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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zärtlich sein …« Mir war ganz zärtlich zumute. Ja, vor lauter Zärtlichkeit konnte ich an nichts anderes mehr denken.
    Wir landeten auf dem Bett. Ich überließ ihr die Führung. Sie organisierte so gern. Und heute nacht mochte ich alles, was sie mochte. Probleme hatte ich tagsüber genug gehabt. Jetzt hielt ich Helena Justina in den Armen und war nur glücklich. Ich hatte alles, was ich mir wünschte, und war auf alles vorbereitet.
    Sie machte es sich bequem, strich das Bettzeug glatt, nahm die Ohrringe ab, nestelte ihr Haar auf, löschte die Lampe … »Entspann dich, Marcus!«
    Ich entspannte mich. Entspannte mich ganz und gar. Alle Ängste wichen aus meinem eben noch so hektisch arbeitenden Hirn. Ich zog Helena noch fester an mich und seufzte tief, während meine Hände langsam über ihren vertrauten Körper glitten und sich aufs neue mit seinen Geheimnissen bekanntmachten. Ich hielt sie umschlungen und schloß dankbar die Augen. Dann tat ich das einzige, was man unter diesen Umständen von einem Mann erwarten kann.
    Ich schlief ein.

XXX
    Die Nacht war fast schon vorbei. Im Aufwachen überfiel mich siedendheiß die Erinnerung an das, was ich getan oder vielmehr nicht getan hatte.
    »Gut geschlafen?« Immerhin war sie noch da.
    »Du hast gesagt: ›Entspann dich‹ … Aber jetzt bin ich wach«, sagte ich und versuchte, bedeutungsvoll zu klingen.
    Helena lachte bloß und kuschelte sich an meine Schulter. »Manchmal, wenn ich mit dir Freundschaft schließen will, komme ich mir vor wie Sisyphos, der seinen Felsbrocken den Berg rauf wälzt.«
    Jetzt mußte auch ich lachen. »Und gerade dann, wenn er es höher hinauf geschafft hat als je zuvor, fangt seine Schulter so furchtbar an zu jucken, daß er sich einfach kratzen muß … ich kenne das.«
    »Du doch nicht«, widersprach sie. »Du würdest einen Trick finden, den Stein mit einem Keil festzuklemmen.«
    Ich liebte ihren absonderlichen Glauben an mich.
    Unvermittelt rollte ich mich herum und packte sie mit herrischem Griff. Und dann, als sie sich in Erwartung wilden Ungestüms erschrocken steif machte, küßte ich sie so sanft, daß es ihr den Atem nahm. »Mein Herz, du bist die einzige, die immer und überall unbesorgt mit mir Freundschaft schließen kann.«
    Ich lächelte ihr in die Augen. Sie schloß die Lider. Manchmal war es ihr nicht recht, daß ich sah, wie tief ihre Gefühle waren. Ich küßte sie noch einmal, lang und gründlich.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, glänzten sie samtig braun und waren voller Liebe. »Warum bist du beim Abendessen weggerannt, Marcus?«
    »Ich hasse Geschichten, in denen gefährliche Banditen Frauen, an denen ich hänge, als Geiseln nehmen.«
    »Ah, aber dieser Räuber war ein ganz reizender Mensch!« neckte sie leise.
    »Ich wette, er hat dir aus der Hand gefressen.«
    »Na ja, ich habe ein bißchen Übung im Umgang mit so ollen Brummbären, die sich einbilden, daß sie die Frauen in- und auswendig kennen!« scherzte sie, streckte sich aber gleichzeitig so einladend unter mir, daß ich mich kaum konzentrieren konnte. Eine Weile schwieg sie versonnen und sagte dann: »Stimmt das, daß du an mir hängst?«
    »Und ob.«
    »Habe ich dir gefehlt?«
    »Ja, mein Liebling …«
    Als ich mich anschickte, ihr zu beweisen, wie sehr (eine höchst angenehme Aufgabe!), da flüsterte sie besorgt: »Marcus, es wird schon hell. Ich sollte jetzt gehen.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht erlauben …«
    Einen Moment lang spürte ich noch ihr Zaudern. Ich machte unbeirrt weiter; wenn sie wirklich wollte, daß wir aufhörten, dann lag die Entscheidung ganz allein bei ihr. Im nächsten Augenblick hatte sie vergessen, was sich im Haus ihres Bruders schickte, und gehörte wieder ganz mir.

XXXI
    Das Morgenlicht hatte eine Ritze in dem massiven nordeuropäischen Fensterladen gefunden und fiel auf mein gemütlich zerwühltes Bett. Diesmal hatten wir noch nicht lange geschlafen, denn wir hielten uns immer noch fest umschlungen in einer zwar romantischen, zum Schlafen aber denkbar ungeeigneten Position.
    »Dank dir, meine Schöne. Das habe ich gebraucht.«
    »Ich auch.« Für eine züchtige Senatorentochter konnte sie sehr direkt sein. Da ich unter Frauen aufgewachsen war, deren schamloses Treiben sich nur selten mit Aufrichtigkeit im Bett paarte, schockierte mich Helena immer wieder.
    Ich küßte sie. »Was soll ich denn deinem Bruder sagen?«
    »Nichts. Wozu?« Das entsprach schon eher dem, was ich von einem Mädchen erwartete: völlig

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