Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
würden ihr zeigen, wo sich die Werkschutzleute aufhielten.
    Doch auch der Kontrollraum war menschenleer.
    Ihr wurde eiskalt ums Herz. Da stimmte etwas nicht. Vier verschwundene Wachleute – das war keine zufällige Abweichung von der Norm. Da war etwas faul, sehr faul.
    Sie studierte die Monitore. Jeder einzelne zeigte leere Räume. Wenn sich tatsächlich vier Wachleute im Haus befanden, musste zumindest eine Person binnen Sekunden auf einem der Bildschirme erscheinen. Doch nirgends rührte sich etwas.
    Dann fiel ihr etwas ins Auge, und sie sah sich den Text zu den Bildern aus dem BSL - 4 -Labor genauer an.
    Als Datum erschien der 24 . Dezember. Toni sah auf ihre Armbanduhr. Es war nach ein Uhr morgens, also bereits der 25 . Dezember, Weihnachten. Die Bilder auf den Monitoren stammten vom Vortag. Irgendjemand hatte das Überwachungssystem manipuliert.
    Sie setzte sich ans Terminal und loggte sich ins Programm ein. Binnen drei Minuten war ihr klar, dass alle Bildschirme, die das BSL ‑ 4 -Labor überwachten, Material vom vergangenen Tag zeigten. Sie stellte den Normalzustand wieder her und betrachtete die Bilder von neuem.
    Auf dem Flur vor den Umkleideräumen saßen vier Personen auf dem Fußboden. Entsetzt starrte Toni auf den Monitor. Bitte, lieber Gott, dachte sie, lass sie nicht tot sein …
    Da bewegte sich einer der vier.
    Toni sah genauer hin. Das waren Leute vom Werkschutz. Sie trugen alle dunkle Uniformen und hatten die Hände auf dem Rücken, als habe man sie gefesselt.
    »Nein, nein!«, stöhnte Toni laut.
    Es blieb nur eine Schlussfolgerung: Der Kreml war überfallen worden.
    Sie sah ihre Felle davonschwimmen. Erst Michael Ross, und nun dies. Was habe ich falsch gemacht, dachte sie. Ich habe doch nach menschlichem Ermessen alles getan, um die Firma vor Ereignissen wie diesem zu schützen – und dennoch total versagt! Ich habe Stanley verraten und verkauft …
    Wäre sie ihrem ersten Impuls gefolgt, so wäre sie sofort zum Labor gerannt und hätte die Gefesselten befreit. Doch dann setzte sich die Vernunft der geschulten Polizistin durch. Ruhe bewahren, die Lage einschätzen, dann erst die Reaktion planen. Die Verantwortlichen für den Überfall konnten sich noch immer im Gebäude aufhalten – auch wenn Toni vermutete, dass sie in dem Lieferwagen der Hibernian Telecom saßen, der gerade erst weggefahren war. Was war daher als Erstes zu tun? Sie musste sicherstellen, dass sie nicht die Einzige war, die Bescheid wusste.
    Sie nahm den Hörer vom Telefonapparat auf dem Tisch. Natürlich – die Leitung war tot. Der Ausfall der Telefonanlage passte ins Bild. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und rief die Polizei an. »Hier Toni Gallo, Sicherheitsbeauftragte bei Oxenford Medical. Hier hat es einen Zwischenfall gegeben. Vier unserer Werkschutzleute sind überfallen worden.«
    »Sind die Täter noch auf dem Gelände?«
    »Ich glaube nicht, aber hundertprozentig sicher kann ich es nicht sagen.«
    »Wurde jemand verletzt?«
    »Ich weiß es noch nicht. Gleich nach diesem Gespräch sehe ich nach. Ich wollte nur sofort die Polizei informieren.«
    »Wir schicken Ihnen einen Streifenwagen – das heißt, wir versuchen es jedenfalls. Die Straßen sind allerdings in einem schlimmen Zustand.« Der Mann am Telefon klang nach einem jungen, unsicheren Constable.
    Toni versuchte ihm klar zu machen, dass es sich um eine dringende Angelegenheit handelte. »Es ist möglich, dass wir es mit einem biologischen Störfall zu tun haben. Gestern ist ein junger Mann an einem Virus aus unserer Firma gestorben.«
    »Wir tun unser Möglichstes.«
    »Ich glaube, heute Nacht hat Frank Hackett Dienst. Ist er im Haus?«
    »Er hat Bereitschaft.«
    »Ich rate Ihnen dringend, Frank zu Hause anzurufen und ihn über die Ereignisse in Kenntnis zu setzen.«
    »Ich habe mir Ihren Vorschlag notiert.«
    »Im Übrigen ist hier die Telefonanlage ausgefallen, wofür vermutlich die Einbrecher verantwortlich sind. Ich gebe Ihnen daher meine Handynummer.« Sie diktierte sie dem jungen Mann. »Sagen Sie Frank, er soll mich sofort zurückrufen.«
    »Verstanden.«
    »Und Ihr Name ist?«
    »Constable David Reid.«
    »Vielen Dank, Constable Reid. Wir warten auf Ihre Kollegen.« Toni beendete das Gespräch. Der hat garantiert nicht begriffen, wie brisant der Fall ist, dachte sie, war sich aber sicher, dass er die Informationen an einen Vorgesetzten weitergeben würde. Ihr blieb ohnehin keine Zeit für längere Auseinandersetzungen.
    Sie rannte auf schnellstem

Weitere Kostenlose Bücher