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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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unterbrochen. Toni nahm den Kopfhörer ab.
    »Dann ist er also tot«, sagte Frank.
    »Der Mann hieß Michael Ross. Er hat sich anscheinend mit einem Virus angesteckt, der die Bezeichnung Madoba - 2 trägt.«
    »Und was war das für ein Tier?«
    Aus einer Eingebung heraus beschloss Toni, Frank eine kleine Falle zu stellen. »Ein Hamster namens Fluffy«, sagte sie.
    »Ist es möglich, dass sich auch andere Personen infiziert haben?«
    »Das ist jetzt die Frage Nummer eins. Michael lebte hier allein; er hatte keine Familie und nur wenige Freunde. Wer ihn vor Ausbruch der Krankheit besucht hat, dürfte ungefährdet sein, es sei denn, die beiden wären einander sehr nahe gekommen, indem sie zum Beispiel ein und dieselbe Injektionsnadel benutzt hätten. Wer ihn dagegen aufgesucht hat, als sich bereits die Symptome zeigten, hätte sicher sofort einen Arzt gerufen. Es besteht also durchaus die Chance, dass Michael das Virus gar nicht weitergegeben hat.« Toni spielte die Sache herunter. Kincaid gegenüber wäre sie aufrichtiger gewesen, weil sie sich bei ihm darauf hätte verlassen können, dass er alles tat, um den Ausbruch einer Panik zu vermeiden. Bei Frank lagen die Dinge anders. »Aber wie dem auch sei«, fuhr sie fort, »wir müssen jetzt so schnell wie möglich alle Personen aufspüren, die mit Michael in den vergangenen sechzehn Tagen Kontakt hatten.«
    Frank versuchte es auf einem anderen Weg. »Wie ich hörte, war der Mann ein großer Tierfreund. Gehörte er einer entsprechenden Organisation an?«
    »Ja – Animals Are Free! «
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe seine persönlichen Unterlagen überprüft.«
    »Das ist Aufgabe der Polizei.«
    »Richtig. Aber ihr dürft nicht ins Haus.«
    »Ich kann doch auch so einen Schutzanzug anziehen.«
    »Mit dem Anzug allein ist es nicht getan. Ehe man so ein Ding überhaupt anziehen darf, muss man eine entsprechende Ausbildung nachweisen.«
    Frank begann sich wieder aufzuregen. »Dann bringt mir halt das Zeug hierher«, sagte er.
    »Ich kann dir von einem Mitarbeiter alle Papiere zufaxen lassen, was hältst du davon? Außerdem können wir dir den gesamten Inhalt seiner Festplatte kopieren.«
    »Ich will keine Kopien, sondern die Originale. Was verbirgst du in dem Haus?«
    »Nichts, Ehrenwort. Aber das Haus und alles, was sich im Haus befindet, muss dekontaminiert werden, entweder mit einem Desinfektionsmittel oder einem Hochdruckreiniger. Bei beiden Vorgängen wird Papier zerstört, und natürlich können auch Computer beschädigt werden.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass dieser Notfallplan geändert wird. Ich frage mich wirklich, ob der Polizeipräsident überhaupt weiß, was Kincaid euch alles durchgehen lässt.«
    Toni war müde. Es ist mitten in der Nacht, und ich muss eine hochbrisante Krise in Griff kriegen, dachte sie – und da kommt auch noch diese beleidigte Leberwurst von Ex-Lover daher und erwartet, dass man auf seine Empfindlichkeiten Rücksicht nimmt … »Herrgott, Frank, kann ja sein, dass du Recht hast, aber so ist die Lage nun mal. Können wir die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen und vernünftig zusammenarbeiten?«
    »Deine Vorstellung von Zusammenarbeit besteht darin, dass alles nach deiner Pfeife tanzt.«
    Toni lachte. »Du hast’s erfasst! Also, was sollen wir deiner Meinung nach als Nächstes tun?«
    »Ich werde das Gesundheitsamt informieren. Laut Plan liegt die Federführung in solchen Fällen dort. Sobald das Amt seinen Experten für Biounfälle aufgetrieben hat, wird er einen Krisenstab einberufen, voraussichtlich gleich heute Morgen. Bis es so weit ist, sollten wir schon damit anfangen, die möglichen Kontaktpersonen von Michael Ross ausfindig zu machen. Ich werde ein paar Kollegen ans Telefon setzen und sämtliche Nummern in seinem Adressbuch anrufen lassen. Du solltest unterdessen alle Angestellten eurer Firma befragen. Es wäre sehr hilfreich, wenn wir das alles schon erledigt hätten, bevor der Krisenstab zusammentritt.«
    »Einverstanden …« Toni zögerte. Sie musste Frank noch um etwas bitten. Sein bester Freund war Carl Osborne, ein Reporter beim Lokalfernsehen, der mehr von Sensationen hielt als von seriöser Berichterstattung. Wenn Carl von der Geschichte Wind bekam, würde er für einen Aufstand sorgen.
    Toni wusste, wie man bei Frank etwas erreichen konnte: Man musste ihm klipp und klar sagen, was man wollte. Wer allzu selbstbewusst Forderungen stellte oder gar an sein Mitleid appellierte, hatte schlechte Karten bei ihm.

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