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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sehr imponieren?«
    »Das geht dich gar nichts an!«
    »Oh!« Xanthus spuckte auf seinen Wetzstein. »Oho!« Selbst er blickte irgendwann durch. Sein Wunsch zu gefallen, machte im Nu jenen augenzwinkernden Ferkeleien Platz, die ich zu diesem Thema überall zu hören bekomme. »Da werden Sie aber alle Hände voll zu tun haben!« Pessimistisch erinnerte ich mich daran, daß sogar Helena Justina mir oft mit diesem Spruch kam. »Also, wenn das so ist, dann nehme ich meinen norischen Stahl …«
    Ich wollte das Allerbeste und durfte also nicht meckern. Aber ich hatte das ungute Gefühl, daß der norische Stahl eben der war, mit dem Xanthus meinem Angreifer die Kehle durchgeschnitten hatte.
     
    Ehre, wem Ehre gebührt – ich will nicht verschweigen, daß er aus dem verhunzten Material, das ich ihm unters Messer gab, wirklich das Beste gemacht hat. Noch nie war ich mit so wenig Unannehmlichkeiten derart glatt rasiert worden, und sogar der Haarschnitt fiel genau so leicht zerzaust aus, wie ich ihn mag. Nach jahrelanger Praxis im diskreten Erraten kaiserlicher Wünsche, konnte Xanthus seine Kundschaft so exakt einschätzen, wie man es von einem Barbier erwartet, der für eine irrtümlich abgeschnittene Locke auf dem Richtblock enden kann.
    Wie sich herausstellte, hätte er sich die Mühe sparen können; aber es war sicher nicht das erste Mal, daß er einen Kunden stundenlang für ein Rendezvous feinmachte, das dann ins Wasser fiel.
    Mit prickelndem Kinn und umwogt von einem beunruhigenden Salbenmief, schlich ich mich leise ins schönste Gästezimmer des Hauses. Die ganze Zeit über hatte ich mir eingeredet, daß alles wieder ins Lot käme, wenn ich Helena nur erst allein gegenüberstünde und ihr auf meine hingebungsvolle Art den Hof gemacht hatte. Ich konnte es kaum erwarten, sie zu sehen. Und es drängte mich mächtig, unsere Beziehung wieder einzurenken.
    Es sollte nicht sein. Zwar brannte eine Kerze, aber der große Raum lag zur Hälfte im Dunkeln. Ich blieb einen Moment stehen, um mich an das schummrige Licht zu gewöhnen und mir einen weltmännischen Gesprächsbeginn auszudenken, für den Fall, daß meine Geliebte, hingegossen auf Schwanendaunen, ein, zwei leichte Oden las, während sie voll Ungeduld auf mich wartete … Ich hätte meine grauen Zellen schonen können, denn Helena war nicht da. Das hohe Bett mit dem Schildpattrahmen, der Rüschendecke und dem anmutig geschnitzten Fußschemel davor war leer. Statt dessen lag eine kleine, zusammengekrümmte Gestalt schnarchend auf einem niedrigen Sofa – vermutlich eine Sklavin, die Helena sich als Zofe mitgebracht hatte.
    Was für ein Schlag! Mit einer Dienerin bestand natürlich keine Chance auf eine leidenschaftliche Versöhnung. Ach, und wie erinnerte ich mich noch an die Zeiten, da sie nachts nie eine Zofe in ihrem Zimmer schlafen ließ, wenn sie mich in der Nähe wußte.
    Ich trat den Rückzug an. Als ich die Tür hinter mir schloß, brachen sich die aufgestauten Gefühle Bahn. Sie mußte doch gewußt haben, daß ich kommen würde. Also war sie absichtlich fort. Plauderte wahrscheinlich immer noch mit Justinus. Ängstigte dieses simple Gemüt mit Schauergeschichten von gebrochenen Wagenrädern und Banditen. Kaute Familienklatsch durch. Riet ihm, wie er seine Karriere auf Vordermann bringen könne. Und alles nur, um mir aus dem Weg gehen zu können, der ich ihr zwar übelnahm, daß sie sich so klammheimlich aus Rom fortgeschlichen hatte, mich aber so sehr danach sehnte, mit ihr ins Bett zu sinken.
    Ich beschloß, meine so unerhört rasierte Wenigkeit nicht in diesem öden Haus zu vergraben, sondern unten im Ort einen draufzumachen und mich sinnlos zu besaufen.
    Meine Entrüstung brachte mich gerade mal bis zur Haustür. Dort fiel mir ein, daß ich ja in Moguntiacum war, einer Kleinstadt mit kleinkarierten Sitten. Um diese Zeit würde nichts mehr offen sein, ausgenommen jene verrufenen Spelunken, auf die ich nun wirklich keine Lust hatte. Außerdem schreckte mich die Aussicht, morgen mit einem Kopf wie ein Sack Hafermehl arbeiten zu müssen, bloß weil ich mir mit irgendeiner Dumpfbacke die Nacht, die ich eigentlich hatte mit Helena verbringen wollen, in einer verräucherten Kneipe um die Ohren geschlagen hatte. Ich setzte mich ein Weilchen in den Garten und pflegte mein Selbstmitleid, aber der Tribun war kein großer Naturfreund, und zwischen seinen kümmerlichen Sträuchern schmollte es sich schlecht. Justinus’ Hund spürte mich auf und hopste neben mir auf die

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