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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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natürlich. Und sehr spendabel.«
    »Das glaube ich Ihnen! Sie haben offenbar einen sehr großen Bekanntenkreis.«
    »Oh ja! Früher oder später kommen die meisten Jungs aus Rom hier durch. Und ich«, erklärte Claudia selbstgefällig, »bin berühmt für meine Gastfreundschaft.«
    So konnte man es freilich auch ausdrücken.
    »Eine einflußreiche Frau!« Mit unbewegter Miene warf ich den nächsten Köder aus. »Wie stehen Sie übrigens zum Legaten der Vierzehnten Gemina?«
    Sie war jeder noch so peinlichen Frage gewachsen. »Warten Sie – ist das Priscus? Oder der neue, Gracilis?« Offenbar hatten beide ihren Harnisch in ihrer Garderobe aufgehängt.
    »Ich meine den neuen.«
    »Ja, den habe ich ein-, zweimal getroffen.«
    »Ein netter Mann?« Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
    »Oh ja, sehr nett!« Zum Glück hatte sie den Spott nicht bemerkt. Ihr Humor – vorausgesetzt, sie hatte welchen – war vermutlich unkompliziert und fröhlich, statt hinterfotzig wie der meine.
    »Hat Gracilis Sie vielleicht vor kurzem besucht?«
    Was immer er auch sonst hier treiben mochte – und darüber wollte ich lieber gar nicht nachdenken –, bei einer Visite in jüngster Zeit hatte Gracilis bestimmt die gleichen Fragen gestellt wie ich jetzt. Sie antwortete mit einem wissenden Augenzwinkern, daß ich ihr eigentlich nicht hätte durchgehen lassen dürfen, und sagte dann: »Doch, mein Lieber, ich glaube, er ist neulich hier gewesen!«
    »Wahrscheinlich hatte er eine plausible Erklärung, was ihn so plötzlich in den Norden getrieben hat.«
    Sie lachte. Es klang unmelodisch, und ich sah, daß ihr etliche Zähne fehlten. »Er sagte irgendwas von einer Jagdpartie …«
    »Die alte Leier!«
    »Oh, aber bei ihm war’s keine Ausrede, mein Lieber – er hatte eine Gruppe Gallier als Kundschafter und Treiber dabei.«
    »Gallier!« Als ob ich mit den Germanen nicht schon genug zu tun hätte! Diese neue Komplikation gefiel mir ganz und gar nicht – zumal der aromatische Wein mir allmählich das Gehirn vernebelte.
    »Was wollte er denn jagen?« Abgesehen von Civilis und Veleda, die er mir vor der Nase wegschnappen würde, wenn ich nicht höllisch aufpaßte.
    »Wildschweine, glaube ich.«
    Ich schwenkte auf eine andere Spur über. »In Moguntiacum sorgt man sich um seinen kleinen Pagen, einen Sklaven namens Rusticus. Ist der vielleicht auch auf dieser gallischen Safari, damit sein Herr nicht ungekämmt auf den Anstand muß?«
    »Ein Page, sagen Sie? Nein, der war nicht bei ihm.«
    Ich beschloß, nicht weiter nach dem verflixten Legaten der Vierzehnten oder seinem Anhang zu fragen. Sonst würde ich am Ende noch einem armen Sklaven nachjagen, der nur die Abwesenheit seines Herrn ausgenutzt hatte, um sich in die Freiheit abzusetzen.
    Lächelnd ergab ich mich. Claudia war entzückt über ihren Sieg. So entzückt, daß sie sich herabließ, mir noch einen Tip zu geben. »Die Gallier haben alles bezahlt.«
    Das wollte ich nun freilich genauer wissen. »Ich möchte wirklich nicht indiskret sein, aber soll das heißen, daß sie Florius Gracilis auch hier bei Ihnen freigehalten haben?«
    Sie nickte.
    Jetzt hatte ich ihn im Sack! Wenn der Legat der Vierzehnten Gemina sich zu so einem Ausflug einladen ließ, würde Vespasian seinen Namen aus dem Offizierscorps streichen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Was für Gallier waren denn das?«
    »Töpfer«, sagte Claudia.
    Ich fragte mich, warum sie mir ausgerechnet diesen Kunden ans Messer lieferte. Weil die Germanen mit den Galliern rivalisierten? Aus gekränkter Eitelkeit, weil ihre Dienste so schnöde für Bestechungszwecke mißbraucht wurden? Das unehrenhafte Geschäftsgebaren mußte wohl den Ausschlag gegeben haben. Claudia, die selbst Geschäftsfrau war, hatte einen natürlichen Haß auf Betrüger.
    »Ich will Sie nicht durch ungebührliche Neugier in Verlegenheit bringen, Claudia Sacrata. Aber könnten wir noch einmal auf Munius Lupercus zurückkommen? Sehen Sie, der Krieg liegt nun schon lange zurück, und ich habe große Mühe, noch eine Spur zu finden. Womöglich muß ich sogar über den Rhein und drüben seinen Weg in die Gefangenschaft verfolgen. Darum hätte ich gern gewußt, ob Ihre weitverzweigten Kontakte auch dorthin reichen. Natürlich werden Sie jemanden wie die Seherin nicht persönlich kennen, aber …«
    Ich hätte es besser wissen müssen. »Veleda?« rief Claudia Sacrata lebhaft. »Oh, natürlich kenne ich die!«
    Leicht genervt sagte ich: »Aber ich denke, sie hält

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