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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Hallenbad, und als er das Gebäude betrat, schlug ihm ein leichter Geruch von Chlor entgegen. An der Kasse saß eine recht korpulente, grauhaarige Frau um die sechzig, sie las Nachrichtenseiten im Internet. Aus dem Bad drang das Kreischen von Kindern in die Eingangshalle, was Erlendur gleich mit Schule und Schwimmunterricht verband.
    »Einmal?«, fragte die Frau und sah vom Bildschirm hoch. »Gréta« stand auf einem kleinen Namensschild.
    »Wie bitte?«, fragte Erlendur.
    »Willst du nicht ins Schwimmbad?«, fragte die Frau.
    »Nein, das will ich nicht«, sagte Erlendur. »Ich bin auf der Suche nach Gréta Pétursdóttir.«
    »Das bin ich.«
    Erlendur stellte sich vor und teilte ihr wahrheitsgemäß mit, dass er sich für tragische Unfälle in den Bergen interessierte. Er sei auf die Geschichte von den britischen Besatzungssoldaten aus Reyðarfjörður gestoßen, die in den Bergen oberhalb von Eskifjörður von einem Orkan überrascht worden waren. In diesem Zusammenhang habe er auch von Matthildur gehört, einer jungen Frau aus Eskifjörður, die in derselben Nacht in den Bergen umgekommen sei. Sie sei mit einem Jakob Ragnarsson verheiratet gewesen, einem Freund ihres Vaters Pétur, der einen Nachruf auf diesen Jakob geschrieben habe.
    Die Frau hörte Erlendur ruhig zu, während er ihr die Zusammenhänge schilderte. Erlendur merkte jedoch bald, dass sie ihm nicht ganz folgen konnte.
    »Was hast du gesagt, wer du bist?«, fragte sie.
    »Ich interessiere mich nur für alte Geschichten hier aus der Gegend«, entgegnete Erlendur und wiederholte geduldig die ganze Geschichte über Matthildur, Jakob und Pétur. Endlich schien der Frau etwas zu dämmern. Sie bediente ein paar Kinder, die ins Schwimmbad wollten, und ein paar andere, die aus den Umkleidekabinen zurückkamen. Als es etwas ruhiger wurde, fragte sie Erlendur, ob sie ihm einen Kaffee anbieten dürfe, was er gerne annahm. Dann setzte sie sich mit ihm an einen kleinen Tisch in der Eingangshalle. Sie bat einen Mann in weißen Hosen und weißen Clogs, sie an der Kasse abzulösen, dabei gestikulierte sie und verwendete seltsame Ausdrücke.
    »Er ist Pole«, sagte sie zur Erklärung.
    »Ach so«, sagte Erlendur. »Hier arbeiten wohl viele Ausländer?«
    »Nicht nur hier, sondern überall, auch in Reykjavík. Man kriegt vor lauter Ausländern hier bald kein Bein mehr an die Erde. Ich glaube, ich weiß, wovon du sprichst«, sagte die Frau und trank einen Schluck von dem dünnen Kaffee. »Das ist natürlich alles vor meiner Zeit passiert, deswegen weiß ich nicht, inwieweit ich dir behilflich sein kann. Komisch, dass du auf mich gekommen bist«, fügte sie hinzu.
    »Kannst du dich an diesen Jakob erinnern?«, fragte Erlendur.
    »Nur ganz vage, ist der nicht so um 1950 ums Leben gekommen? Da war ich noch klein. Mein Vater hat aber häufig über ihn gesprochen. Sie waren beide Seeleute und gut befreundet, sie arbeiteten oft zusammen. Ich glaube, ich besitze diesen Nachruf, von dem du redest. Mein Vater hat einige geschrieben und sie aufbewahrt. Erschien er nicht in Tíminn ?«
    »Ja. Waren sie im gleichen Alter?«
    »Ja. Mein Vater war vielleicht etwas jünger, aber nicht viel. Er hat oft darüber gesprochen, wie Jakob umgekommen ist. Es war bei einem fürchterlichen Unwetter. Die Menschen standen am Ufer und konnten nicht viel mehr tun, als die beiden Männer, die an Bord gewesen waren, schließlich an Land zu holen.«
    »Die Leichen wurden dann zur Aufbewahrung ins Eishaus gebracht, wenn ich es richtig verstanden habe. In Eskifjörður.«
    »Ja, so war es. Sie wurden bereits ein oder zwei Tage nach dem Unfall beerdigt, hat mein Vater mir gesagt. Es ging alles sehr schnell über die Bühne. Beide waren alleinstehend, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Hat dein Vater jemals diese Matthildur erwähnt?«
    »Ja, aber nicht oft.«
    »Hat er vielleicht auch über die Ehe von Matthildur und Jakob gesprochen?«
    »Die Ehe von Matthildur und Jakob? Daran kann ich mich nicht erinnern. Damals kamen aber etliche Gerüchte auf, doch mein Vater hat nichts darauf gegeben. Irgendetwas in der Art, dass sie herumgespukt wäre und diesen Schiffbruch verursacht hätte.«
    »Was meinst du, wieso diese Gerüchte aufkamen?«
    »Was weiß ich, ist das nicht einfach typisch isländisch? Dieses ewige Gerede über Gespenster, Elfen und Trolle. Das ist doch alles auf dem gleichen Mist gewachsen.«
    »Ja, das ist es vermutlich.«
    »Und diese Matthildur wurde nie gefunden, das hat natürlich den

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