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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Höflichkeit. Zeit zu gehen. Mir war nur zu bewußt, daß der Friseur, der in einer Wolke exotischen Gesichtswassers mir über die Schulter linste, allmählich in den Augen dieser hartgesottenen Frontsoldaten ein denkbar schlechtes Licht auf mich warf.
    Eine letzte Information wollte ich freilich noch aus ihm rauskitzeln. »Was gibt’s Neues von der Vierzehnten Gemina?«
    »Dieses elende Kroppzeug!« rief der Posten barsch.
    Volkes Stimme. Aber mehr durfte ich hier auch nicht erwarten. Eine Legionärswache an einem finsteren, naßkalten Oktoberabend ist einfach nicht die richtige Umgebung für spritzige Salonkonversation. Hinter mir warteten zwei erschöpfte Melder auf ein Nachtquartier, Xanthus hielt noch dreister Maulaffen feil als sonst, und ein sturzbetrunkener Wildbretlieferant, der in der Offiziersmesse eine Rechnung reklamieren wollte, rempelte mich derart unverschämt an, daß ich mich verdrückte. Schließlich wollte ich nicht gleich am ersten Abend Streit, auch wenn ich mich so belästigt und gekränkt fühlte wie eine Kellnerin an den Saturnalien.
    Ich mietete uns in einer Privatpension zwischen Kastell und Fluß ein, damit wir gleich bei Tagesanbruch würden aufbrechen können. Wir gingen ins Bad, wo es freilich schon kein heißes Wasser mehr gab. Ganz perplex darüber, daß die Leute hier offenbar mit den Hühnern schlafengingen, verzehrten wir ein karges Abendbrot, das wir mit saurem Wein hinunterspülten, und wurden dann die ganze Nacht von schwerem Stiefelgetrappel wachgehalten. Ich hatte uns in einer Straße voller Bordelle einquartiert. Xanthus’ Interesse war geweckt, aber ich machte ihm weis, daß draußen nur Soldaten auf Nachtübung vorbeimarschierten.
    »Hör zu, Xanthus, wenn ich nach Moguntiacum rauffahre, kannst du meinetwegen hierbleiben. Wenn ich die Aufträge des Kaisers erledigt habe, hole ich dich dann auf der Heimreise wieder ab.«
    »Nein, nein, jetzt bin ich schon so weit mitgekommen, da bleibe ich auch weiter bei Ihnen.«
    Aus seinem Munde klang das so, als täte er mir damit einen Riesengefallen. Ich schloß die Augen und gab keine Antwort.
     
    Am nächsten Morgen versuchte ich, eine Gratispassage für uns zu ergattern, hatte aber kein Glück dabei. So eine Rheinpartie ist sehr malerisch, und entsprechend gesalzen waren die Preise, die die Schiffer für das Vergnügen, hundert Meilen schöner Landschaft zu bestaunen, kassierten.
    Wir landeten auf einem der Weinschiffe. Die langsam vorbeiziehende Aussicht teilten wir uns mit zwei alten Knackern und einem Hausierer. Die Opas hatten krumme Rücken, blanke Glatzen und viele köstliche Leckereien, die mit uns zu teilen sie aber keine Anstalten machten. Sie saßen einander gegenüber und unterhielten sich die ganze Fahrt über so intensiv wie Leute, die sich schon sehr, sehr lange kennen.
    Der Hausierer, der in einem kleinen Ort mit Namen Borbetomagus an Bord kam, ging ebenfalls gebeugt, aber nicht vom Alter, sondern unter der Last seines zerlegbaren Standes und des gräßlichen Plunders, den er verkaufte. Xanthus und ich wurden unfreiwillig zu seinem Publikum, vor dem er alsbald seine Leinenbündel aufknotete und seine Ware auf Deck ausbreitete. Ich ignorierte ihn, aber Xanthus war gleich ganz aus dem Häuschen.
    »Falco, so schauen Sie doch nur!«
    Da ich manchmal einen halbherzigen Versuch unternahm, ihn vor seiner eigenen Dummheit zu bewahren, warf ich einen Blick auf den Kitsch, für den er jetzt im Begriff war, sein Geld rauszuwerfen, und stöhnte auf. Diesmal hatte er sich in Militaria vergafft! Eigentlich hätten unsere fußkranken Helden die Nase so voll haben müssen von Uniformen und Kasernendrill, daß sie ihren sauer verdienten Sold nicht für diese Kinkerlitzchen ausgeben würden, aber weit gefehlt. Der schlaue Fuchs von einem Hausierer machte ein gutes Geschäft damit, daß er den Legionären die traurigen Souvenirs aus früheren Kriegen andrehte. Ich hatte sowas schon in Britannien gesehen. Nicht zu vergessen die Wagenladung Ramsch, die mein älterer Bruder, ein maßloser Mensch, aus den Suks von Cäsaria heimgekarrt hatte. An die neun Legionen hier am Rhein, die sich meist langweilten und alle reichlich kaiserliches Silber in der Tasche hatten, konnte ein gewitzter Händler bestimmt jede Menge uriger Stammesspangen, ausgemusterter Waffen und merkwürdiger Eisenzacken loswerden, die von jedem x-beliebigen Werkzeug stammen mochten.
    Der Mann, ein gebürtiger Ubier, hatte eine kesse Lippe und redete ohne Punkt und Komma.

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