Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
gereizt.
    Nigel ließ seinen Blick über die nackten Steinmauern des umgebauten Stalls schweifen. »Hier können wir nicht bleiben.«
    »Besser hier drin als draußen«, erwiderte Kit.
    »Wir sind durchgefroren und durchnässt, und hier drin gibt’s keine Heizung. Wir holen uns hier den Tod.«
    »Richtig!«, bekräftigte Elton.
    »Wir lassen die Automotoren laufen«, sagte Kit. »Dann wird’s warm hier drin.«
    »Blödsinn!«, gab Elton zurück. »Bevor uns davon warm wird, haben uns die Abgase längst umgebracht!«
    »Wir könnten den Ford rausfahren und uns reinsetzen.«
    »So ’n Scheiß!«, sagte Daisy. »Ich will ’ne Tasse Tee, was Heißes zu essen und ’nen Schnaps. Ich geh jetzt ins Haus.«
    »Nein!« Allein schon die Vorstellung erfüllte Kit mit Entsetzen. Diese drei in meinem Elternhaus! Unmöglich! Da hätte ich ebenso gut drei tollwütige Hunde anschleppen können … Und dazu noch die Aktentasche! Wollen die etwa diese teuflischen Viren mit in unsere Küche nehmen?
    Elton sagte: »Hast Recht, Daisy. Gehen wir ins Haus.«
    Hätte ich denen bloß nicht den Tipp mit dem Telefonkabel gegeben, dachte Kit. »Wie soll ich denn meinen Leuten erklären, was ihr bei uns im Haus zu suchen habt?«
    »Die schlafen doch alle.«
    »Und wenn sie morgens aufstehen, und es schneit immer noch?«
    »Sag ihnen doch, du kennst uns nicht näher«, warf Nigel ein. »Du hast uns auf der Straße getroffen. Unser Wagen ist ein paar Kilometer von hier in einer Schneewehe stecken geblieben. Du hattest Mitleid mit uns und hast uns mit heimgenommen.«
    »Die sollen doch gar nicht wissen, dass ich das Haus verlassen habe!«
    »Sag ihnen, du bist abends noch auf einen Drink raus.«
    »Oder du warst bei ’nem Mädchen«, schlug Elton vor.
    »Mann, wie alt bist du eigentlich?«, ätzte Daisy. »Musst du erst Papi fragen, wenn du abends ausgehen willst?«
    Die Arroganz, mit der ihn diese verkommene, brutale Schlägerin behandelte, trieb Kit schier zur Weißglut. »Es geht darum, ob sie mir diese Story abnehmen, du hirnverbrannte Keule! Wer ist denn schon so bescheuert, nur wegen eines Drinks meilenweit durch einen Schneesturm zu fahren, noch dazu, wenn zu Hause der Schnaps flaschenweise herumsteht?«
    Sie konterte postwendend: »Nur einer, der so bescheuert ist, dass er beim Blackjack eine viertel Million verliert.«
    »Dir wird schon eine glaubhafte Geschichte einfallen, Kit«, sagte Nigel. »Aber jetzt lass uns erst mal reingehen, bevor uns in dieser beschissenen Kälte noch die Füße abfrieren.«
    »Ihr habt eure Verkleidungen im Van gelassen. Meine Familie wird eure Gesichter sehen.«
    »Macht doch nichts. Wir sind doch bloß ganz gewöhnliche Mitbürger, die das Pech hatten, im Schnee stecken zu bleiben. Von dieser Sorte gibt’s heute Nacht bestimmt Hunderte, das wird sicher auch in den Nachrichten kommen. Kein Mensch in deiner Familie wird uns mit den Burschen in Verbindung bringen, die in das Labor eingebrochen sind.«
    »Die Sache gefällt mir nicht«, sagte Kit. Er hatte Angst davor, sich diesen drei Verbrechern zu widersetzen, war aber verzweifelt genug, es dennoch zu tun. »Ich will euch nicht im Haus haben.«
    »Wir bitten dich nicht um Erlaubnis«, gab Nigel verächtlich zurück. »Wenn du uns nicht reinbittest, verschaffen wir uns den Zugang selbst.«
    Es ist wirklich zum Abgewöhnen, dachte Kit. Diese Typen kapieren einfach nicht, dass meine Familie viel zu intelligent ist, um sich von ihnen täuschen zu lassen. »Ihr seht einfach nicht aus wie ganz gewöhnliche Leute, die mit dem Auto im Schnee stecken geblieben sind!«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Nigel.
    »Ihr geht doch nicht als eine x-beliebige schottische Durchschnittsfamilie durch«, erklärte Kit. »Du, Nigel, kommst aus London, das merkt man, sobald du den Mund aufmachst. Elton ist schwarz, und Daisy ist eine grauenhafte Psychopathin. Das fällt meinen Schwestern garantiert auf.«
    »Wir benehmen uns einfach höflich und reden nicht viel.«
    »Am besten wär’s, ihr hieltet das Maul total. Ein falscher Ton, und das Spiel ist aus.«
    »Klar. Die sollen uns schließlich für harmlose Zeitgenossen halten.«
    »Vor allem Daisy.« Kit drehte sich zu ihr um. »Halt dich bloß zurück.«
    Nigel unterstützte ihn. »Ganz recht, Daisy, pass bloß auf, dass du uns nicht verrätst. Benimm dich ausnahmsweise mal wie ein braves Mädchen, nur für ein paar Stunden, okay?«
    »Ja, ja, ja!«, sagte Daisy und wandte sich ab.
    Erst jetzt wurde Kit bewusst, dass

Weitere Kostenlose Bücher