Eisfieber - Roman
vor dem Haus steht.«
Steve nickte. »Gute Idee. Vielleicht können wir der Polizei gleich einen heißen Tipp geben.«
»Genau. Aber telefonieren Sie nicht von der Rezeption aus – ich möchte nicht, dass Osborne mithört. Benutzen Sie das Handy, das Sie ihm abgenommen haben, und führen Sie die Gespräche von einer Stelle aus, an der er Sie nicht belauschen kann.«
Toni entfernte sich ebenfalls aus Osbornes Blickfeld, rief die Auskunft an und erfragte die Nummer des Golfklubs. Dann wählte sie und wartete. Das Telefon klingelte über eine Minute lang, dann meldete sich eine verschlafene Stimme: »Ja? Golfklub. Wer ist da?«
Toni stellte sich vor und berichtete, worum es ging. »Ich suche in diesem Zusammenhang einen Lieferwagen der Hibernian Telecom. Steht ein solches Fahrzeug vielleicht bei Ihnen auf dem Parkplatz?«
»Oh, ich verstehe, das Fluchtauto, ja …«
Toni stockte das Herz. »Es steht bei Ihnen?«
»Nein, zumindest war es nicht da, als ich meinen Dienst angetreten habe. Hier stehen mehrere Wagen herum, wissen Sie, die wurden von den Herren stehen gelassen, die gestern nach dem Lunch nicht mehr fahren wollten, Sie verstehen, was ich meine?«
»Wann hat Ihr Dienst denn begonnen?«
»Um sieben Uhr abends.«
»Könnte seither ein Fahrzeug bei Ihnen abgestellt worden sein? So gegen zwei Uhr nachts vielleicht?«
»Nun ja, das wär schon möglich … Ich habe keine Ahnung.«
»Könnten Sie eventuell mal nachsehen?«
»In der Tat, das könnte ich!« Der Mann klang so, als habe ihn die Originalität dieses Gedankens völlig überrumpelt. »Bleiben Sie dran, ich bin gleich wieder da.« Mit einem hörbaren Bums wurde der Hörer niedergelegt.
Toni wartete. Schritte gingen und kamen wieder.
»Nein, ich glaube nicht, dass da draußen ein Lieferwagen steht.«
»Okay.«
»Die Wagen sind alle voller Schnee, wissen Sie, deshalb kann man sie nicht so genau erkennen. Ich kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, welcher davon meiner ist!«
»Ja, ich danke Ihnen.«
»Aber ein Van, wissen Sie, der wäre doch höher als ein Pkw, nicht wahr? Daran müsste man ihn doch erkennen, nicht wahr? Nein, da draußen steht kein Lieferwagen.«
»Sie waren mir eine große Hilfe, vielen Dank.«
»Was ist denn gestohlen worden?«
Toni tat, als hätte sie die Frage nicht mehr gehört, und beendete das Gespräch. Steve sprach noch; auch er war noch nicht auf eine heiße Spur gestoßen. Toni wählte die Nummer des Dew Drop Motels.
Ein munterer junger Mann hob ab. »Vincent hier, was kann ich für Sie tun?«
Klingt wie einer dieser Hotelangestellten, die immer so furchtbar freundlich und diensteifrig wirken, bis man sie tatsächlich um etwas bittet, dachte Toni und wiederholte ihre Geschichte.
»Unser Parkplatz ist ziemlich voll – wir haben über Weihnachten geöffnet«, erwiderte Vincent. »Ich sehe gerade auf den Überwachungsbildern nach, aber ich kann keinen Lieferwagen erkennen. Allerdings überwacht die Kamera nicht den gesamten Parkplatz.«
»Könnten Sie dann bitte mal einen Blick aus dem Fenster werfen und nachsehen? Es ist wirklich sehr wichtig.«
»Ich bin im Moment sehr beschäftigt.«
Mitten in der Nacht? Toni sprach den Gedanken nicht aus, sondern sagte in übertrieben rücksichtsvollem Ton: »Die Polizei könnte sich gegebenenfalls den Weg zu Ihnen und eine eingehende Befragung ersparen.«
Das zog. Der junge Mann hatte keine Lust, sich seine ruhige Nachtschicht durch Streifenwagen und Kripobeamte stören zu lassen. »Bleiben Sie dran.«
Er entfernte sich und kam kurz darauf wieder ans Telefon.
»Ja, er steht hier«, sagte er.
»Wirklich?« Toni konnte es kaum glauben. Wie lang war es her, dass sie das letzte Mal ein bisschen Glück gehabt hatte?
»Blauer Ford Transit mit ›Hibernian Telecom‹ in weißen Buchstaben auf der Seite. Er kann noch nicht lange da sein, weil noch nicht so viel Schnee draufliegt wie auf den anderen Wagen – deshalb konnte ich auch die Aufschrift noch erkennen.«
»Das hilft mir ein gutes Stück weiter, vielen Dank! Ob ein anderer Wagen fehlt, können Sie mir wahrscheinlich nicht sagen, oder? Ich meine das Fahrzeug, mit dem die Gangster vermutlich ihre Flucht fortgesetzt haben?«
»Nein, tut mir Leid.«
»Okay – und nochmals vielen Dank!« Toni beendete das Gespräch und sah zu Steve hinüber. »Ich habe das Fluchtauto gefunden!«
Steve nickte mit dem Kopf Richtung Fenster. »Und da kommt der Schneepflug.«
04.30 Uhr
Daisy leerte ihre
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