EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
atmete tief durch, kontrollierte unbewusst sein schwarzes Lederblouson nach seinem Schlagring und schritt den Clines entgegen.
Trevor
Trevor summte ein Liedchen vor sich her, als er Foresters Wagen davonfahren sah.
Er selber war die letzten hundert Meter zu Fuß bis zur Kenton Road gegangen. Forester hatte es so gewollt. Sein zehn Jahre alter, stark verrosteter, roter Nissan Datsun Cherry befand sich ein Stück weit entfernt. Er schritt nun an die Haustür des Wohnhauses. Wie besprochen hatte sich Foresters Wohnungsschlüssel rechts von der Haustür unter einem kleinen, leeren Blumentopf befunden. Trevor hatte am gestrigen Abend von Forester den Auftrag erhalten, auch den leeren Blumentopf mit in die Wohnung zu nehmen.
Trevor tat, wie ihm befohlen war, und wartete schließlich eine halbe Stunde, bis er den Anruf von Forester erhielt. Dann stellte er den leeren Blumentopf auf das Küchenfensterbrett. Foresters Hausschlüssel legte er wie vereinbart auf den Küchentresen, gleich neben die kleine schwarze Kamera, die Trevor für seinen Auftrag mitzunehmen hatte. Anschließend verließ er wieder die Wohnung.
Bevor er sich auf den Weg in die Chestnut Avenue, Ecke Green Street, nach Jamaica Plain machte, beklebte er seinen kleinen Wagen seitlich mit magnetischen Werbetafeln, auf denen für Padrino‘s Pizzaexpress Werbung gemacht wurde. Diesen Pizzaservice gab es allerdings schon seit Jahren nicht mehr.
Trevor hatte genaue Anweisungen von Forester erhalten, die betreffende Hausnummer und Apartmentnummer. Er hatte sich Notizen zu Einzelheiten gemacht und war durch Foresters Erzählung soweit mit der Umgebung und der Wohnung der Clines vertraut, als wäre er schon ein paar Mal dort zu Besuch gewesen.
Dass er im Begriff war, Einbruch zu begehen, kam Trevor nicht direkt in den Sinn. Sein Auftraggeber war Derek Forester, der ehemalige Ermittler des CID. Jener Ermittler, der ihn gleich zu Beginn seiner eigenen Karriere bei der Army als Mitwisser eines größeren Drogenhandels überführt hatte. Nur aufgrund der Tatsache, dass Trevor bereit gewesen war, dem CID die Hauptverantwortlichen ans Messer zu liefern, war er einem Verfahren und einer damit verbundenen Haftstrafe entgangen.
Das Gute war: Trevor hatte dank Forester die Tür aus der schummrigen Drogenszene gefunden. Das Schlechte dagegen: Trevor war dank Forester bereits nach zwei Jahren schon wieder aus der Army entlassen worden. Unehrenhaft und ohne jegliche Bezüge.
Nachdem sie sich irgendwann wieder zufällig in Al‘s Bar über den Weg gelaufen waren, war aus ihren anfänglich spartanischen Begegnungen schließlich so etwas wie Freundschaft gewachsen.
Trevor teilte den Geist von Forester. Er hatte seine Ermittlungserfolge in den Nachrichten verfolgt und Forester irgendwann seine eigene Hilfe angeboten. Anfänglich waren es nur Botengänge
gewesen, bei denen er entweder wichtige Dokumente im Police Department oder bei Auftraggebern abholen musste, oder er durfte auch schon mal einen Lockvogel spielen, um Verdächtige zu überführen. Er war Foresters „Mädchen für alles“ geworden, das von Forester auch irgendwann gelernt hatte, wie man Schlösser knackt, Autos kurzschließt und wo man etwas ganz genau an einem Tatort zu suchen hatte. Forester war sein Leumund in einer Welt geworden, in der es nicht viel Chancen für einen jungen schwarzen Mann ohne Collegeabschluss wie Trevor gab. Forester und seine Arbeit war nun wiederrum auch seine Chance gewesen, irgendwann in naher Zukunft den Job als der Küchengehilfe von Al an den Nagel zu hängen und Vollzeit mit Forester zusammenzuarbeiten. Noch aber war er in den Lehrjahren und Trevor dachte gar nicht daran, weitere Jahre blind zu vergeuden. Dieser Job machte ihm Spaß und gab ihm Sinn – alleine durch das Wissen, ein kleines Rädchen in dem magischen Getriebe zu sein, das irgendwo, an einem noch unsichtbaren Ende, Hanaa Cline zurück in ihre Welt ausspucken würde.
Trevor parkte seinen Wagen direkt vor dem Apartmentkomplex, in dem die Clines wohnten. Er setzte sich eine rote Baseballmütze auf den Kopf – auf der ebenso Werbung für den nicht mehr existierenden Padrino‘s Pizzaexpress gemacht wurde – und zog sie tief in sein Gesicht. Vom Beifahrersitz nahm einen alten abgegriffenen Pizzakarton, in dem sich eine vollständige, jedoch ganz alte und steinharte Pizza befand, und stieg pfeifend aus seinem Wagen. Er hatte nur eine gute Viertelstunde von Stony Brook hierher gebraucht und nun noch eine
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