Eisfieber - Roman
Zentimeter und raste an ihnen vorbei. Craig bekam gerade noch mit, dass sein Onkel Kit am Steuer saß, und verstand die Welt nicht mehr. Der hätte mich beinahe umgebracht, dachte er und fragte sich, ob Absicht dahinter steckte oder ob Kit gewusst hatte, dass ihnen noch Zeit blieb, beiseite zu springen?
»Du Scheißkerl!«, kreischte Daisy hinter dem Wagen her und hob ihre Pistole.
Kit beschleunigte den Mercedes. Sie rasten an dem zerbeulten Ferrari vorbei und versuchten über die schmale, kurvenreiche Straße entlang der Klippen zu entkommen. Craig war wie gelähmt. Er sah, wie Daisy zielte und dabei trotz der Schmerzen, die sie quälen mussten, eine ruhige Hand bewahrte. Sie drückte ab, und Craig sah, wie eines der hinteren Seitenfenster zerbarst.
Daisy folgte dem davonjagenden Mercedes mit ihrem Arm und gab weitere Schüsse auf ihn ab, wobei die Pistole jedes Mal eine Patronenhülse ausspuckte. Als bereits mehrere Einschusslöcher die Flanke des Mercedes zeichneten, ertönte eine andere Art von Knall. Einer der Vorderreifen war geplatzt, und ein schwarzer Gummistreifen flog durch die Luft.
Etwa eine Sekunde lang fuhr der Wagen geradeaus weiter, dann schlingerte er zur Seite. Die Motorhaube streifte den Schneehaufen am Straßenrand, und eine weiße Fontäne stieg in die Luft. Dann scherte das Heck aus und krachte gegen die niedrige Mauer am Klippenrand. Craig hörte das metallische Kreischen gemarterten Stahls.
Daisy feuerte weiter auf den außer Kontrolle geratenen Mercedes. Die Windschutzscheibe zersplitterte, und dann begann der Wagen sich langsam zur Seite zu neigen, schien zu zögern – und kippte schließlich vollends um. Auf dem Dach rutschte er noch ein Stückchen über die Straße und blieb dann liegen.
Daisy hörte auf zu schießen, schloss die Augen und kippte rücklings in den Schnee.
Craig starrte sie an. Die Pistole fiel ihr aus der Hand. Sophie fing an zu weinen.
Craig griff über Daisy hinweg nach der Pistole, ohne dabei ihr Gesicht aus den Augen zu lassen. Der Gedanke, sie könnte die ihren wieder öffnen, entsetzte ihn. Dann schloss sich seine Hand um die noch warme Pistole.
Er hielt sie in der rechten Hand. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Er zielte auf die Stelle direkt zwischen Daisys Augen. Das Einzige, woran er noch denken konnte, war, dass dieses Ungeheuer ihn und Sophie und seine Familie niemals wieder bedrohen solle. Langsam drückte er ab.
Es klickte. Das Magazin war leer.
Kit lag flach ausgestreckt auf der Innenseite des Mercedesdachs. Sein Körper tat ihm von oben bis unten weh, und sein Nacken schmerzte, als hätte er ihn verrenkt, aber er konnte alle Gliedmaßen bewegen. Mühsam richtete er sich auf. Neben ihm lag Nigel; er war bewusstlos, möglicherweise sogar tot.
Kit versuchte, ins Freie zu kommen. Er zog am Handgriff und stieß gegen die Tür, doch sie rührte sich nicht. Irgendetwas musste sich bei dem Unfall verklemmt haben. Wie von Sinnen hämmerte er mit den Fäusten gegen die Tür – vergeblich. Mehrmals drückte er auf den Knopf für den elektrischen Fensterheber – nichts rührte sich. Panik überkam ihn, und er fürchtete schon, wie in einem Käfig festzusitzen, bis die Feuerwehr kam und ihn herausschnitt. Da fiel sein Blick auf die gesplitterte Windschutzscheibe. Er drückte mit der flachen Hand dagegen und konnte problemlos einen großen Abschnitt der Scheibe hinausschieben.
Durch das Loch in der Windschutzscheibe kroch er nach draußen. Da er nicht auf die Glassplitter achtete, schnitt er sich schmerzhaft in die Handfläche. Er schrie auf und saugte das Blut aus der Wunde, aber er durfte sich keine Pause gönnen. Er rutschte unter der Motorhaube hervor und rappelte sich auf. Der Wind, der vom Meer her kam, blies ihm heftig ins Gesicht. Er sah sich um.
Auf der Straße kamen sein Vater und Toni Gallo auf ihn zugelaufen.
Toni blieb stehen und musterte Daisy, die offenbar das Bewusstsein verloren hatte. Craig und Sophie wirkten völlig verängstigt, schienen aber unverletzt zu sein. »Was ist passiert?«, fragte Toni.
»Sie hat auf uns geschossen«, antwortete Craig, »und da hab ich sie überfahren.«
Toni folgte mit den Augen Craigs Blick und erkannte Stanleys Ferrari, der an beiden Enden verbeult war. Sämtliche Fenster waren kaputt.
»Gütiger Gott!«, stöhnte Stanley.
Toni legte ihre Hand an Daisys Hals und fühlte nach dem Puls. Er war vorhanden, aber nur schwach. »Sie lebt – noch.«
Craig sagte: »Ich hab ihre Pistole, aber
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