EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
festgehalten worden war. In dieser Werkstatt fand Forester Eisenheim mit dem Rücken zur Tür entspannt auf einem Stuhl sitzen. Er rauchte und was er in seiner Hand erblicken konnte, war ein mit Whiskey gefülltes Glas. Die dazu passende Flasche Jack Daniels stand neben ihm auf einer Werkbank. Eisenheim sang entspannt ein Liedchen; und er sang es zu Foresters Verwunderung auf Russisch.
Forester schloss die Tür hinter sich. Eisenheim drehte sich zu ihm.
„Mein ebenhölzerner Freund, du bist endlich gekommen. Hast du mich gehört? Ich kann Russisch!“, sagte Eisenheim mit trällernder Stimme und lächelte Forester beschwingt an. „Hast du gesehen, alles kein Problem. Der ganze Fall hat sich aufgeklärt. Du musst nur im richtigen Augenblick auf das richtige Arschloch schießen und alles ist wieder im Lot.“
Forester nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu Eisenheim.
„Ich habe Ihre Akte gelesen. Stimmt das alles?“, wollte Forester wissen. Vor allem wollte er wissen, was Eisenheim noch davon wusste.
Eisenheim nahm das Glas, prostete Forester zu und kippte sich den gesamten Inhalt in den Mund. Dann atmete er tief ein und sah zu Forester. Die Clownerie war wieder beendet. Eisenheim wurde wieder ernst.
„Ich weiß es nicht. Ich habe keine Erinnerung mehr daran. Das Einzige, was mir jetzt klar geworden ist: Ich bin kein Drogensüchtiger im üblichen Sinne. Genauso wie Ekaterina kein Junkie gewesen war. Man hat uns unsere Leben gestohlen. Ob das alles Kasakovs Schuld ist oder Mannings. Auch daran kann ich mich nicht erinnern. Manning sagt jedenfalls nicht die Wahrheit. Aber ich komme dahinter. Langsam aber sicher, komme ich dahinter und ich werde wieder der Alte!“
„Haben Sie gewusst, dass Hanaa Ihre Tochter ist?“, fragte Forester weiter.
Eisenheim verneinte die Antwort mit einem kargen Kopfschütteln. Dann sagte er: „Ich habe einen kompletten Filmriss. Ich kann mich an nichts mehr vor dieser Zeit mit den Drogen erinnern“, sagte Eisenheim und machte eine kurze Pause. Er zündete sich eine Zigarette an, dann sagte er: „Nur mit Manning gestern vor Augen hatte ich so etwas wie ein Déjà-vu. Einen kurzen Augenblick der Erleuchtung, was damals in Wirklichkeit passiert ist. Ich bin froh, dass ich Manning verfehlt habe. Immerhin hat er jetzt einen brauchbaren Vorschlag, wie ich mir meine Tochter zurückholen werde! Wenn ich zurückkomme, werde ich ihn aber erschießen.“
Forester schwieg einen Augenblick. „Eric Bishop hat mich eingewiesen. Sie haben darauf bestanden, dass ich mit Ihnen mitkomme?!“
Eisenheim nickte und machte dabei einen intensiven Zug an seiner Zigarette.
„Meinen Sie nicht, dass das etwas zu gewagt für mich ist? Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: Ich bin Schwarzer. Wie viele Schwarze laufen in Russland rum?“, fragte Forester mit einem betrüblichen Lächeln im Gesicht.
Eisenheim blickte Forester direkt in die Augen. Wieder war da für Forester dieser Abgrund zu erblicken, diese Hoffnungslosigkeit, die Eisenheim in seinem Innersten mit sich spazieren trug und ihn so unaussprechlich unberechenbar für Forester machte.
„Hab keine Angst, schwarzer Mann. Bei mir bist du in Sicherheit!“, sagte Eisenheim und blies Rauch durch seine Nase.
Sonntag, 9. Juni 1985
Eisenheim erwachte wie aus einer Trance. Er vernahm höllischen Lärm. Er schlug die Augen auf und spürte eisigkalten Wind im Gesicht. Ihm gegenüber saß Forester. Er trug dicke grüne Schutzkleidung, darunter einen schwarzen Overall. Zudem trug Forester einen weißen Helm. Neben Forester saß ein Soldat. Der Soldat trug einen dicken grünen Overall, einen weißen Helm und dicke Handschuhe. An seinem Overall haftete nicht die Landesflagge der USA. Diese Flagge hatte eine weißen Untergrund, auf dem sich ein blaues Kreuz befand.
„Sie haben geschlafen!“, sagte der Soldat in gebrochenem Englisch. Eisenheim vernahm die Stimme des Soldaten über einen Kopfhörer. Er griff sich an den Kopf und spürte die harte Schale des Helms. Auch er trug solch einen Helm. Langsam begannen diese eigenartigen Bilder vor Eisenheims Augen wieder Sinn zu machen. Er hatte sich vor wenigen Stunden noch auf dem amerikanischen Flugzeugträger der U.S.S. Nimitz befunden. Nachdem das letzte Okay für diese Operation abgegeben worden war, hatte er sich gemeinsam mit Forester auf den Weg gemacht. Von der Nimitz waren sie mit einem Hubschrauber nach Italien gelangt und von dort mit einer Militärmaschine weiter nach Finnland geflogen
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