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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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eine junge Braut zu ergänzen.
    Meine Recherchen in Rom hatten ergeben, daß Gracilis im richtigen Alter für ein Legionskommando war: Ende Dreißig, noch frei von Arthritis, aber schon mit der nötigen Reife für den eindrucksvoll-gemessenen Auftritt im Purpurmantel. Seine Frau war zwanzig Jahre jünger als er. In Patrizierkreisen ist es Usus, Schulmädchen zu heiraten. Wo Ehen aus rein politischen Gründen geschlossen werden, haben die Unberührten und Willfährigen eben einen Bonus. Männer dieser Klassen verbrennen sich nicht die Finger an einer jener zufällig gefundenen Flammen, die unsereinem den Rest des Lebens versauen. Florius Gracilis hatte das erste Mal mit Anfang Zwanzig geheiratet, als er gerade für den Senat kandidierte. Dieser Frau gab er dann bei erstbester Gelegenheit wieder den Laufpaß und angelte sich geschickt eine neue – eine, die aus einer noch älteren und reicheren Familie kam als die erste. Das war vor ungefähr anderthalb Jahren, also zu der Zeit, als er den Posten des Legionskommandeurs anpeilte und als aufrechter, integrer Staatsbürger erscheinen wollte.
    Mänia Priscilla empfing mich in einem schwarz-goldenen Salon, einem jener gelackten Protzräume, in denen ich immer gleich die Flohbisse vom Vortag spüre. Sie hatte eine Eskorte von sechs Zofen dabei, robuste Mädchen, die mit ihren buschigen Augenbrauen aussahen, als hätte man sie auf dem Sklavenmarkt in Serie erstanden. Ihre Herrin hielt sie offenbar auf Abstand, denn sie saßen in zwei Grüppchen in den Ecken und hielten die breite Stirn über eine langweilige Stickerei gebeugt.
    Priscilla übersah sie geflissentlich. Sie war klein, und ein liebenswerterer Charakter hätte ihr vielleicht Anmut verliehen. Zeit und Geld hatte man reichlich in sie investiert, ihre angeborene Verdrießlichkeit aber damit nicht übertünchen können. Sie gefiel sich in einer trägen, katzenhaften Pose, die freilich rasch zur kalten Maske erstarrte. Vermutlich war sie die Tochter eines muffigen Prätors, der erst aufblühte, als seine weiblichen Nachkommen heiratsfähig wurden und er sie gewinnbringend verkuppeln konnte. Und nun war Priscilla mit Gracilis verheiratet – wahrscheinlich auch nicht gerade ein lustiges Leben.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich in einer Woge aus violetten Volants zurechtgesetzt hatte. Sie trug Perlenohrringe, amethystbesetzte Armreifen und mindestens drei geflochtene Goldketten um den Hals – der allerdings dermaßen von Falten und Rüschen umbauscht war, daß darunter noch etliche mehr verborgen sein mochten. Ihr Negligé für werktags wurde vervollständigt von der üblichen Kollektion Fingerringe, einem Haufen Talmi, zwischen dem irgendwo auch ein knapp zentimeterbreiter Ehering steckte, der allerdings nicht ins Auge sprang.
    »Didius Falco, gnädige Frau.«
    »Ach, wirklich?« Konversation am frühen Morgen kann wirklich mühsam sein. Meine Mutter hätte dieses apathische Geschöpf auf eine Diät aus rohem Fleisch gesetzt und eine Woche lang Steckrüben ausbuddeln lassen.
    »Ich komme im Auftrag des Kaisers.« Der Besuch eines kaiserlichen Kuriers hätte sie eigentlich aufheitern sollen, wie überhaupt manche junge Frau fasziniert gewesen wäre vom Leben im gefährlichsten Teil des Reiches. Aber Mänia Priscilla sah nicht so aus, als würde sie sich für Politik interessieren. Nein, hier saß ein Vögelchen, das sich erfolgreich vor höherer Bildung gedrückt hatte. Für die schönen Künste hatte sie nichts übrig. Und auch als engagierte Mitarbeiterin eines Wohltätigkeitsbasars konnte ich sie mir nicht vorstellen. Kurz gesagt, als Diplomatengattin auf einem der brisanten Posten des Imperiums machte sie eine klägliche Figur.
    »Wie schön für Sie!« Kein Wunder, daß es an den Rändern des Reiches neuerdings hörbar bröckelte. Ich reagierte nicht darauf, aber ihr Benehmen war unklug und nicht zu entschuldigen. Diese Person war eine Mischung aus arrogantem Schulmädchen und ignorantem Dämchen, eine verhängnisvolle Kombination. Wenn Gracilis nicht aufpaßte, gab ich ihm sechs Monate, bis ein Skandal mit einem Zenturio oder ein Vorfall in der Kaserne ihn zwingen würde, einige übereilte Versetzungen zu befehlen.
    »Verzeihen Sie mein Eindringen, gnädige Frau, aber ich muß Ihren Gemahl unbedingt sprechen, und da er nicht auf der Principia war …«
    »Hier ist er auch nicht!« Diesmal kam ihre Antwort rasch und mit jener triumphierenden Schärfe, die manche Menschen für Schlagfertigkeit halten. Ihre

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