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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Rächer‹ oder ›Pökelfisch‹ oder ›der zweite Vorname des Lagerarztes‹.«
    »Kluge Entscheidung.«
    Wir hatten eine Flasche geköpft. »Der Wein hier ist leider nicht besonders …« Justinus war entweder zu schüchtern oder zu faul, seinem Weinhändler einmal richtig den Marsch zu blasen. Das Zeug schmeckte wie Ziegenpisse (von einer Ziege mit Gallensteinen), aber immerhin verging die Zeit angenehmer mit einem Glas in der Hand. »Sagen Sie, Marcus Didius, was hat Sie eigentlich zu meiner alten Garnison geführt?«
    Bestimmt wußte er, daß ich auf der Suche nach Helena war. »Ich wollte Sie besuchen, Tribun.«
    »Ach, wie nett!« So, wie er das sagte, klang es tatsächlich ehrlich.
    »Ja, ich dachte, Sie würden vielleicht gern erfahren, wie’s der Familie geht. Anscheinend alles wohlauf. Ihr Vater möchte sich eine Yacht zulegen, aber Ihre Mutter will nichts davon hören … Haben Sie übrigens in letzter Zeit von Ihrer Schwester gehört?«
    Die Frage war mir einfach so rausgerutscht; zu spät, um noch rein flüchtiges Interesse zu heucheln. Justinus parierte sofort: »Nein, sie macht sich derzeit ungewöhnlich rar. Ist was mit Helena, das ich wissen sollte?«
    Sicher wußte er längst, daß sie sich entschlossen hatte, mit dem billigen Schrotbrot an meinem Tisch vorlieb zu nehmen. Aber ich war nicht Manns genug, ihrem Bruder unsere Beziehung zu erklären. Also sagte ich bloß: »Sie ist fort aus Rom.«
    »Seit wann?«
    »Kurz vor meiner Abreise.«
    Justinus, der sich auf einem Lesediwan aus Armeebeständen ausgestreckt hatte, verlagerte das Gewicht, um seinen Arm zu entlasten. »Das klingt ja nach einem ziemlich überstürzten Aufbruch!« Noch lachte er, aber ich sah schon, wie sich was hinter seiner Stirn zusammenbraute. »Hat sie sich über irgendwas geärgert?«
    »Wenn, dann über mich. Helena hat eine hohe Moral, und ich habe schlechte Angewohnheiten … Eigentlich hatte ich gehofft, sie wäre hier bei Ihnen.«
    »Ist sie nicht, nein.« Der Grund für mein Interesse stand zwar nach wie vor gefährlich im Raum, blieb aber unausgesprochen. An den Brocken trauten wir uns beide nicht heran. »Meinen Sie denn, daß Grund zur Sorge besteht?« fragte Justinus.
    »Ach, sie ist vernünftig.« Justinus hielt große Stücke auf seine Schwester und war bereit, diese Einschätzung zu unterschreiben. Mir bedeutete sie auch sehr viel, und ich war leider alles andere als beruhigt. »Sehen Sie, Tribun, soweit ich weiß, hat Ihre Schwester keine Absprache mit dem Bankier getroffen und auch keinen Leibwächter mitgenommen. Sie hat sich nicht von Ihrem Vater verabschiedet und sogar Ihre Mutter beschwindelt; meine, die sie sehr gern hat, ist völlig perplex; und sie hat nicht mal eine Nachsendeadresse hinterlassen. Das«, sagte ich, »macht mir Sorge.«
    Wir schwiegen beide.
    »Was schlagen Sie vor, Falco?«
    »Nichts. Es gibt einfach nichts, was wir tun könnten.« Und das beunruhigte mich nicht minder.
    Wir wechselten das Thema.
    »Ich weiß immer noch nicht«, nahm Justinus das Wort, »wie es möglich ist, daß Sie in dem Augenblick, da wir Probleme mit Gracilis haben, hier auftauchen und nach einem verschwundenen Legaten fahnden?«
    »Reiner Zufall. Ich suche nämlich nicht Gracilis, sondern Munius Lupercus.«
    »Olympus! Da würde ich mir an Ihrer Stelle keine Hoffnungen machen!«
    Ich lächelte bedripst.
    Etliche seiner Angehörigen standen dem Kaiser nahe, und ich war überzeugt, daß Justinus ihre Diskretion geerbt habe. Also erzählte ich ihm freimütig von meiner Mission, die Vierzehnte Gemina erwähnte ich allerdings nicht. Fairneß dieser Truppe gegenüber war vielleicht überflüssig, aber ein paar Grundsätze habe ich eben auch. »Da haben Sie ja ein paar harte Nüsse zu knacken!« war sein Kommentar.
    »Allerdings. Ich weiß inzwischen, daß die Seherin Veleda in einem Turm haust und nur durch ihre männlichen Verwandten mit der Außenwelt verkehrt. Das soll wohl ihre Aura heben. Ich finde einen Ausflug auf das rechte Rheinufer auch ohne solche Mätzchen aufregend genug!« Justinus gluckste vergnügt. Er hatte gut lachen. Er brauchte ja nicht rüber. »Sie sind anscheinend gut informiert, Justinus. Können Sie mir etwas über den Rebellenführer erzählen?«
    »Civilis ist verschwunden – über seine schaurigen Gebräuche sind allerdings eine Menge Geschichten im Umlauf.«
    »Nur zu! Lehren Sie mich das Gruseln!« knurrte ich.
    »Also die blutrünstigste Anekdote behauptet, daß er seinem kleinen Sohn

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