Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
starkem Glasgower Akzent. »Gute Beinarbeit …«
    Wie hieß sie doch bloß? Endlich fiel es ihm ein. »Maureen«, sagte er und dachte: Sie muss Katholikin sein, bei dem Namen. Er drehte sich zu ihr und nahm sie in den Arm, während er sich vergeblich zu erinnern versuchte, wie sie aussah. Sie hatte angenehm rundliche Formen, das gefiel ihm. Zu dünne Mädchen mochte er nicht. Maureen kuschelte sich an ihn. Ist sie blond oder brünett, fragte er sich und fand es irgendwie pervers, mit einer Frau zu schlafen, von der er nicht einmal wusste, wie sie aussah. Er fingerte nach ihren Brüsten, als ihm wieder einfiel, was er heute noch alles vorhatte, und schon war es um seine amourösen Absichten geschehen.
    »Wie spät ist es?«, fragte er sie.
    »Zeit für eine kleine wilde Nummer«, erwiderte Maureen erwartungsvoll.
    Kit wandte sich von ihr ab. Die Digitaluhr an seinem Stereogerät zeigte 07 : 10 Uhr. »Ich muss aufstehn«, sagte er. »Hab viel zu tun heute.« Er wollte rechtzeitig zum Mittagessen bei seinem Vater sein – offiziell zu einem Weihnachtsbesuch, in Wirklichkeit aber, um etwas zu stehlen, das er für den Einbruch am Abend dringend benötigte.
    »Wie kann man an Weihnachten so viel arbeiten?«
    »Vielleicht bin ich der Weihnachtsmann.« Kit setzte sich auf die Bettkante und knipste das Licht an.
    Maureen war enttäuscht. »Meinetwegen«, erwiderte sie beleidigt, »dann wird der kleine Kobold hier eben ausschlafen, wenn’s dem Herrn Weihnachtsmann recht ist.«
    Er sah sie an, doch Maureen hatte sich die Bettdecke über den Kopf gezogen. Noch immer wusste er nicht, wie sie aussah.
    Nackt schlurfte er in die Küche und setzte Kaffee auf.
    Sein Apartment bestand aus zwei großen Räumen. Der eine war ein Wohnzimmer mit einer offenen Küche, der andere das daran anschließende Schlafzimmer. Das Wohnzimmer war voll gestopft mit elektronischen Geräten: einem großen Flachbildschirm, einer Stereoanlage mit allem Drum und Dran sowie mehreren Computern samt Zubehör, die durch einen wahren Dschungel an Kabeln und Drähten miteinander verbunden waren. Es hatte Kit schon immer großen Spaß gemacht, die Sicherheitssysteme anderer Computerbesitzer zu knacken. Wer Experte für Software-Sicherheit werden wollte, musste zuvor Hacker gewesen sein, so viel stand fest.
    Einen seiner besten Coups hatte er abgezogen, als er für seinen Vater das Sicherheitssystem für das BSL - 4 -Labor entwickelte und installierte. Mithilfe von Ronnie Sutherland, dem damaligen Sicherheitsbeauftragten von Oxenford Medical, hatte er eine Methode ausgetüftelt, mit der sich unbemerkt die Firmenkonten anzapfen ließen. Er hatte die Buchhaltungssoftware so manipuliert, dass der Computer beim Zusammenzählen von Lieferantenrechnungen immer ein Prozent der Gesamtsumme aufschlug und dieses Prozent automatisch auf Ronnies Konto überwies, ohne dass diese Transaktion in irgendeinem Bericht auftauchte. Der Betrug konnte nur funktionieren, solange niemand auf den Gedanken kam, die Rechenkünste des Computers zu überprüfen – und das war auch nie passiert, bis Toni Gallo eines Tages Ronnies Frau dabei beobachtet hatte, wie sie vor Marks & Spencer in Inverburn aus einem brandneuen Mercedes-Coupé stieg.
    Die verbissene Hartnäckigkeit, mit der Toni in diesem Fall ermittelte, hatte Kit an den Rand der Verzweiflung getrieben. Toni hatte eine Unstimmigkeit entdeckt, und dafür musste sie unbedingt eine Erklärung finden. Sie ließ einfach nicht locker, ja schlimmer noch: Als sie Kit schließlich auf die Schliche gekommen war, ließ sie sich durch nichts und niemanden davon abbringen, seinen Vater von den Vorgängen in Kenntnis zu setzen. Kit hatte sie beschworen, einem alten Mann solchen Kummer zu ersparen. Er hatte sogar versucht, ihr weiszumachen, Stanley Oxenford würde in seinem Zorn eher sie feuern als seinen eigenen Sohn. Am Ende hatte er ihr sachte eine Hand auf die Hüfte gelegt, ihr mit seinem besten Böse-Buben-Lächeln tief in die Augen geschaut und in verführerischem Ton gesagt: »Wir beide sollten eigentlich keine Feinde sein, sondern Freunde.«
    Nichts davon hatte geholfen.
    Stanley Oxenford hatte seinen Sohn sofort entlassen, und seitdem hatte Kit keine neue Anstellung mehr gefunden. Seiner Spielleidenschaft hatte das jedoch leider keinen Abbruch getan. Ronnie führte ihn bei einem illegalen Casino ein, wo man ihm großzügig Kredit einräumte – nur deshalb vermutlich, weil bekannt war, dass sein Vater ein berühmter, schwerreicher

Weitere Kostenlose Bücher