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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Militärdienst zu verlängern. Und langfristig zahlt es sich bestimmt aus, wenn ich sagen kann, daß ich auch die breite Schärpe getragen habe …«
    »Sie haben hoffentlich höhere Ambitionen für Ihren Grabstein! Aber Spaß beiseite – irgendwen müssen Sie mächtig beeindruckt haben.«
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht …« Er war anscheinend immer noch ein Knabe in einer Männerwelt. Und große Worte erschreckten ihn. »Mein Vater ist mit Vespasian befreundet. Vielleicht deshalb.«
    Ich fand, der Junge sei zu bescheiden. Wer auch immer ihm diesen Posten verschafft hatte, er mußte ihm allerhand zutrauen. Germanien war schließlich keine Provinz, in der man eine ruhige Kugel schieben konnte. »Und wie ist sie so, Ihre neue Einheit? Ich kenne die Erste noch nicht.«
    »Nero hat sie gegründet, oder vielmehr aus der misenischen Flottenmannschaft ausgehoben. Die Erste und Zweite Adiutrix besteht aus ehemaligen Matrosen. Wahrscheinlich ist das mit ein Grund für die Spannungen hier bei uns.« Justinus lächelte. »Ich fürchte, für die glorreiche Vierzehnte Gemina Martia Victrix ist unsere Einheit bloß ein nichtsnutziger Haufen von Dockarbeitern und Wasserratten.«
    Die regulären Landstreitkräfte hatten die Soldaten der Flotte seit jeher als schwimmfüßige Trabanten verspottet – eine Einstellung, die ich, ehrlich gesagt, teilte. Aber eine unerfahrene Einheit in dieses brodelnde Gebiet zu schicken war einfach Wahnsinn. »Dann sind Sie also hier, um der Ersten mit Ihrer Erfahrung den Rücken zu stärken?« Bescheiden, wie er war, zuckte er nur die Achseln. »Nun mal nicht so schüchtern!« sagte ich. »Das wird sich auf Ihren Wahlplakaten alles sehr gut machen, wenn Sie erst für den Stadtrat kandidieren.«
    Vor zehn, zwölf Jahren hatte Titus Cäsar die Ersatztruppen angeführt, die nach Fürstin Boudiccas Aufstand die sehr gelichteten Reihen der britischen Legionen auffüllten. Und heute stiftete ihm jede Siedlung in den nebligen Sümpfen ein Denkmal und schwärmte davon, wie beliebt er seinerzeit als junger Tribun gewesen sei.
    Unversehens stellte sich mir die unangenehme Frage, ob Justinus eines Tages vielleicht auch – wie Titus – zur Familie eines regierenden Kaisers gehören würde – durch Heirat, beispielsweise …
    Ich wollte ihn schon fragen, ob er Nachricht von seiner Schwester habe. Doch zum Glück waren wir gerade vor seinem Haus angelangt, und so blieb mir die Peinlichkeit erspart.

XX
    Das Haus des Ersten Tribuns hatte zwar kein eigenes Bad, aber für einen Burschen Anfang zwanzig, der eigentlich nur Platz für seine Paraderüstung brauchte und für die ausgestopften Köpfe der wilden Tiere, die er in seiner Freizeit aufgespießt hatte, war es eine luxuriöse Hütte. Tribune sind nicht dafür bekannt, daß sie stapelweise Akten aus der Intendantur mit heim nehmen, und auch privat sind sie mit Terminen nicht gerade überhäuft. Meist sind sie nämlich Junggesellen, und nur die wenigsten laden ihre liebe Verwandtschaft auf längere Besuche ein. Einem ledigen Offizier eine Villa zur Verfügung zu stellen, die bequem für drei Generationen reicht, ist eine der beliebtesten Extravaganzen des Militärs.
    Justinus hatte sich zur Gesellschaft einen kleinen Hund zugelegt. Das struppige Kerlchen, noch ein Welpe, hatte er vor einer Rotte Soldaten gerettet, die sich einen Spaß daraus machten, es zu quälen. Dieser Hund hatte nun hier das Sagen, schoß kläffend durch die langen Gänge und schlief auf so vielen Ottomanen wie möglich. Justinus hatte dem Hund nichts zu sagen; wenn der bellte, machte der Tribun Männchen.
    »Der kleine Kerl hat ja einen feudalen Zwinger gefunden! Langsam verstehe ich, warum so viele Tribune sich Hals über Kopf in die Ehe stürzen, sowie ihre Dienstzeit um ist. Wer will sich nach einem derart ungebundenen Leben schon wieder dem elterlichen Joch beugen?«
    Die Ehe war auch so ein Thema, das Justinus nervös machte; eine Reaktion, die ich nur zu gut verstehen konnte.
    Helenas Bruder brauchte einfach einen Freund, der ein bißchen Schwung in die Bude brachte. Bitte sehr, ich stellte mich gern zur Verfügung (obwohl Helena meine karitative Neigung wohl mißbilligen würde).
     
    Justinus rang sich schließlich dazu durch, seinem Legaten zu gestehen, daß er gegen die Mauer des Schweigens bei der Vierzehnten vergebens anrannte. Während er also zum Rapport zog, wurde ein Sklave ans Haupttor geschickt, um unser Gepäck zu holen. Ein Hausbursche des Tribun

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