist zwischen euch vorgefallen“, sagte er beinahe tonlos und dennoch so interessiert, dass Vincent am liebsten das Thema gewechselt hätte. Doch das wollte ihm Kira nicht ersparen, denn er sprach auch gleich wieder: „Erzähl mir davon.“
    „Da ist nichts vorgefallen“, versuchte sich Vincent aus der Affäre zu winden und begann auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
    „Dafür, dass nicht passiert ist, bist du aber ziemlich nervös“, stocherte Kira hartnäckig weiter, wobei echtes Interesse in seinen Worten lag.
    Darüber wollte Vincent jedoch nicht sprechen. Es würde nur peinlich werden, wenn er erst gestehen müsste, dass er mit Gabriel geschlafen hatte. Denn Kira würde garantiert weiter nachfragen, und den Grund für diese ganze Aktion wollte ihm Vincent sicherlich nicht auf die Nase binden.
    „Vielleicht bin ich auch wegen etwas anderem nervös“, entschlüpfte es Vincent.
    „Wenn du wegen dem, was gestern vorgefallen ist, nervös bist, dann brauchst du es nicht zu sein. Wir müssen nicht darüber sprechen“, kam ihm Kira zu Hilfe, wenngleich er weder durch seine Stimme, noch durch eine Geste verriet, ob er das begrüßen oder bedauern würde.
    „Doch, ich will darüber sprechen“, beharrte Vincent. „Ich weiß nur nicht, wie ich anfangen soll.“ Ihm war bewusst, wie naiv das klang, aber er wollte weiterreden, denn er fürchtete, dass, wenn er einmal anhielt, er nicht würde weitersprechen können.
    „Das, was gestern passiert ist, das war ... Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll ...“ Innerlich wand er sich unter den Worten und schließlich gab er sich einen Ruck, um endlich voranzukommen. „Mir hat es was bedeutet.“ Das war nicht gerade die eleganteste Art, so etwas zu formulieren, aber wenn man mental auf glühenden Kohlen saß, dann wollten lyrische Ergüsse eben nicht so einfach fließen.
    Was Vincent genau von Kira erwartet hatte, wusste er selbst nicht, aber dass der andere keinen Laut von sich gab, war nicht unbedingt beruhigend. Einzig Kiras Augenbraue hatte sich nach oben geschoben, während Vincents Anspannung bis ins Unermessliche stieg.
    „Und du erwartest nun, dass es mir auch etwas bedeutet hat?“ Kiras Worte waren wie Steine in Vincents Magen, der zu schmerzen begann.
    „Ja ... nein ...“ Irritiert suchte Vincent nach Worten, was nur schwer ging, wenn man nicht wusste, ob man im nächsten Moment eine Abfuhr erhalten würde. „Ich wollte es einfach nur sagen und ... und wissen, wie du dazu stehst.“ Eine leidenschaftliche Erwiderung von Vincents wirren Gefühlen hatte er ja gar nicht erwartet, aber keine Antwort zu erhalten, wäre ziemlich hart gewesen.
    Mit einem tiefen Seufzer zog sich Kira etwas zurück, umschloss mit beiden Händen sein Glas und sah in den bernsteinfarbenen Rest seines Biers.
    „Ich glaube nicht, dass wir das hier besprechen sollten“, sagte er nach einer ganzen Weile, was Vincents Aufregung nur noch mehr anstachelte. Wollte er ihn hinhalten? Höflich mitteilen, dass er kein Interesse hatte? Oder wollte er Vincent einfach auf diese Weise klarmachen, dass ihm seine Gefühle einerlei waren? Noch während er nachdachte, wanderte sein Blick aus dem Fenster, und da stockte ihm der Atem!
    Auf der anderen Straßenseite war Andrews. Er unterhielt sich mit jemandem, und Vincents Herz sank in die Hose. Andrews war der letzte Mensch, den Vincent hier treffen wollte. Bestimmt würde er sich ungefragt zu ihnen setzen und herumstochern, was sie hier denn zusammen wollten. Als er wieder zu Kira sah, bemerkte Vincent, dass der ihn aufmerksam betrachtete. Ertappt griff er nach seinem Bierglas und trank den letzten Rest aus.
    „Vielleicht sollten wir gehen“, schlug er wahrscheinlich etwas zu hektisch vor, wie er zu spät feststellte. Kira verschränkte die Arme und lächelte leicht, als hätte er alle Zeit der Welt.
    „Warum? Eben warst du noch sehr interessiert daran, etwas von mir zu erfahren“, antwortete er gelassen, was Vincent klarmachte, dass Kira durchaus bereit war, die Sache nun in die Länge zu ziehen, wenn er nicht mit der Wahrheit rausrückte. Und überhaupt, warum hätte er es ihm verschweigen sollen?
    „Weil draußen ein ganz lästiger Kerl steht, und wenn er auf die dumme Idee kommt, hier reinzugehen, wird er sich unter Garantie zu uns setzen“, sagte Vincent ehrlich, was Kira die Arme sinken ließ.
    „In dem Fall sollten wir

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