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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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keinerlei Kontakt mit der Außenwelt? Sie soll doch hoch oben in einem unzugänglichen Turm hausen, und selbst die Gesandten aus Colonia mußten sich, als sie mit ihr verhandeln wollten, mit Mittelsmännern begnügen – Veledas männlichen Verwandten, die ihr Kurierdienste leisten.«
    »Ganz recht, mein Lieber.«
    Mir kam ein furchtbarer Gedanke. »Waren Sie etwa Mitglied dieser Abordnung aus Colonia?«
    »Gewiß doch«, versetzte Claudia. »Wir sind hier schließlich nicht in Rom, Marcus Didius.« Damit hatte sie zweifellos recht. Germanische Frauen mischten offenbar gern an vorderster Front mit – eine bedrohliche Vorstellung für einen konventionell erzogenen Römer wie mich. Ich und mein Weltbild, wir waren empört – und fasziniert zugleich. »Ich genieße hohes Ansehen in Colonia, Marcus Didius. Mich kennt hier jeder.«
    Ich konnte mir schon denken, worauf ihre Prominenz sich gründete – auf jenes universell anerkannte Gütesiegel nämlich: »Ich darf annehmen, Sie sind eine reiche Frau?«
    »Meine Freunde sind gut zu mir gewesen, ja.« Mit anderen Worten, sie hatte von manch stattlichem Bankkonto auf dem Forum den Rahm abgeschöpft. »Ich habe mitgeholfen, die Geschenke für Veleda auszusuchen, und habe auch selbst einige beigesteuert. Dann reizte es mich, ein Stück von der Welt zu sehen, und so habe ich mich den Gesandten angeschlossen.« Sie war nicht besser als Xanthus. Die Welt war offenbar voll von furchtlosen Idioten, die sich mit aller Gewalt ein lebensgefährliches Sumpffieber einfangen wollten.
    »Jetzt lassen Sie mich raten …« Unwillkürlich mußte ich doch lachen. »Die Männer mußten sich den Regeln fügen und durften nicht in das Heiligtum der Seherin eindringen. Sie dagegen haben sich irgendwie reingemogelt und mit ihr ein Gespräch von Frau zu Frau geführt? Wahrscheinlich muß Ihre Hoheit auch irgendwann mal runter von ihrem Turm – und sei es nur, um sich das Gesicht zu waschen?« Dieser neckische Euphemismus schien mir in Claudias dezenten Räumen angemessen, wo Jupiter, Schutzpatron der Verirrten, bestimmt alle Hände voll zu tun hatte, um jenen beizustehen, die verzweifelt nach einer taktvollen Umschreibung suchten, wenn sie den Weg zur Latrine wissen wollten.
    »Ich habe ihr geholfen, so gut ich konnte.« Claudia Sacrata machte ein bekümmertes Gesicht. »Sie können sich ja vorstellen, was für ein trauriges Leben das arme Mädchen führt. Keine Unterhaltung, keine Gesellschaft. Die Mannsbilder, die sie bewachen, sind allesamt Waschlappen. Die Gute hatte einen herzhaften Schwatz bitter nötig, das können Sie mir glauben. Und bevor Sie jetzt wieder anfangen, mich zu löchern, mein Lieber: Ja, ich habe sie nach Lupercus gefragt. Ich vergesse keinen von meinen Jungs, und wenn ich einem was Gutes tun kann – jederzeit!«
    Das ärgerte mich. »Wenn ein Mann im fremden Land den Tod findet, dann ist das doch kein Thema für Weiberklatsch! Habt ihr etwa in den bruktischen Hainen über Lupercus gelacht? Hat sie Ihnen erzählt, was sie mit ihm getrieben hat?«
    »Oh nein!« erwiderte Claudia so pikiert, als hätte ich alle Frauen dieser Welt verunglimpft.
    »Ah – schickt sich’s vielleicht nicht für zivilisierte Ohren? Was hat sie denn mit ihm angestellt? Seinen Kopf als Laterne benutzt, sein Blut auf ihrem Privataltar vergossen und seine Eier zwischen ihre Mistelzweige gesteckt?« Rom hatte, entsetzt über Methoden, die ausnahmsweise noch barbarischer als die von uns erfundenen, derlei Riten in Gallien und Britannien aufs strengste verboten. Aber was nützte das einem armen Tropf, der jenseits unserer Grenzen in Feindeshand fiel?
    »Sie hat den Mann überhaupt nicht zu Gesicht bekommen«, versetzte Claudia ruhig.
    »Was denn? Er ist nie in ihrem Turm angekommen?«
    »Da ist irgendwas unterwegs passiert.« Etwas Schlimmeres als das, was geschehen wäre, wenn Lupercus seinen Bestimmungsort erreicht hätte?
    »Was ist passiert?«
    »Das konnte Veleda mir nicht sagen.«
    »Bestimmt hat sie Sie angelogen.«
    »Dazu hatte sie keinen Grund, mein Lieber.«
    »Offenbar ein nettes Mädchen!« Diesmal ließ ich meine Ironie wie Salzsäure von der Zunge tröpfeln.
    Claudia schaute mich mit heruntergezogenen Mundwinkeln an. Als sie jetzt sprach, hörte ich einen leichten Tadel heraus: »Ich habe Ihnen viel von meiner Zeit geopfert, Marcus Didius.«
    »Und ich weiß es zu schätzen. Ich bin auch gleich fertig – nur eine Frage noch: Sind Sie je mit Julius Civilis zusammengekommen?«
    »Früher

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