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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hilflos. Sie lächelte. »Ich liebe dich, Marcus.«
    »Danke – aber wirst du mir auch verzeihen, daß ich nicht an deinen Geburtstag gedacht habe?« Jetzt, dachte ich, kann man das Thema vielleicht angehen.
    Tatsächlich hatte ich den richtigen Zeitpunkt erwischt: Sie hätte zwar gern einen Streit deswegen angefangen, doch ihr Gerechtigkeitssinn siegte. »Du hast ja gar nicht gewußt, daß ich Geburtstag hatte.« Sie stutzte. »Oder?«
    »Nein! Das solltest du eigentlich wissen …« Ich langte an ihr vorbei, wurde von ihrer süßen Nähe wieder aufgehalten und holte dann mit einiger Verzögerung die Bernsteinkette hervor, die ich auf dem Weinschiff von Dubnus, dem Hausierer, gekauft hatte.
    Dabei fiel mir ein, daß ich wegen Dubnus unbedingt etwas unternehmen mußte. Warum unterbrechen einen wichtige Gedanken immer in so unpassenden Momenten? Dabei hatte ich den ubischen Aasgeier und den Plan, ihn für meine Suche nach Veleda einzuspannen, schon so schön vergessen! Mit Helena Justina in meinen Armen fand ich die Vorstellung, die Barbaren in ihren Wäldern aufzuspüren, ganz unerträglich.
    Ich ließ Helena sich erst einmal an den weichschimmernden Steinen satt sehen, dann legte ich ihr das Geschmeide um. »Steht dir gut – besonders zu diesem Kostüm.«
    »So? Damit werde ich beim nächsten Galadiner wohl Furore machen! Ach, Marcus, sie ist wunderschön …« Helena nur mit ihrem Geburtstagsgeschenk bekleidet vor mir zu sehen stimulierte mich zu weiteren Versöhnungsschritten, besonders, da es mir gelungen war, unsere Umarmung auch dann nicht zu lockern, als ich zum Nachttisch hinüberlangte. »Marcus, du mußt doch ganz erschöpft sein …«
    »Ich habe ja heute nacht gut geschlafen.«
    »Hast du etwa Angst, du könntest vergessen haben, wie’s geht?«
    Trotz der Spöttelei ließ sie sich meine Zärtlichkeiten gern gefallen. Helena wußte, was sich für eine Dame gehört, die gerade ein erlesenes und sündteures Schmuckstück geschenkt bekommen hat. »Oder hattest du bloß vergessen, wie schön es ist?«
    »Vergessen? Herzblatt, wenn du mich schmachten läßt, ist mir die größte Qual, daß ich mich gar zu gut erinnere.«
    Aus irgendeinem Grund wirkte dieses mannhafte Geständnis auf Helena so stark, daß sie leise aufschluchzte.
    »Ach, Marcus, halt mich – halt mich fest …«
    »So?«
    »Ja, ja! So … da … überall .«
    Irgendwo im Haus fiel etwas mit lautem Scheppern um.
    Etwas Großes. Eine Statue im Museumsformat oder eine riesige Vase.
    Der erwartete Aufschrei blieb aus. Aber im nächsten Moment hörten wir ein Paar kleiner Füße blitzschnell davonrennen.
    »Da muß ein Kind im Haus sein!« Ich war verblüfft.
    »Oh Juno! Das hatte ich ganz vergessen …« Helena war als erste an der Tür. Das Kind floh den langen Korridor hinunter – nur fort von den riesigen Tonscherben! Zu ihrem Pech floh die Kleine genau in unsere Richtung.
    Was sie umgestoßen hatte, war ein imposantes Gefäß mit zwei Henkeln, das sich als schwarzfiguriger Volutenkrater aus der zweiten hellenistischen Periode ausgab. Der arglose Betrachter wäre auch bestimmt darauf hereingefallen, aber ich war bei einem Experten in die Schule gegangen und erkannte eine Fälschung, selbst eine erstklassige, die sorgfältiger gearbeitet war als das Original (und entsprechend mehr kostete). Der Krater hatte just auf dem Sockel gestanden, in dessen Staubschicht ich gestern erst, um die Diener des Tribun zu ärgern, Falco war hier geschrieben hatte. Das Kunstwerk war groß genug gewesen, daß ein Finanzbeamter bequem seine Ersparnisse darin hätte verstecken können, und Camillus Justinus hatte vermutlich nichts Wertvolleres besessen. Wahrscheinlich war es das erste Stück einer als Lebenswerk angelegten Sammlung.
    »Halt! Bleib sofort stehen!«
    Wenn sie wollte, konnte Helena Justina mich blitzartig zum Stehen bringen, wie hätte sich ihr da eine Achtjährige widersetzen sollen? Allein, es war die kleine Übeltäterin, die jetzt fragte: »Was macht ihr denn da?« Der trotzig-rüde Ton kam mir bekannt vor.
    »Uns vor dir verstecken!« knurrte ich unwirsch zurück, denn der kleine Störenfried konnte nur das unwillkommene Geschöpf sein, daß ich zuvor in Helenas Schlafzimmer gesehen hatte. Ich ging hinüber zu dem Scherbenhaufen und hob ein geschwungenes Bruchstück auf. Ein bärtiger Odysseus ließ sich genießerisch von einer Weibsperson umgarnen; sie hatte verführerische Fesseln, doch der Rest von ihr war abgebrochen.
    Ärgerlich drehte ich

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