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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gelöst hätte.
    Mit einem kräftigen Ruck riß er sich los. Irgendwie spürte ich, was er im Sinn hatte, und stolperte rückwärts außer Reichweite. Dicht hinter mir bot eine Hauswand dürftigen Schutz. Mein Instinkt riet mir, mich flach gegen den Stein zu pressen, doch wenn alle drei auf einmal auf mich losgingen, wäre ich verloren gewesen. Einen Hilferuf konnte ich gerade noch loslassen – leider nicht laut genug –, dann blieb mir zum Schreien keine Zeit mehr. In der Nähe waren eine Menge Leute, aber die drei hatten ihren Anschlag so gut choreographiert, daß er völlig harmlos wirken mußte. Wer rechnet schon damit, ausgerechnet vor der Offiziersunterkunft einen Überfall zu erleben? Und wer rechnet schon damit, überfallen zu werden?
    Ich, lautet die Antwort. Ich bin überall auf das Schlimmste vorbereitet. Zum Glück hatten diese Schläger angenommen, ich würde beduselt heimwanken, und sie hätten leichtes Spiel mit mir. Doch da hatten sie sich verrechnet.
    Hastig peilte ich die Lage. Sehen konnte ich – aus einem Fenster im ersten Stock von Camillus Justinus’ Haus, dessen Laden noch nicht geschlossen waren, drang ein breiter Lichtstreifen. Gleich zu Anfang war ein Schatten über dieses Licht gewandert; es mußte also jemand im Zimmer auf und ab gehen. Ich linste hinauf, hoffte, auf mich aufmerksam zu machen, doch jetzt war hinter dem Fenster kein Lebenszeichen mehr.
    Mein Messer hielt ich fest in der Hand. Mich danach greifen zu lassen war ein großer Fehler gewesen. Mein Atem ging noch schwer vom Schock des ersten Angriffs, aber ansonsten stand ich unversehrt auf beiden Beinen. Trotzdem sah es ziemlich schlecht für mich aus. Bei jeder Finte, die ich antäuschte, versuchte ich, dem Portikus des Tribun näherzukommen. Die Erfolgsaussichten waren nicht groß, denn jedesmal, wenn einer von denen eine Finte machte, riskierte ich beim Parieren, den beiden anderen ins Messer zu laufen. Wenigstens ließen sie es beim Dolch bewenden – gezogene Schwerter hätten denn wohl doch unliebsames Aufsehen erregt. Sie begleiteten unsere gegenseitigen Ausweichmanöver mit Lachen und Schubsen, dadurch sah das Ganze für die Passanten nur nach einer harmlosen Rempelei aus. Und mich hielten sie so auf Trab, daß ich nicht um Hilfe rufen konnte.
    Einen Schritt war ich der Tür nähergekommen, dafür aber jetzt umso enger zwischen zwei der Soldaten und der Wand eingeklemmt, während der dritte mir nach der anderen Richtung hin die Flucht versperrte. Es war höchste Zeit für vernünftige Handlungen, aber mein Mund war so trocken, daß ich kein Wort herausbekam.
    Ohne recht zu wissen, was ich tat, stürzte ich mich auf den Einzelstehenden, machte dann blitzschnell kehrt und griff mit dem Mut der Verzweiflung die beiden anderen an. Klingen ratschten mit einem hohen Ton gegeneinander, der mir schmerzhaft in den Eckzahn fuhr; Funken stoben. Ich schlug so berserkerhaft um mich, daß ich kaum hörte, wie weit hinten im Haus des Tribuns eine Frauenstimme aufschrie. Ich riß einen Arm hoch, und schon schepperte hinter mir Stahl auf Stein. Das Licht von oben wurde heller. Jetzt konnte ich die Gesichter deutlicher erkennen. Wieder glitt oben ein Schatten hin und her, aber ich hatte keine Zeit zu rufen.
    Mein Dolch traf sein Ziel, aber so ungeschickt, daß ich mir beim Zurückziehen die Schulter verrenkte. Immerhin fluchte der Getroffene und hopste jammernd auf der Stelle. Langsam fiel unser seltsames Treiben auf. Der zweite Bandit war denn auch sehr dafür, das Weite zu suchen. Der dritte hatte mehr Mut – oder weniger Grips. Er fiel mich an. Ich brüllte vor Wut. Dann, als ich mich schon wieder gegen alle drei auf einmal wehren mußte, wurde die Haustür aufgerissen. Jemand erschien, von hinten angeleuchtet, wie in einem schwarzen Rahmen. Für Justinus hatte die Gestalt die falsche Statur; für seine Wachen war sie zu zierlich.
    Ein unheimlicher Schatten glitt ins Freie. Die drei Schurken wagten noch einen letzten, stürmischen Angriff, gegen den ich mich nur mit knapper Not wehren konnte. Daher bekam ich kaum mit, was jetzt geschah. Der Schatten schlüpfte an mir vorbei, ergriff einen der Soldaten und zog ihm mit beängstigendem Ruck den Kopf in den Nacken. Der Mann klappte lautlos zusammen und sank auf unmißverständliche Weise zu Boden. Einen Moment lang blieb alles still. Die beiden Überlebenden verdufteten mit der Geschwindigkeit einer Truppe, die weiß, was es geschlagen hat. Gesehen hatte ich es auch, nur begreifen

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