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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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war Kiras Gesicht sehr entspannt und, wie Vincent bemerkte, sein Hals leicht gerötet. Sobald sie der Luftzug aus dem Flur streifte, sahen sie zur Tür und erst dann lösten sie sich voneinander. Kira senkte den Blick, während der andere Mann ihn verständnislos ansah.
    Das wäre der Moment gewesen etwas zu sagen, aber Vincents Stimme wollte nicht. Er stand da, sah zu den beiden Männern und hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen. Was ging hier vor? Kam es ihm nur so vor, oder hatte der andere seine Hand unter Kiras Shirt hervorgezogen? Ein flaues Gefühl breitete sich in Vincents Magen aus. Er öffnete den Mund und brachte lediglich ein: „Ähm“, heraus.
    Die schreckliche Situation schien noch eine ganze Ewigkeit zu dauern, bis der andere Mann ein paar japanische Worte zu Kira sprach und die Spannung auflöste, indem er einen Schritt nach hinten trat. Er lächelte höflich und maskenhaft, als er an Vincent vorbei aus der Garderobe marschierte. Dann schloss sich die Tür hinter ihm, und Vincent blieb mit Kira alleine zurück.
    Keine Frage, dass Vincent in einen intimen Moment reingeplatzt war, nur was er davon halten sollte, wusste er nicht. Er wollte Erklärungen haben, sie sogar fordern, aber es fehlten ihm die Worte. Es war Kira, der endlich als Erster die Sprache wiederfand.
    „Du bist früh dran. Es ist noch gar nicht drei“, sagte er in einem Ton, als ob es den Vorfall gerade nicht gegeben hätte. Er wandte sich zum Spiegel und fuhr sich mit den Händen durchs Haar, was Vincent endlich auch aus seiner Starre löste.
    „Offensichtlich, dass ich zu früh gekommen bin“, sagte er zähneknirschend und kam sich wie der letzte Idiot vor. Ihm war klar, dass Eifersucht in ihm erwacht war, obwohl er doch gar keinen Grund gehabt hätte, eifersüchtig zu sein. Er war mit Kira nicht zusammen, und nur weil sie ein paar Mal im Bett gelandet waren, hieß es nicht, dass er irgendwelche Ansprüche stellen konnte. Doch es blieb dieses nagende Gefühl.
    „Wer war das eben?“, erkundigte er sich, ohne zu verbergen, dass ihm nicht gefiel, was er gesehen hatte. „Ist das dein fester Freund, oder machst du einfach wahllos mit allen rum, die gerade griffbereit sind?“ Er hatte kein Recht so etwas zu sagen und dennoch flossen die Worte von seinen Lippen, als wäre er Kiras fester Partner. Oder bedeutete es Kira so wenig, was zwischen ihnen war? Gut, alles davor, hätte man wegwischen können, aber das, was gestern zwischen ihnen gelaufen war, das konnte doch unmöglich nur eine Laune gewesen sein! Zumindest war es für Vincent nicht der Fall, wie er sich nach und nach eingestehen musste. Irgendetwas an Kira zog ihn magisch an, ließ ihn bereits gefasste Entschlüsse neu überdenken und verführte zu Dingen, die Vincent vorher nicht mal in Erwägung gezogen hatte. Wie eben mit einem Kerl zu schlafen.
    Kira drehte sich bei dem Vorwurf so schnell und heftig um, dass er einen Stapel noch nicht unterschriebener Autogrammkarten auf den Boden fegte. Er funkelte Vincent wütend an. Die Kühle, die seine Züge so oft beherrschte und ihnen jegliches Gefühl raubte, war nun nicht zu sehen. Seine Wangen waren gerötet und in den dunklen Augen schien es zu funkeln, wie sonst nur bei einem nächtlichen Gewitter.
    „Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte!“, rief er gereizt aus. Offensichtlich hatten Vincents Worte ihn tiefer berührt, als gedacht. Das erfüllte Vincent mit einer Befriedigung, die schon fast beruhigend war.
    „Es geht mich was an. Nach gestern geht es mich etwas an“, erwiderte Vincent und versuchte sein klopfendes Herz, die leicht feuchten Hände und das Kribbeln in seinem Magen zu ignorieren. Ihm war durchaus bewusst, was er hier gerade tat, dass er sich mit großen Schritten auf einen schwankenden Steg begab, von dem er nicht wusste, ob dieser ihn überhaupt halten würde. Wie es aussah, hatte er den richtigen Nerv getroffen. Kira öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Vincent war klar, dass er alles hätte abstreiten können, doch, dass er es nicht tat, war bedeutungsvoll.
    „Wer war das also?“, fragte er nun deutlich sanfter nach und versuchte, sich von der Erkenntnis, dass Kira sich ihm nicht vollständig entzog, nicht überwältigen zu lassen. Kira sah ihn an, bevor er schließlich die Lippen zusammenpresste und doch antwortete.
    „Ein Freund“, sagte er und wirkte noch immer auf der Hut, als wäre Vincent zu einer unbekannten Größe aufgestiegen, die man nicht unterschätzen

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