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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Vorzügen und erwähnte auch, dass er einige Jahre zuvor seine Frau verloren hatte.«
    »Aha.«
    »Hatte dieser Pétur Kinder?«
    »Ja, meines Wissens drei. Eine Tochter lebte in Fáskrúðsfjörður, und das tut sie vermutlich immer noch. Sie hat da irgendwie in der Kommunalpolitik mitgemischt. Die anderen sind, glaube ich, nach Reykjavík gezogen, ich habe seit Jahren nichts von ihnen gehört.«
    »Kennst du eine Frau namens Ninna? Sie heißt so, sie wurde nicht nur so genannt, sondern so getauft. Sie war Matthildurs Freundin, und sie hat sie in einem Brief erwähnt. Sie gingen zusammen zu einer Tanzveranstaltung, wo Matthildur Jakob kennengelernt hat.«
    »Ich kann mich nicht an eine Ninna erinnern«, sagte Bóas. »Soll sie in Eskifjörður gelebt haben?«
    »Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist es auch völlig unerheblich, ihr Name tauchte nur ein Mal in einem Brief auf. Möglicherweise weiß sie aber mehr über die Zeit, als Jakob und Matthildur ein Paar wurden. Ich habe übrigens auch mit Jakobs damaligem Freund Ezra geredet.«
    »Du hast ja eindeutig nicht das geringste Interesse an diesem Fall«, sagte Bóas grinsend. »Wahrscheinlich sollte ich dich lieber fragen, mit wem in dieser Gegend du nicht geredet hast. Womöglich ist es mir zu verdanken, dass du Lunte gerochen hast.«
    »Kennst du Ezra?«
    »Ezra ist schon sehr alt und körperlich am Ende. Man sieht es ihm nicht an, was für ein Teufelskerl er einmal war, stark und beherzt, so sagte man früher über gestandene Männer. Er ist nie jemandem etwas schuldig geblieben.«
    Es war dem Fuchsjäger anzumerken, dass er Ezra bewunderte. Bóas richtete sich auf und ließ sich lang und breit darüber aus, dass Männer von Ezras Schlag, gestandene Kerle mit Mumm in den Knochen, am Aussterben waren. Er war zu Lande und zu Wasser ein Jäger von Gottes Gnaden gewesen, gegen ihn hatten weder Füchse noch Rentiere, Schneehühner oder Graugänse eine Chance gehabt, ebenso wenig wie der Kabeljau oder der Schellfisch.
    »Wie hat er dich empfangen?«, fragte Bóas.
    »Sehr gut«, sagte Erlendur. »Und er hat mir ausgezeichneten Trockenfisch verkauft.«
    »Niemand verarbeitet den Fisch besser als er«, sagte Bóas. »Hat er sich zu dieser wahnsinnigen Baustelle geäußert?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie er dazu steht. Er spricht nicht viel über sich selbst, dieser Ezra. Das war noch nie sein Ding.«
    »Ist er mit Jakob zum Fischen gefahren?«, fragte Erlendur.
    »Das weiß ich nicht, da müsste ich mich erkundigen. Ezra hat sich in seinem Leben mit vielem befasst. Er war auch eine Zeit lang Aufseher im alten Eishaus. Soweit ich weiß, hat er dort schon während des Krieges angefangen zu arbeiten.«
    Erlendur zögerte eine ganze Weile, bevor er ein anderes Thema anzuschneiden wagte. Er wusste nicht, ob es richtig war, das ins Spiel zu bringen, denn er war sich gar nicht mehr so sicher, ob ihm überhaupt noch daran gelegen war, die Spuren zu finden, nach denen er so lange gesucht hatte. Bóas sah, dass etwas in Erlendur vorging, aber er sagte nichts. Schließlich holte Erlendur das kleine Auto, das Ezra bei einem Fuchsbau am Harðskafi gefunden hatte, aus der Jackentasche.
    »Du hast gesagt, dass man die unglaublichsten Dinge bei einem Fuchsbau finden könnte«, sagte er.
    »Das ist richtig«, entgegnete Bóas.
    Erlendur zeigte ihm das Spielzeug.
    »Das hat Ezra oben am Harðskafi gefunden. Mein Bruder hat ein ganz ähnliches Spielzeug besessen.«
    »Was du nicht sagst«, erwiderte Bóas.
    »Weil du das gesagt hast und weil du selbst Füchse jagst und die Bergwelt da oben so gut kennst, würde ich dich gerne fragen, ob du jemals etwas Ähnliches gefunden hast, vielleicht auch Reste von Kleidung oder so etwas.«
    Bóas nahm das Spielzeug in die Hand.
    »Glaubst du, dass es deinem Bruder gehört hat?«, fragte er.
    »Das muss nicht sein. Ich weiß nur, dass er ein ähnliches Auto gehabt hat, das ihm mein Vater geschenkt hatte. Ich wollte fragen, ob du vielleicht für mich Ausschau nach so etwas halten könntest. Nicht heute oder morgen, sondern irgendwann, wenn du das nächste Mal wieder hinter einem Fuchs her bist. Vielleicht könntest du dich dann bei dem Bau umsehen.«
    »Nach so etwas wie dem hier?«, fragte Bóas.
    Erlendur nickte.
    »Oder nach Überresten«, sagte er.
    »Knochenresten?«
    Erlendur nahm das Spielzeug wieder an sich und steckte es in die Jackentasche. Er hatte immer versucht, diesen Gedanken zu verdrängen,

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