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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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römische Gefangene als Zielscheibe für dessen Übungen mit Pfeil und Bogen überläßt.«
    »Und, stimmt das?«
    »Könnte sein.«
    Großartig! Genau der Typ, den ich gern auf einen Schoppen einlade, um mit ihm am Tresen ein vertrauliches Schwätzchen unter vier Augen zu führen. »Bevor ich diesem mustergültigen Vater einen ausgebe – kursieren da vielleicht noch ein paar weniger schrille Histörchen, die ich kennen sollte?«
    Über die Hintergründe war ich natürlich in groben Zügen informiert. Bis zu dem großen Aufstand hatten die Bataver ein ausnehmend gutes Verhältnis zu Rom gehabt: Ihr Stammesland war von der Kolonisation – und damit auch von Steuerabgaben – befreit; dafür unterstützten sie uns mit Hilfstruppen. Das war kein schlechter Handel. Sie bekamen viel Geld und allerlei Vergünstigungen – eine enorme Verbesserung gegenüber der rauhen Keltentradition, wonach man einfach beim Nachbarn plünderte, wenn die eigenen Kornvorräte zur Neige gingen. Umgekehrt leisteten uns ihre hervorragenden Schwimmer, Ruderer und Lotsen gute Dienste. Die Bataver waren berühmt dafür, daß sie, neben ihren Pferden entlangpaddelnd, einen Fluß in voller Montur durchqueren konnten.
    Justinus kam gleich zur Sache. »Wie Sie wissen, ist Julius Civilis ein Mitglied der batavischen Königsfamilie. Er hat zwanzig Jahre in römischen Feldlagern verbracht und die Auxiliarkräfte für uns ausgebildet. Als die jüngsten Unruhen begannen, wurde sein Bruder Paulus vom damaligen Statthalter Untergermaniens, Fonteius Capito, als Rädelsführer hingerichtet. Civilis ließ der Statthalter in Ketten legen und an Nero ausliefern.«
    »Und? Waren die beiden Brüder damals schon die Rädelsführer?«
    »Die Beweislage spricht eher dafür, daß Capito sie falsch beschuldigt hat«, versetzte Justinus auf seine bedächtige Art. »Fonteius Capito war ein höchst fragwürdiger Statthalter. Wissen Sie, daß ihn seine eigenen Offiziere vors Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt haben? Er stand im Ruf, sich in seinem Amt bereichert zu haben; ob das stimmt, kann ich Ihnen nicht sagen. Galba hat allerdings darauf verzichtet, seine Hinrichtung zu untersuchen, und das spricht ja für sich.« Vielleicht war Galba aber auch bloß ein inkompetenter Tattergreis. »Jedenfalls hat Galba Civilis freigesprochen, sich aber nur acht Monate als Kaiser halten können. Danach war Civilis wieder in Gefahr.«
    »Wie das?«
    »Als Vitellius an die Macht kam, drängten seine Legionen darauf, daß etliche Offiziere, angeblich wegen ihrer Loyalität zu Galba, sterben mußten.« Jetzt fiel mir diese häßliche Episode wieder ein. Es war schlicht und einfach darum gegangen, alte Rechnungen zu begleichen. Unbeliebte Zenturionen waren das Hauptziel gewesen, aber ich wußte, daß die Truppen auch den Kopf des Bataverhäuptlings gefordert hatten. Vitellius ließ sich von dem blutgierigen Mob nicht beeinflussen und bestätigte Galbas Gnadenerlaß. Trotzdem muß die ganze Zitterpartie Civilis sehr verbittert und gegen seine sogenannten römischen Verbündeten aufgebracht haben. »In dieser Zeit«, fuhr Justinus fort, »ist den Batavern überhaupt übel mitgespielt worden.«
    »Zum Beispiel?«
    »Während der Einberufung für Vitellius’ Armee setzten die kaiserlichen Werber einfach Alte und Sieche auf ihre Listen, nur um hinterher hohe Bestechungsgelder dafür zu kassieren, daß sie die armen Teufel wieder von der Aushebung befreiten. Außerdem wurden junge Mädchen und Burschen von den Soldaten hinter die Zelte geschleppt und gefügig gemacht … wirklich alles sehr unangenehm.«
    Bataverkinder sind in der Regel groß, schlank und hübsch. Da alle germanischen Stämme ausgeprägten Familiensinn haben, muß dieser Frevel den Stamm abgrundtief verletzt haben. Nicht zuletzt deshalb hatte der nächste Thronanwärter, Vespasian, darauf gehofft, Civilis als Verbündeten gegen Vitellius zu gewinnen. Aber Vespasian im fernen Judäa hatte sich trotzdem verrechnet. Zwar schlug sich Civilis anfangs, zusammen mit dem Stamm der Canninefaten, auf seine Seite, und in einem alliierten Angriff auf die Rheinflotte erbeuteten sie die ihnen fehlenden Waffen und Schiffe und schnitten überdies den Römern den Nachschub ab; ein strategisches Glanzstück, für das Vespasian mit dem Cäsarenpurpur belohnt wurde. Da aber zeigte Civilis sein wahres Gesicht. »Er berief alle Stammeshäuptlinge der Gallier und Germanen zu einer Versammlung in einem heiligen Hain«, fuhr Justinus fort.

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