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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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konnte ich’s noch nicht.
    Den Flüchtigen nachzurennen blieb keine Zeit. Ich hatte ohnehin keine Puste mehr. Die Wachen des Tribun eilten mit Fackeln aus dem Haus. Justinus folgte ihnen. Schrille Stimmen gellten aufgeregt durcheinander, verebbten aber schlagartig zu einem schwachen Diminuendo, als das Licht einer Fackel auf den Toten fiel.
    Es war wie nach einem Schlachtfest – alles voller Blut. Eine Klinge, schärfer als die beste Militärwaffe, hatte dem Soldaten fast den Kopf vom Rumpf getrennt.
    Ich drehte mich zu dem Mann um, der das getan hatte. Er stand reglos, die Waffe immer noch mit fachmännischem Griff umklammert. Einer der Leibwächter des Tribun machte einen halbherzigen Versuch, sie ihm fortzunehmen – hatte aber dann doch nicht den Mut dazu. Ein anderer hob zögernd seine Fackel, als fürchte er, etwas Übernatürliches zu enthüllen.
    Das Glück war ihm freilich nicht beschieden. Alles, was wir zu sehen kriegten, waren die glasigen Augen eines Touristen, der sein jüngstes Abenteuer mit einem Mut und einer Geistesgegenwart gemeistert hatte, die ihm nun selbst unheimlich waren.
    »Xanthus!«
    Oh weh! Jetzt würde ein gewisser Jemand erst recht heikle Fragen beantworten müssen, bevor dieser vom Pech verfolgte Weltreisende seinen Paß zurückbekam und nach Hause durfte.

XXVIII
    Er sah in mir noch immer seinen Beschützer und wandte sich jetzt ängstlich blökend an mich. Ich ließ ihm sein Rasiermesser – anscheinend konnte er wirklich damit umgehen. »Ich frage lieber nicht, wie oft du das schon gemacht hast!«
    »Nein, besser nicht.« Die Stimme klang sachlich, aber ich sah, daß er einen Schock weg hatte.
    »Und ich dachte immer, du hättest den Auftrag, mich umzubringen. Anscheinend habe ich von meiner eigenen Vergangenheit viel mehr zu befürchten …«
    »Ich glaube, ich will nach Hause, Falco.«
    »Das wird schon wieder.«
    »Nein, wirklich, ich wünschte, ich wäre in Rom.«
    Justinus nahm die Sache in die Hand. Er hatte die eingeritzten Erkennungszeichen auf der Schwertscheide des Toten identifiziert. »Einer von den Rowdys aus der Vierzehnten …« Er befahl einer seiner Wachen, ihren Ersten Tribun zu holen. »Aber ohne Aufsehen. Und sieh zu, daß Aulus Macrinus allein kommt. Ich will nicht, daß die ganze verdammte Legion hier antanzt.« Dann kam Justinus herüber und half mir, den Barbier zu beruhigen. »Keine Angst, Xanthus. Du wirst meinem Kommandeur ein paar Fragen beantworten müssen, aber damit dürfte der Fall erledigt sein.«
    »Sie sind ja sehr optimistisch!« flüsterte ich ihm zu. »Aber wie wollen Sie Ihren notorisch mißtrauischen Kollegen von der anderen Seite erklären, warum einer der ihren auf dem Gelände der Ersten kaltgemacht wurde?«
    »Mir wird schon was einfallen.« Der Junge schien krisenfest. Seine Augen leuchteten vor Aufregung, aber er plante kühl und besonnen. Seine Selbstbeherrschung beruhigte auch die anderen. »Marcus, machen Sie sich auf was gefaßt. Das Schlimmste haben Sie noch vor sich!« Nach dieser geheimnisvollen Frotzelei fuhr er mit gewohnt freundlicher Stimme fort: »Aber jetzt wollen wir erst mal den armen Kerl da wegschaffen …«
    Xanthus hatte angefangen zu zittern und stand wie in Trance bei der Leiche. Ihn ins Haus zu bugsieren würde einiges an Takt erfordern. Uns fiel es allen schwer, den Blick von der schaurigen Szene zu wenden.
    Als die Wache mit Macrinus zurückkam, standen wir noch auf der Straße. Sogar seine hochmütige Aristokratenvisage wurde blaß, sobald wir beiseite traten und er sah, warum man ihn gerufen hatte.
    »Ist das einer von uns? Oh ihr Götter – Camillus!«
    »Aulus, lassen Sie mich erklären …«
    »Darum möchte ich allerdings auch gebeten haben!«
    »Drohen Sie mir nicht!« schnauzte Justinus mit erstaunlicher Schärfe zurück. »Der Fall ist einwandfrei geklärt. Ich habe ehrbare Zeugen. Drei von Ihren Männern haben Falco überfallen …«
    »Wahrscheinlich waren sie betrunken und wollten ihm einen Streich spielen.«
    »Oh nein! Der Angriff war geplant und geschah ohne jede Provokation. Die drei hatten schon eine halbe Stunde vor meinem Haus auf der Lauer gelegen – mein Zeuge kann das bestätigen. Das war weit mehr als ein Streich, Aulus! Die Nacht hätte ein böses Ende nehmen können …«
    »Hat sie auch, Justinus, hat sie!«
    »Anderenfalls hätte man meinen Gast erstochen.«
    In die Enge getrieben, nahm der Tribun der Vierzehnten Haltung an. »Wenn es wahr ist, was Sie da sagen, dann werden die

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