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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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blitzschnell Toni ins Gesicht. Sie schrie auf und taumelte rückwärts.
    Kit hatte dafür kein Verständnis. Wütend brüllte er Nigel an: »Was soll das denn? Für so ’n Quatsch haben wir keine Zeit! Wir müssen jetzt los!«
    »Du hast mir nichts zu befehlen!«, schrie Nigel zurück. »Diese blöde Kuh hat mich angeschossen!«
    Ein Blick in Tonis Gesicht verriet Kit ihre Gedanken: Sie war dabei, mit ihrem Leben abzuschließen. Aber es fehlte ihnen die Zeit, genüsslich Rache zu nehmen. »Diese blöde Kuh hat mein ganzes Leben ruiniert«, sagte er, »aber deswegen verlier ich jetzt keine Zeit mit irgendwelchen Strafaktionen. Hör auf damit, Nigel, und komm endlich!«
    Nigel zögerte. Mit tückischen Augen starrte er Toni an.
    »Los jetzt!«, drängte Kit.
    Endlich wandte sich Nigel von Toni ab. »Was ist mit Elton und Daisy?«
    »Zum Teufel mit ihnen!«
    »Wir sollten wenigstens noch deinen Alten und seine Nutte fesseln.«
    »Bringst du ’s nicht in dein Hirn, dass wir keine Zeit mehr haben, du Idiot?«
    »Was hast du da gesagt?«
    Nigel schäumte. Sein Blick war teuflisch, und Kit spürte, dass dieser Mensch jetzt nur noch von einem beseelt war: von reiner Mordlust. Wen es traf, schien ihm egal zu sein – in dieser schrecklichen Sekunde aber war er, Kit, das wahrscheinlichste Opfer. In seiner Todesangst riss er den Arm mit dem kleinen Fläschchen hoch und erwiderte Nigels starren Blick.
    Endlich wandte Nigel die Augen ab und sagte: »Okay, machen wir, dass wir hier fortkommen.«
     

09.00 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Kit lief hinaus. Der Mercedes tuckerte im Leerlauf, und die Motorhaube war bereits so warm, dass der Schnee darauf zu schmelzen begann. Windschutzscheibe und Seitenfenster waren dort, wo er mit den Händen den Schnee hastig weggefegt hatte, frei. Kit sprang hinters Steuer und stopfte dabei die Parfümflasche wieder in die Jackentasche. Vor Schmerzen stöhnend, kletterte Nigel auf den Beifahrersitz.
    Kit stellte den Automatikhebel auf Drive und gab vorsichtig Gas. Der Wagen schien losfahren zu wollen, bewegte sich jedoch nicht voran. Der Schneepflug hatte einen halben Meter vor der Motorhaube angehalten, sodass sich vor der Stoßstange ein Schneehaufen von mehr als einem halben Meter Höhe türmte. Kit gab mehr Gas, und diesmal schob sich der Wagen langsam vor und versuchte, das Hindernis beiseite zu drängen. »Nun mach schon!«, sagte Kit. »Du bist doch ein Mercedes! Du wirst doch mit ’n paar Kilo Schnee fertig werden! Wozu hast du denn sonst so ’nen starken Motor?« Vorsichtig trat er das Gaspedal noch etwas weiter herunter; er wollte vermeiden, dass die Reifen durchdrehten. Der Mercedes rückte ein paar Zentimeter vorwärts, und der Schneehaufen wurde rissig und begann sich zu bewegen. Kit warf einen Blick zurück. Sein Vater und Toni standen vor dem Haus und sahen tatenlos zu. Näher trauen sie sich nicht ran, dachte er, sie wissen ja, dass Nigel die Pistolen hat.
    Plötzlich gab der Schnee nach und der Wagen preschte vor.
    Eine ungeheure Euphorie erfasste Kit, als er auf der freigeräumten Zufahrt beschleunigte. Steepfall war ihm vorgekommen wie ein Gefängnis, aus dem er niemals entkommen konnte – und doch hatte er es geschafft!
    Sie rollten an der Garage vorbei, als Daisy vor ihnen auftauchte.
    Unwillkürlich trat Kit auf die Bremse.
    »Was, zum Teufel …?«, murmelte Nigel.
    Daisy kam auf sie zu, auf der einen Seite von Craig, auf der anderen von Neds ständig schlecht gelaunter Tochter Sophie gestützt. Daisys Beine schleiften nutzlos hinter ihr her, und ihr Kopf war über und über mit Blut bedeckt. Hinter den dreien stand Stanleys Ferrari, die sinnlichen Kurven zerschlagen und verformt, der blau schimmernde Lack zerstoßen und zerkratzt.
    »Halt an und nimm sie mit!«, befahl Nigel.
    Kit musste daran denken, wie Daisy ihn erst gestern noch gedemütigt und im Schwimmbecken ihres Vaters beinahe ertränkt hätte. »Die kann mich mal!«, sagte er. Er saß am Steuer, und sie sollte seine Flucht nicht länger aufhalten! Er gab wieder Gas.
     
    Die lange grüne Motorhaube des Mercedes schien sich zu heben wie der Kopf eines Pferdes, das aus dem Stand heraus losgaloppiert, und schoss auf die drei zu. Craig blieb nur eine Sekunde. Er griff mit der Rechten die Kapuze von Sophies Anorak und riss sie daran von der Fahrbahn. Und da sie Daisy mitschleppten, fielen alle drei in den weichen Schnee am Straßenrand. Daisy brüllte vor Wut und Schmerzen.
    Das Auto verfehlte sie nur um

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