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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Preis war, den ich zahlen mußte, wenn ich an Informationen herankommen wollte. »Nun, ich habe über seine Schlacht in Augusta Treverorum gelesen.« So gesittet wie möglich nippte ich an meinem gehaltvollen Wein. Wenn Cerialis sich nicht grundlegend von den anderen Lamettaträgern unterschied, dann hatte er mit der Geschichte seines großen Kampfes alle Welt in Grund und Boden gelangweilt.
    Claudia Sacrata warf sich in Pose und dachte nach. »Es gab damals Kritiker, die behaupteten, er habe Fehler gemacht.«
    »Na ja, das kann man immer von zwei Seiten sehen«, beschwichtigte ich, den lieben Onkel spielend. Tatsächlich gab es für mich hier nur eine einzige Betrachtungsweise. Cerialis war dumm genug gewesen, untätig auf Verstärkung zu warten, und so seinen zahlreichen Gegnern die Chance zu geben, sich zusammenzurotten. Das allein war schon fahrlässig genug. Aber auch bei seinem berühmten Gefecht hatte er Mist gebaut. Er hatte sein Lager der Stadt gegenüber, am anderen Flußufer aufgeschlagen. Der Feind griff in aller Frühe von verschiedenen Richtungen her an, stürmte das Lager und stürzte alle in heillose Verwirrung.
    »Ich habe gehört, daß einzig die entschlossene Tapferkeit des Generals die Lage gerettet hat.« Claudia verteidigte ihn treu und beherzt. Diese geschönte Version hatte sie natürlich von ihm.
    »Ganz ohne Zweifel.« Meine Arbeit erfordert mitunter ein Talent zum geradezu schamlosen Lügen. »Cerialis sprang ohne Rüstung aus dem Zelt und sah das ganze Lager in Aufruhr – seine Reiterei auf der Flucht, den Brückenkopf in Feindeshand. Da stellte er sich den Deserteuren in den Weg, trieb sie zurück, befreite unter tapferem persönlichen Einsatz die Brücke, stürmte wieder ins Lager, scharte seine Soldaten um sich, wendete das Blatt und schaffte es, daß am Ende des Tages nicht sein, sondern das Hauptquartier des Feindes zerstört war.«
    Claudia Sacrata drohte mir mit dem Finger. »Na, und warum sind Sie dann so skeptisch?«
    Weil es noch eine andere Sichtweise gab, derzufolge unsere Truppen ganz jämmerlich geführt worden waren. Der Feind hätte sich niemals unentdeckt so weit ans Lager heranpirschen dürfen; die Bewachung war nicht ausreichend; die Patrouille hatte geschlafen und ihr Kommandant sich unerlaubt von der Truppe entfernt. Einzig die Tatsache, daß die Germanienkrieger hauptsächlich aufs Plündern ausgewesen waren, hatten unseren schneidigen General vor einer katastrophalen Niederlage bewahrt.
    Ich unterdrückte meine Bitterkeit. »Warum hat der General in dieser Nacht nicht im Lager geschlafen?«
    Die Dame blieb ganz ruhig. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Haben Sie ihn damals schon gekannt?«
    »Wir sind uns erst später begegnet.« Also hatte er es schon vor ihrer Affäre vorgezogen, in einem bequemeren Privathaus zu übernachten.
    »Darf ich fragen, wie Ihre Freundschaft begann?«
    »Nun ja … der General hat Colonia Agrippinensium besucht …«
    »Eine romantische Geschichte?« Ich grinste.
    »Das wahre Leben, mein Lieber.« Ich begriff, daß sie Liebesdienste verkaufte wie andere Eier verhökern.
    »Wollen Sie mir davon erzählen?«
    »Warum nicht? Der General kam, um sich für meine Hilfe bei der Schwächung des Feindes zu bedanken.«
    »Was hatten Sie denn gemacht?« Ich dachte an irgendeine Puffintrige.
    »Unsere Stadt suchte nach einem Weg, das Band mit Rom neu zu knüpfen. Die Stadtväter boten an, Frau und Tochter des Civilis, die bei uns in Geiselhaft waren, auszuliefern; ebenso die Tochter eines anderen Rädelsführers. Aber dann hatten wir noch einen nützlicheren Einfall. Civilis, der seine Hoffnung auf die tapferen friesischen Krieger setzte, war immer noch zuversichtlich und dachte gar nicht daran aufzugeben. Die Männer unserer Stadt haben seine friesischen Verbündeten zu einem großen Fest geladen und sie fürstlich mit Essen und Trinken traktiert. Als die Gäste gut abgefüllt waren, wurde die Tür verriegelt und die Halle in Brand gesetzt.«
    Ich versuchte, mir mein Entsetzen nicht zu sehr anmerken zu lassen. »Eine freundliche Germanensitte, das?«
    »Nun, sie wurde nicht das erste Mal ausprobiert.« Das Schrecklichste an der Sache war ihr sachlich-nüchterner Erzählton.
    »Aha, und als Civilis erfuhr, daß seine Elitetruppen bei lebendigem Leibe verbrannt waren, da floh er gen Norden, und Petilius Cerialis hielt dankbar und siegreich Einzug in Colonia … was war nun Ihre Rolle in dem Spiel, Claudia?«
    »Ich habe Speisen und Getränke

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