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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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feucht. Ihm war jetzt klar, dass er mit seinem Besuch bei Harry am Tag eines geplanten Coups gegen die Etikette des kriminellen Milieus verstoßen hatte. Aber er hatte keine Alternative. »Ich musste mit dir reden«, sagte er. »Hast du die Nachrichten gesehen?«
    »Und wenn ich sie gesehen hätte?«
    Kit unterdrückte den Ärger, der in ihm aufkeimte. Männer wie Harry gaben niemals zu, dass sie etwas nicht wussten, und wenn es um die trivialsten Dinge ging. »Bei Oxenford Medical hat’s einen Mega-Gau gegeben«, sagte Kit. »Ein Laborant ist an einem Virus krepiert.«
    »Und was soll ich da tun? Vielleicht Blumen schicken?«
    »Die Sicherheitsvorkehrungen werden jetzt drastisch verschärft. Es ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um dort einen Bruch zu machen. Es ist ohnehin schwer genug. Die Alarmanlage, die sie dort haben, ist auf dem neuesten Stand der Technik, und die Sicherheitsbeauftragte ist zäh wie ein Gummisteak.«
    »Was bist du nur für ein Jammerlappen.«
    Niemand hatte Kit gebeten, Platz zu nehmen, daher lehnte er sich an einen Sessel und kam sich dabei ziemlich dämlich vor. »Wir müssen die Sache abblasen.«
    »Ich werde dir jetzt etwas erklären«, sagte Harry, nahm sich eine Zigarette aus dem Päckchen, das auf dem Tisch lag, und zündete sie mit einem goldenen Feuerzeug an. Ein Hustenanfall überkam ihn, ein Raucherhusten aus den tiefsten Tiefen seiner Lunge. Als der Anfall vorüber war, spuckte er ins Schwimmbassin und nippte an seinem Kaffee. Dann nahm er den Gesprächsfaden wieder auf: »Erstens: Ich habe gesagt, dass es heute passieren wird. Nun ist dir das vielleicht nicht ganz klar, weil du in höheren Kreisen aufgewachsen bist – aber wenn ein Mann sagt, dass etwas passieren wird, und dann passiert es nicht, gilt er allgemein als ein Wichser.«
    »Ja, aber …«
    »Es sollte dir nicht einmal im Traum einfallen, mich zu unterbrechen …«
    Kit schwieg.
    »Zweitens: Nigel Buchanan ist kein bekiffter Schuljunge, der bei Woolworth in Govan Cross einbrechen will. Nein, er ist eine Legende, und – wichtiger noch – er verfügt über hervorragende Kontakte zu einigen höchst respektablen Herrschaften in London. Und wenn man mit solchen Herrschaften zu tun hat, will man noch viel weniger als Wichser gelten.«
    Er machte eine Pause, als wolle er Kit zum Widerspruch herausfordern, doch Kit sagte kein Wort. Wie konnte es nur dazu kommen, dass ich mich mit solchen Leuten eingelassen habe, dachte er. Er hatte sich in eine Wolfshöhle gewagt – und nun stand er wie gelähmt da, als warte er nur darauf, sich in Stücke reißen zu lassen.
    »Drittens: Du schuldest mir eine viertel Million Pfund. Bisher hat es noch nie jemanden gegeben, der mir so lange so viel Geld geschuldet hat und nicht an Krücken geht. Ich denke, ich habe mich klar genug ausgedrückt.«
    Kit nickte schweigend. Ihm war so schlecht vor Angst, dass er fürchtete, sich übergeben zu müssen.
    »Also erzähl mir nicht, dass wir die Sache abblasen müssen.« Harry griff wieder zur Sun , als wäre das Gespräch damit beendet.
    Kit zwang sich zu einer Antwort: »Ich meinte doch verschieben , nicht abblasen!«, brachte er heraus. »Wir können das doch an einem anderen Tag erledigen, wenn sich die Aufregung erst mal gelegt hat.«
    Harry blickte nicht einmal auf. »Zehn Uhr am Ersten Weihnachtsfeiertag, hat Nigel gesagt. Außerdem will ich mein Geld.«
    »Das hat doch keinen Sinn, wenn man uns mit Sicherheit dabei erwischt!«, sagte Kit verzweifelt. Harry würdigte ihn keiner Antwort mehr. »Wir können doch alle noch ein bisschen länger warten, oder?« Es war, als rede er gegen eine Wand an. »Besser später als nie!«
    Harrys Blick schweifte über das Schwimmbecken, dann winkte er mit der Hand. Daisy musste ihn stets im Auge behalten haben, denn sie kletterte sofort aus dem Wasser. Ihre Handschuhe behielt sie an. Sie hatte kräftige Schultern und Arme, und als sie sich in Bewegung setzte, bewegten sich ihre flachen Brüste kaum. Kit sah, dass eine Brust tätowiert und die Warze der anderen mit einem Ring geschmückt war, und als Daisy näher kam, konnte ihm auch nicht mehr entgehen, dass sie vollkommen rasiert war. Sie hatte einen Waschbrettbauch und schmale Hüften; der Schamhügel war weit vorgewölbt, und alle Details waren sichtbar, nicht nur für Kit, sondern auch für ihren Vater, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, hinzuschauen. Ein böses Gefühl beschlich Kit.
    Harry schien von alldem nichts zu bemerken. »Kit möchte,

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