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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Salonlöwe – hat dein ›Entgegenkommen‹ denn was gebracht?«
    »Ein paar Horrorgeschichten habe ich schon zu hören gekriegt. Florius Gracilis ist mir tatsächlich auf der Suche nach den Rebellenführern einen Schritt voraus. Außerdem ist er korrupt, steckt bis zum Hals in dunklen Geschäften, tarnt seine Suchaktion als herbstliche Jagdpartie. Aber die einzig wirklich wertvolle Information, nämlich wo ich Civilis finden könnte, die hat sie mit Absicht für sich behalten.«
    »Nanu? Was ist denn aus deiner Überredungskunst geworden?«
    »Meine Süße, einer Frau, die daran gewöhnt ist, von Männern mit Spitzengehältern umgarnt zu werden, habe ich doch nichts zu bieten.«
    »Dann läßt du aber mächtig nach!« rief Helena, schärfer als gewöhnlich. »Ach, das Brot habe ich übrigens selbst besorgt. Mir war klar, daß du geschäftlich unterwegs bist, und ich dachte, darüber könntest du’s vergessen.« Sie tröstete mich mit einem Vollkornbrötchen. Ich kaute lustlos darauf herum. Gegen Claudia Sacratas Glühwein half das leider nicht. Ich fühlte mich immer noch betrunken, und es war einfach gräßlich, wie immer, wenn man obendrein noch in Ungnade gefallen ist. »Marcus, ich habe eine ubische Kammerfrau eingestellt, die mir hilft, wenn du fort mußt. Sie ist Witwe – die Aufstände, du weißt ja. Und sie hat eine Tochter in Augustinillas Alter. Eine kleine Freundin, die strenger erzogen ist, hat vielleicht einen guten Einfluß auf deine Nichte.«
    Ich hatte noch keine Lust, ans Fortgehen zu denken. »Gute Idee. Ich zahle.«
    »Kannst du’s dir denn leisten?«
    »Ja!« Sie maß mich mit einem dieser typischen Helena-Blicke. Sie wußte, daß ich eigentlich »nein« meinte.
    Wie zur Illustration ihrer jüngsten Pläne, lugten genau in dem Moment zwei kleine Köpfe zur Tür herein und starrten mich aus neugierigen Augen an. Schön waren sie beide nicht, weder das gutgebräunte Rundstück mit den Rosinenaugen, noch der bleiche, ungesäuerte Teigklumpen daneben. Aber beide sahen aus, als hätten sie nichts als dumme Streiche im Kopf. Die mit den blonden Rattenschwänzen fragte jetzt die Dunkle mit dem Dutt: »Ist er das?« Sie hatte einen germanischen Akzent, lispelte ein wenig und war ungefähr sechsmal so intelligent wie meine Nichte.
    »Entweder raus oder rein!« knurrte ich.
    Sie näherten sich bis auf einen halben Schritt und kicherten pausenlos. Ich kam mir vor wie ein Nilpferd in einer schäbigen Menagerie – und zwar das unberechenbare, das mitunter plötzlich gegen ein Gitter anrennt.
    »Bist du der Onkel Privatermittler?«
    »Nein, ich bin der Menschenfresser, der am liebsten kleine Kinder verspeist. Und wer bist du?«
    »Ich heiße Arminia.« Ich war nicht in Stimmung für Kinder, die nach heldenhaften Feinden Roms getauft waren. Arminia und Augustinilla stachelten sich immer noch gegenseitig dazu an, mich zu einer Attacke herauszufordern. »Und was, bitte, ermittelst du in Colonia?«
    »Staatsgeheimnis.« Beide konnten sich vor Lachen kaum halten.
    »Hör gar nicht auf ihn«, riet Augustinilla. »Meine Mutter sagt, er kann nicht mal seinen eigenen Bauchnabel finden. Ganz Rom weiß, daß Onkel Marcus ein Schaumschläger ist.«
    Höchst überlegen dreinschauend stolzierten sie Hand in Hand davon.
    »Wie ich sehe, haben sie sich schon ganz gut angefreundet«, meinte ich zu Helena. »Zwischen unausstehlichen kleinen Mädchen gibt es offenbar keine Verständigungsschwierigkeiten. Jetzt haben wir also nicht bloß ein ungeratenes Gör auf dem Hals, sondern gleich zwei.«
    »Aber Marcus, sei doch nicht so pessimistisch.«
    Leicht gesagt, aber es kam noch dicker. Helena Justinas Bruder erschien in unserer Pension. Er wäre uns hochwillkommen gewesen, nur kam er leider eine Woche zu früh. Sein kleiner Hund war ganz außer sich vor Freude – nur, um dann loszurennen und auf meinen Stiefel zu pinkeln.
    Vor unserer Abreise aus dem Kastell hatten wir mit Justinus vereinbart, daß er uns nach Colonia folgen und den Hausierer Dubnus mitbringen sollte, den ich bei den Brukterern als Dolmetscher einsetzen wollte. Außerdem sollte Justinus noch seinen Legaten überreden, eine Eskorte freizustellen, die mich über den Fluß begleiten konnte. Einem General für eine solche Mission einen Trupp seiner Männer abzuluchsen, das würde schon seine Zeit dauern. Deshalb war ich ganz überrascht, als Justinus nun schon an unserem ersten Abend hereinplatzte.
    »Na sowas! Ihre Besatzung muß ja die ganze Strecke mit

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