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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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General Cerialis seine Schwächen hatte. Er war ein Heißsporn und konnte sich bei der Truppe nicht durchsetzen; so kam es zu – eigentlich vermeidbaren – Verlusten. »Jedenfalls hat die große Veleda ihre Staatsbarkasse bekommen und dazu einen wohlverschnürten, hochrangigen römischen Offizier, den sie sich nun als Sexsklaven oder sonstwas in ihrem Turm halten kann! Was glauben Sie , daß die Dame mit Lupercus gemacht hat?«
    Camillus Justinus schauderte. Offenbar wagte er sich das nicht auszumalen.
     
    Mir brummte der Schädel. Der Moment schien günstig, um den ermatteten Reisenden zu spielen und mich unter ausgiebigem Gähnen in mein Bett zurückzuziehen.
    Das Signal des Trompeters, der auf seinem verbeulten Instrument die Vigilien blies, erschreckte mich noch im Schlaf, und ich träumte, ich sei wieder ein junger Rekrut.

XXI
    Am nächsten Tag widmete ich mich den Denksportaufgaben, die Vespasian mir gestellt hatte. Das heißt, ich versuchte es, konnte mich aber so wenig dafür begeistern, daß ich schließlich auf das einzige Problem auswich, um das ich mich von Rechts wegen überhaupt nicht hätte zu kümmern brauchen: Ich besuchte die Frau des verschwundenen Legaten. Auf dem Weg hinüber zur Lagerseite der Vierzehnten war ich, ehrlich gesagt, ziemlich sicher, daß ich das angebliche Verschwinden des großen Florius Gracilis gleich als faulen Zauber entlarven würde.
    Das Haus des Legaten hätte man sich nicht prächtiger denken können. Aber seit Julius Cäsar sogar unterwegs im Feindesland und mit praktisch leerer Staatskasse sein Zelt immer noch hatte mit Mosaikplatten auslegen lassen, um die Barbaren mit römischem Glanz und Pracht zu beeindrucken, seitdem war es einfach undenkbar , daß ein ausgewachsener Diplomatenresident in einem stehenden Lager auf irgendwelchen Komfort verzichtete. Die Villa Gracilis war so groß wie nur möglich und mit ausgefallenen Materialien dekoriert. Warum auch nicht? Der nächste Bewohner würde unweigerlich eine einfallsreiche und auf Innenarchitektur spezialisierte Frau mitbringen, die alles ummodeln würde. Und so mußte das Haus alle drei Jahre entrümpelt und einem anderen Geschmack entsprechend eingerichtet werden. Und alle diese Extravaganzen gingen auf Staatskosten.
    Die Residenz lag eingebettet in weitläufige Parkanlagen mit Teichen und Springbrunnen, deren Fontänen die Luft mit hauchfeinem Sprühnebel netzten. Im Sommer leuchteten hier sicher farbenprächtige Blumenbeete, doch jetzt, im Oktober, dominierte das kunstvoll beschnittene Baumwerk in erhabener Einsamkeit. Darunter stolzierten Pfauen, und Schildkröten krochen über den Rasen. Als ich am frühen Morgen mit strahlendem Lächeln aufkreuzte, wuselten laubfegende und heckenstutzende Gärtner ameisengleich durch die Gegend. Richtige Ameisen hatten hier natürlich keine Chance. Ich wahrscheinlich auch nicht.
    Ins Innere des Hauses gelangte man über eine ganze Flucht von freskengeschmückten Empfangssälen. Die weißstrahlenden Stuckdecken waren überwältigend. Genau wie die geometrischen Fußbodenmosaike mit ihren faszinierenden dreidimensionalen Effekten. Die Lampen waren vergoldet (und an den Wänden festgeschraubt); die Urnen riesengroß (und zu schwer, um damit abzuhauen). Diskrete Wärter patroullierten unter den Kolonnaden oder hatten sich unauffällig zwischen den hellenischen Statuen plaziert. Angesichts der Möbel im Salon hätte mein Vater, der Auktionator, sofort hektisch an den Nägeln zu kauen begonnen und den Hausverwalter auf ein Wort hinter eine Säule gebeten.
    Besagter Hausverwalter war ein Juwel seines Standes. Florius Gracilis hatte längst den reibungslosen Übergang von jener nonchalanten Junggesellenschlamperei, in der Camillus Justinus lebte, hinüber in die vornehme Welt des Lebemannes geschafft. Sein Haushalt lag in den bewährten Händen eines Heers von dienstbeflissenen Lakaien, die vermutlich zum Großteil schon zwanzig Jahre anstrengenden Senatorenlebens auf gesellschaftlichem Parkett mit ihm durchgestanden hatten. Da hohen Würdenträgern die Umzugskosten in die Provinz voll erstattet werden, hatte der Legat nicht nur seine Bettgestelle aus Schildpatt und die Lampen mit dem vergoldeten Cupido mitgebracht, sondern, da er einmal beim Packen war, noch dazu Platz für die Frau Gemahlin geschaffen. Schon bevor ich sie kennenlernte, wußte ich allerdings, daß es höchstwahrscheinlich vollkommen überflüssig gewesen war, dieses professionelle System der Haushaltsführung durch

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