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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Drittweltländer, vor allem in den Nahen Osten. Ein junger Ölscheich will seine eigene Diskothek haben und weiß nicht, wo er die Geräte dazu kaufen soll – er kommt also zu mir, und ich löse das Problem für ihn.« Es klang absolut glaubwürdig.
    Miranda trat mit ihrem Kaffeebecher an den Tisch und setzte sich Daisy gegenüber. »Was für hübsche Handschuhe«, sagte sie. Daisy trug teuer aussehende, hellbraune Wildlederhandschuhe, die allerdings total durchnässt waren. »Warum lassen Sie sie nicht trocknen?«
    Kit war sofort wieder auf der Hut. Jedes Gespräch mit Daisy war brandgefährlich.
    Daisy bedachte Miranda mit einem bösen Blick, doch Miranda bemerkte das nicht und sparte nicht mit guten Ratschlägen. »Sie müssen sie ausstopfen, damit sie nicht die Form verlieren«, sagte sie, stand auf und holte eine Rolle Haushaltspapier von der Anrichte. »Hier, nehmen Sie das.«
    »Ich brauch nix!«, brummte Daisy gereizt.
    Miranda zog verblüfft eine Augenbraue hoch. »Oh, ich bin Ihnen doch hoffentlich nicht zu nahe getreten …?«
    O Gott, dachte Kit, gleich ist es so weit …
    Da ergriff Nigel das Wort: »Komm schon, Daisy, sei nicht blöd, du willst dir doch nicht deine schönen Handschuhe ruinieren.« Der Unterton in seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu: Es war ein Befehl, kein Vorschlag. Nigel teilte offenbar Kits Besorgnis. »Tu, was die Dame sagt, sie meint es doch nur gut.«
    Die erwartete Explosion blieb aus. Zu Kits Erstaunen zog Daisy ihre Handschuhe tatsächlich aus, und noch überraschter war er, als er ihre Hände sah: Sie waren schmal und hübsch. Alles andere an ihr war roh und gemein: ihr schwarzes Augen-Make-up, die gebrochene Nase, die Reißverschlussjacke, die Stiefel. Aber ihre Hände waren schön, und offenkundig war sich Daisy dessen auch bewusst, denn sie pflegte sie sogar: Die blassrosa lackierten Nägel waren blitzsauber. Kit konnte sich keinen Reim darauf machen. Irgendwo in diesem Ungeheuer steckt anscheinend ein ganz normales Mädchen, dachte er. Was war diesem Kind nur zugestoßen? Er beantwortete sich die Frage gleich selbst: Harry Mac hat sie großgezogen, das war ihr Pech …
    Miranda half ihr, die Handschuhe mit Küchenpapier auszustopfen. »Wie gehören Sie drei denn zusammen?«, fragte sie Daisy. Der harmlose Tonfall einer Dinnerparty-Konversation kaschierte, wie Kit wusste, ihre Neugier. Und ebenso wie ihr Vater hatte Miranda keine Ahnung, in welche Gefahr sie sich damit begab.
    Daisy schwieg, doch ihre Miene zeigte einen Anflug von Panik. Kit erinnerte sie an ein Schulmädchen, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und dabei erwischt worden ist. Das Schweigen wurde peinlich, und Kit wollte Daisy schon beispringen, obwohl es sehr merkwürdig gewirkt hätte, wenn er für sie geantwortet hätte. Wieder war es Nigel, der die Situation rettete. »Daisys Vater ist ein alter Freund von mir«, sagte er.
    Klingt gut, dachte Kit, obwohl sich Miranda natürlich fragen wird, warum Daisy das nicht selber sagen kann …
    »Und Elton arbeitet für mich«, ergänzte Nigel.
    Miranda lächelte Elton an. »Seine rechte Hand?«
    »Sein Fahrer«, erwiderte Elton kurz angebunden.
    Ein Glück, dass Nigel weiß, wie man sich benimmt, dachte Kit. Sein Charme ist so bezwingend, dass er für alle drei reicht …
    »Schade, dass Ihnen das Wetter Ihren Weihnachtsaufenthalt in Schottland verdirbt«, sagte Stanley.
    Nigel lächelte. »Hätte ich mich in die Sonne legen wollen, wäre ich nach Barbados geflogen.«
    »Sie und Daisys Vater müssen sehr gute Freunde sein, dass Sie Weihnachten zusammen verbringen.«
    Nigel nickte. »Wir sind schon seit Ewigkeiten befreundet.«
    Der lügt doch wie gedruckt, dachte Kit, das sieht man ihm an. Oder fällt das nur mir auf, weil ich die Wahrheit kenne? Ob Stanley und Miranda ihm wirklich auf den Leim gehen …? Er hielt es nicht länger auf seinem Stuhl aus, die Anspannung war nicht mehr zu ertragen. »Ich hab Hunger«, sagte er und sprang auf. »Ist es dir Recht, Dad, wenn ich ein paar Eier für uns alle in die Pfanne haue?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich helfe dir«, sagte Miranda und steckte Weißbrotscheiben in den Toaster.
    »Nun, ich hoffe, das Wetter bessert sich bald«, sagte Stanley. »Wann wollten Sie denn nach London zurückfahren?«
    Kit nahm eine Packung Frühstücksspeck aus dem Kühlschrank. Hatte Vater Lunte gerochen – oder war er nur neugierig?
    »Morgen«, erwiderte Nigel.
    »Ein kurzer Weihnachtsurlaub«, bemerkte Stanley, noch

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