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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Odette.
    »Wieso interessiert euch das?« Odette arbeitete in der Antiterrorismus-Abteilung. »Aber so wie ich euch kenne, darf ich diese Frage gar nicht stellen.«
    »Stimmt. Ich kann dir nur sagen, dass der Begriff Madoba - 2 hier die Alarmglocken hat klingeln lassen. Den Rest musst du dir selber zusammenreimen.«
    Toni runzelte die Stirn. Als ehemalige Polizistin konnte sie sich gut vorstellen, was da im Gange war: Odette verfügte über Geheimdienstinformationen, die besagten, dass sich irgendeine Gruppe für Madoba - 2 interessierte. Dabei konnte es sich um die Aussage eines Verdächtigen handeln, der beim Verhör geplaudert hatte, oder um Mitschnitte eines abgehörten Telefongesprächs. Vielleicht hatte auch jemand, dessen Telefonleitung überwacht wurde, den Begriff in eine Internet-Suchmaschine eingegeben. Auf jeden Fall würde die Antiterrorismus-Abteilung von nun an jedes Mal, wenn Viren dieses Typs nicht auffindbar waren, argwöhnen, sie seien von Fanatikern gestohlen worden.
    »Ich glaube nicht, das Michael Ross ein Terrorist war«, sagte Toni. »So, wie es aussieht, hat er lediglich eines der Labortiere lieb gewonnen.«
    »Und was ist mit seinen Freunden?«
    »Ich habe sein Adressbuch gefunden. Die Polizei in Inverburn überprüft gerade die Namen.«
    »Hast du dir eine Kopie gemacht?«
    Sie lag auf Tonis Schreibtisch. »Ja, ich kann sie dir gleich zufaxen.«
    »Danke, das spart mir Zeit.« Odette nannte eine Nummer, und Toni notierte sie. »Wie geht’s dir mit deinem gut aussehenden Chef?«
    Toni hatte niemandem gegenüber jemals erwähnt, was sie für Stanley empfand, doch Odette schien ihre Gedanken lesen zu können. »Von Sex am Arbeitsplatz halte ich, ehrlich gesagt, nicht viel, das weißt du ja. Außerdem ist seine Frau gerade erst gestorben …«
    »Vor achtzehn Monaten, wenn ich mich richtig erinnere.«
    »Nach fast vierzig Ehejahren ist das noch keine lange Zeit. Abgesehen davon ist er ein hingebungsvoller Vater und Großvater. Seine Kinder und Enkel würden wahrscheinlich jede Frau hassen, die es sich in den Kopf setzt, an die Stelle seiner verstorbenen Gattin zu treten.«
    »Weißt du, was das Gute ist an Sex mit einem älteren Mann? Weil er genau weiß, dass er nicht mehr der Jüngste und Kräftigste ist, gibt er sich doppelt Mühe, dich zufrieden zu stellen.«
    »Ich nehme an, du sprichst aus eigener Erfahrung.«
    »Da war doch noch was, das für ihn sprach? Ach ja, beinahe hätt ich ’s vergessen, ha, ha! Der Mann ist reich. Eins kann ich dir sagen: Wenn du ihn nicht willst, dann überlass ihn mir, ich nehm ihn sofort. Aber bis dahin – sag mir Bescheid, wenn du was Neues über Michael Ross rausfindest.«
    »Ja, natürlich.« Toni legte auf und sah zum Fenster hinaus. Stanley Oxenfords dunkelblauer Ferrari F 50 bog gerade auf den für den Chef reservierten Parkplatz ein. Toni nahm die Kopie von Michaels Adressbuch zur Hand, legte sie aufs Faxgerät und wählte Odettes Nummer.
    Dann stand sie auf und ging ihrem Vorgesetzten entgegen. Sie kam sich vor wie ein Verbrecher auf dem Weg zur Urteilsverkündung.

08.00 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Die Große Halle erinnerte an ein Kirchenschiff. Das Licht fiel in Streifen durch hohe Bogenfenster und bildete Muster auf den Steinfliesen. Überspannt war die Halle vom mächtigen Gebälk einer offenen Sparrenkonstruktion. In der Mitte dieser gediegenen Umgebung stand, irgendwie deplatziert, ein moderner ovaler Empfangstisch mit hohem Tresen. Im Innern des Ovals saß ein uniformierter Wachmann auf einem Stuhl.
    Stanley Oxenford betrat die Große Halle durch den Haupteingang. Er war ein hoch gewachsener Sechziger mit vollem grauem Haar und blauen Augen. Dem Klischeebild des Wissenschaftlers – hohe Stirn, Brille, gebeugte Haltung – entsprach er ganz und gar nicht. Toni kam er eher vor wie ein Schauspieler, der in einem Film über den Zweiten Weltkrieg die Rolle des Generals übernommen hat. Er war stets gut gekleidet, ohne bieder zu wirken. Heute trug er einen grauen Tweedanzug mit Weste, dazu ein hellblaues Hemd und – vielleicht aus Respekt für den Toten – eine schwarze Strickkrawatte.
    Susan Mackintosh hatte neben dem Eingang einen Tapeziertisch auf Böcke stellen lassen. Als Stanley hereinkam, wechselte sie ein paar Worte mit ihm. Dann wandte er sich an Toni. »Gute Idee, sich die Leute einzeln vorzuknöpfen und sie zu fragen, wann sie Michael das letzte Mal gesehen haben«, sagte er.
    »Danke«, sagte Toni und dachte: Wenigstens in

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