EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
vom Stuhl ab.
Er brauchte nun nicht weiter nach Wanzen oder Mikrofonen zu suchen. Man beobachtete die Clines oder hatte sie beobachtet. Trevor stieß das neu erlangte Wissen nun auf.
Es hieß im schlimmsten Falle ja auch, dass auch er möglicherweise beobachtet werden konnte. Trevor tat diesen Gedanken sofort wieder ab. Er schien unlogisch, da das Kind bereits in den Brunnen gefallen war.
Er konzentrierte sich nun nur noch darauf, die Bilder zu finden. Die Bilder, die Forester vermisste.
Trevor begann die Schubladen in den Wohnzimmerschränken leise zu öffnen und durchsuchte daraufhin auch die der Küche. Bevor er sich des Büros annahm – dort gab es zu viele Schränke und Schubladen – ging er zunächst in das Schlafzimmer. Mit nur zwei Kommoden und einem großen Kleiderschrank war dieser Raum schnell durchsucht.
Trevor wurde dort schnell fündig. Die kleinen goldenen Holzbilderrahmen waren im untersten von insgesamt vier Schubladen einer Kommode abgelegt worden. Neben den Sportsocken von Mr. Cline lagen sie in zwei kleinen Stapeln. Trevor nahm sie aus der Schublade und verteilte sie vor sich auf dem Boden.
Auf diesen Fotos waren ausschließlich Bilder von den Clines. Trevor hatte die Clines bisher nicht gesehen, doch sagte ihm sein Instinkt, dass die Frau mit den großen dunklen Augen und den langen glatten, rotbraunen Haaren Rebecca Cline sein musste. Ihr Mann Dave sah aus wie ein Lehrer. Er hatte dunkelblondes Haar mit Seitenscheitel und trug ein dünnes Brillengestell, das ihn jünger und attraktiver erscheinen ließ.
Dann fiel Trevor auf, dass die Clines zwar ständig im Fokus des Fotografen waren, doch dass sich
auf diesen Fotos, die vor Trevor ausgebreitet lagen, immer auch noch eine junge, sehr schlanke Frau
mit blonden Haaren befand. Zwischen all den anderen verschiedenen Personen, die auf diesen Bildern mit den Clines abgelichtet waren, war immer auch diese junge Frau, die auf einigen wenigen Bildern sogar ein kugelrundes Bäuchlein hatte. Diese blonde Frau schien zu einem Trevor
unbekannten Zeitraum schwanger gewesen zu sein.
Eigenartigerweise war sie wiederum nur so beiläufig auf den Bildern drauf, als sei sie ein Passant, der nur zufällig geknipst worden war. Diese Frau befand sich meist im Hintergrund der Cline-Familie, die im Vordergrund mit anderen Personen, entweder bei einer Grillfeier oder
auf einer ganz offiziellen Party, abgelichtet worden war.
Trevor griff neugierig nach einem gerahmten Foto, über das ein anderes gerutscht war. Es hatte schon gleich zu Beginn hervorgestochen. Als er es aus der Schublade genommen hatte, war ihm aufgefallen, dass sich dieses Foto von allen anderen unterschied. Es hatte zunächst den Eindruck auf Trevor erweckt, ein Schwarzweißfoto zu sein. Trevor sah es sich nun ganz genau an. Es war nicht schwarz-weiß. Dieses Foto hatte zwar einen sehr dunklen, fast schwarzen Hintergrund, im Vordergrund aber befanden sich zwei Personen, die auf einer Bühne standen. Die eine Person war weiblich. Trevor meinte nun, in ihr die blonde Frau zu erkennen. Sie stand auf der Bühne, seitlich, links von ihr, saß ein Mann in einem Frack. Dieser Mann hatte zudem eine große Geige zwischen seinen Beinen und alle beide, der Mann wie auch die Frau, starrten hoch konzentriert auf ein Notenblatt, das auf einem Notenständer lag.
Trevor begriff, dass es sich um eine Art klassischer Aufführung handeln musste, und erkannte nun auch die Besonderheit in dem violett-weißen Kleid, das die blonde Frau trug. Es war aus einem glänzenden Stoff, der zwar viele Falten warf, aber ansonsten der sehr dünnhäutigen Erscheinung der blonden Frau auf den Familienfotos der Clines nun zudem etwas Außerweltliches verlieh, wenn nicht Elfen- oder Märchenhaftes. Trevor konnte sich nicht erinnern, jemals etwas so Wunderschönes wie diese Frau auf diesem Foto gesehen zu haben. Es war ein Foto, gemalt wie ein Gemälde.
Trevor kramte eilig Foresters kleine schwarze Kamera aus seiner Jacke hervor, mit der er vertraut war, und lichtete die etwa zwölf gerahmten Fotografien ab, darauf bedacht, aus einem bestimmten Winkel zu fotografieren, damit keine Spiegelungen durch die Verglasungen der gerahmten Fotografien entstanden.
Dann packte er die Bilderrahmen zurück in die Schublade; nicht genauso, wie er sie vor gefunden hatte, doch aber in dem geordneten Stil, bestehend aus zwei Stapeln.
Trevor hatte noch nicht einmal zwanzig Minuten für alles gebraucht. Er sah sich ein letztes Mal um, schritt
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