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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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weiten Rundblick über die Flußschleife, bis hinunter zum Zusammenfluß mit dem Moenus. Dort änderte der kraftvolle breite Strom seine Richtung ein wenig und verschwand fast aus meinem Gesichtskreis. Ich schlug den Weg zur Brücke ein. Erst als ich oben stand, sah ich, wie breit der Rhein wirklich ist. Im Vergleich dazu schien mir der Tiber bloß noch wie ein mäanderndes Rinnsal, das unbedeutend in seinem Kiesbett vor sich hin plätschert. Jenseits der Brücke war ein Wachlokal aufgeschlagen, das mit der Zeit erheblich gewachsen war und nun sogar einen eigenen Namen bekommen hatte: Castellum Mattiacorum. Nun war ich also in Germania Libera.
    Zunächst empfand ich keinen Unterschied zur römischen Seite. Die Atmosphäre schien mir weniger bedrohlich als in dem gesetzlosen Einwandererviertel der Transtiberina in Rom. Aber das hier war nun einmal nicht die Transtiberina, und sicher war man – oder ich – in dieser Gegend genausowenig. Ein römischer Wachturm auf dieser Seite des Flusses war eine Rarität. Am Anfang der großen Handelsstraße stehend, die dem Moenus ins Landesinnere folgte, war er eigentlich nur ein Symbol. Ich hatte die ersten zögernden Schritte über die Grenze des Imperiums gewagt. Hinter mir flackerten die Lichter von Moguntiacum in ordentlichen Reihen. Vor mir lagen Hunderte, wenn nicht Tausende von Meilen ungewissen Landes. Die ersten Etappen wurden von Stämmen bewohnt, die aus ihrem Haß auf Rom keinen Hehl machten; dann folgten andere, mit denen wir Römer noch nie in Berührung gekommen waren und deren Heimat bislang noch kein Angehöriger meiner Welt erforscht hatte. An diesem trüben Abend, über den allzu früh die Nacht hereinbrach, packte mich angesichts der endlosen, unwirtlichen Weiten Nordeuropas plötzlich das Heimweh.
    Um den Wachturm scharte sich eine zwanglose Ansammlung von Zivilunterkünften. In Ufernähe fand ich eine Taverne, die nicht so überlaufen war wie die Medusa, dafür aber sauber und ansprechend. Dort setzte ich mich auf die Terrasse und sah zu, wie die letzten Schiffe vor Einbruch der Nacht gemächlich in den Hafen einliefen.
    Ich dachte über meinen Auftrag nach. Obwohl ich nur langsam vorankam, fand ich mich doch allmählich in meiner Rolle zurecht – entdeckte aber auch neue Hindernisse. So hatte ich das untrügliche Gefühl, einen Rivalen bekommen zu haben. Falls Florius Gracilis den Ehrgeiz hatte, Civilis zu bekehren (dazu konnte, ganz gleich, was Julia Fortunata glauben mochte, durchaus auch der Plan gehören, die Seherin Veleda unschädlich zu machen), so hoffte ich, daß er scheitern möge. Sonst konnte es mir nämlich blühen, daß ich in diesem Nest festsaß – tausend Meilen von zu Hause und wer weiß wie weit von Helena entfernt, um meine Mission für den Kaiser betrogen und deshalb ohne Aussicht auf ein Honorar. Vespasian war ein Snob. Er würde viel eher einen Senator standesgemäß entlohnen als notgedrungen ein paar Sesterzen für einen wie mich herauszurücken.
    Es war durchaus möglich, daß Gracilis sich zu einer Suchaktion aufgemacht hatte. Vielleicht war es ihm diesmal zu riskant erschienen, die energische Julia einzuweihen. Zumindest, wenn er auf eigene Faust handelte, schien das ganz plausibel. Die Vierzehnte mußte natürlich wissen, was ihr Legat vorhatte. Also hatten die Krieger, sobald ich mich als Kurier Vespasians ausgewiesen hatte, doppelten Grund, die Ahnungslosen zu spielen, um dann um so besser gegen mich intrigieren zu können. Neuer Besen oder nicht, gegen einen Außenseiter würde die Legion allemal zu ihrem Kommandanten halten. Und Gracilis war ganz bestimmt der Meinung, daß eine so heikle Mission in seinen illustren Händen besser aufgehoben wäre als bei einem Kerl wie mir …
    Pech gehabt, Legat! Falls dies ein Wettrennen werden sollte, dann war M. Didius Falco entschlossen, es zu gewinnen.
    Ich hatte nur keine Ahnung, wie. Aber das war letztlich nur eine Frage der Organisation. Alles, was ein Held braucht, ist Mumm.
    Zufrieden mit dem Tagwerk, genoß ich meinen Wein. Die Nacht war ruhig, die Atmosphäre am Hafen geschäftig und angenehm. Meine Gedanken wandten sich den Frauen zu: Kellnerinnen, Offiziersgattinnen, Mätressen … und endlich einer, von der sich wirklich zu träumen lohnte: Helena.
    Natürlich zerbrach ich mir schon bald wieder den Kopf darüber, wo sie wohl stecken mochte. Niedergeschlagen machte ich mich auf den Heimweg.
     
    Auf unserer Seite des Ufers schlossen die Händler bereits ihre Läden zu, was

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