Eisfieber - Roman
hatte. »Ich hoffe, Toni ist noch nicht angekommen.«
»Und wenn schon, dann müssen wir sie eben neutralisieren.«
»Die war mal bei der Polizei – mit der habt ihr ’s nicht so leicht wie mit den Wachen hier. Außerdem könnte sie mich erkennen, trotz der Verkleidung.«
Er drückte auf den grünen Knopf, und die Tür öffnete sich. Sie rannten den Korridor hinunter in die Große Halle. Zu Kits unendlicher Erleichterung war sie leer: Toni Gallo war noch nicht eingetroffen. Geschafft, dachte er, jedenfalls vorerst. Aber sie kann jeden Augenblick hier sein …
Der Lieferwagen stand mit laufendem Motor vor dem Haupteingang. Elton saß am Steuer, Daisy hinten beim Werkzeug. Nigel sprang hinein, Kit hinterher. »Los!«, rief er. »Raus hier, so schnell wie möglich!«
Elton gab Gas, noch bevor Kit die Tür hinter sich schließen konnte.
Der Schnee lag hoch. Das Fahrzeug geriet sofort ins Rutschen und zog zur Seite, doch Elton bekam es gleich wieder in Griff. Am Tor hielten sie an.
Willie Crawford beugte sich heraus. »Alles erledigt?«, fragte er.
Elton rollte das Seitenfenster herunter. »Noch nicht ganz«, sagte er. »Wir brauchen ein paar Ersatzteile. Wir kommen noch mal zurück.«
»Das wird wohl eine Weile dauern bei dem Wetter«, sagte der Werkschutzmann, der offenbar zu einem Schwätzchen aufgelegt war.
Kit unterdrückte ein ungeduldiges Grummeln. Vom Rücksitz her fragte Daisy leise: »Soll ich den Kerl umnieten?«
Elton sagte ruhig: »Wir machen so schnell, wie ’s eben geht.« Dann drehte er die Scheibe wieder hoch.
Sekunden später hob sich die Schranke, und sie fuhren hindurch.
Im Süden leuchteten Scheinwerfer auf. Kurz darauf erkannte Kit, dass es sich um einen hellen Jaguar Saloon handelte.
Elton bog nach Norden ab und gab Gas. Nur weg vom Kreml!
Im Rückspiegel sah Kit, wie die Scheinwerfer des Jaguars von der Hauptstraße abbogen und vor dem Werktor hielten.
Toni Gallo, dachte Kit. Eine Minute zu spät.
01.15 Uhr
Carl Osborne hielt neben dem Pförtnerhäuschen. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Toni Gallo, hinter ihr im Fond ihre Mutter.
Toni gab Carl ihren Firmenausweis sowie den Rentnerausweis ihrer Mutter. »Gib die Papiere dem Wachmann«, sagte sie. »Und zeig ihm auch deinen Presseausweis.« Alle Besucher von Oxenford Medical mussten sich ausweisen.
Carl ließ das Seitenfenster herunter und händigte die Papiere aus.
Toni, die an ihm vorbeisah, erblickte Hamish McKinnon. »Hi, Hamish, ich bin’s!«, rief sie. »Ich hab zwei Besucher mitgebracht.«
»Hallo, Ms. Gallo«, erwiderte der Wachmann. »Hat die Dame da hinten etwa einen Hund auf dem Schoß?«
»Keine Fragen, bitte«, sagte Toni.
Hamish schrieb sich die Namen auf und gab Presse- und Rentenausweis zurück. »Steve ist an der Rezeption.«
»Funktioniert das Telefon wieder?«
»Noch nicht. Die Telecom-Leute sind gerade weggefahren, um ein Ersatzteil zu holen.« Hamish ließ die Schranke hoch, und Carl fuhr durch.
Toni unterdrückte den Ärger auf die Leute der Hibernian Telecom, der in ihr aufsteigen wollte. In einer Nacht wie dieser sollten sie eigentlich auf alle Eventualitäten gefasst sein und die erforderlichen Ersatzteile dabeihaben, dachte sie. Das Wetter wurde immer schlechter, und man musste damit rechnen, dass die Straßen in Kürze völlig unpassierbar waren. Toni war sich ziemlich sicher: Vor morgen Vormittag kamen die Techniker bestimmt nicht zurück.
Damit stand fest, dass der kleine Plan, den sie sich ausgedacht hatte, nicht in die Tat umgesetzt werden konnte. Sie hatte gehofft, am Morgen Stanley anrufen und ihm von einem kleinen Problem im Kreml berichten zu können, das sie aber in der Nacht bereits gelöst habe. Danach wollte sie mit ihm über die geplante Verabredung sprechen. Aber wie es jetzt aussah, waren die Nachrichten, die sie ihm zu überbringen hatte, weniger erfreulich.
Carl hielt vor dem Haupteingang. »Warte hier!«, sagte Toni und sprang aus dem Wagen, bevor er widersprechen konnte. Wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, wollte sie ihn nicht im Gebäude haben. Sie lief die Stufen zwischen den Steinlöwen hinauf und stieß die Eingangstür auf. Zu ihrer Verblüffung war die Rezeption unbesetzt.
Sie zögerte. Einer der Wachleute war vielleicht auf Patrouille – doch beide zusammen? Das war eigentlich nicht vorgesehen. Während sie sich sonst wo im Gebäude aufhalten konnten, blieb der Eingang unbewacht.
Toni ging zum Kontrollraum. Die Monitore
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