Eisige Naehe
im Dienst!«
»Mein Gott, jetzt tu nicht päpstlicher als der Papst...« »Was für Antworten?«, fragte Henning, ohne auf die letzte Bemerkung von Santos einzugehen. »Ich war mir vorhin auf einmal sicher, dass Albertz den- oder diejenigen kennt, die den Kontakt zu unserem Phantom herstellen. Und siehe da, er hat mir einen Namen genannt.« »Wer ist es?«
»Bernhard Freier. Nie gehört. Doch etwas über ihn herauszufinden dürfte nicht allzu schwer sein. Außerdem will Albertz sich die Personalakte von Freier beschaffen und auch seine Adresse. Er wird mich irgendwann anrufen.« »Wann, in einem Monat, in einem Jahr?«, erwiderte ein sichtlich beleidigter Henning.
»Was stört dich? Dass ich noch mal bei Albertz drin war und ihm noch was rausleiern konnte oder ...« »Alles stört mich. Die ganze Scheiße geht mir auf den Sack! Dass unser Verfassungsschutz und der BND nicht sauber arbeiten, ist ja nichts Neues, dass sie aber mit Auftragskillern zusammenarbeiten, das ist für mich eine neue Dimension.«
»Für mich auch, aber wir werden zumindest neue Erkenntnisse gewinnen. Vielleicht sogar ein paar Ratten aus ihren Löchern jagen.«
»Optimist. Albertz hat uns doch nur geleimt.« »Seh ich nicht so. Ich habe zum Glück auf meine innere Stimme gehört«, antwortete Santos und vermied es vorerst zu erwähnen, dass Albertz seine Krankheit nur vorgespielt hatte und er über wesentlich mehr Insiderwissen verfügte, als ursprünglich angenommen.
»Dann erklär's mir, damit auch ich Doofkopp es verstehe.«
»Mann, was ist bloß los mit dir? Ist es, weil ich ein paar Minuten mit Albertz allein war? Ist es das?« »Der Mann ist todkrank, was soll mich daran stören? Keine Ahnung, was los ist, ich habe einfach nur schlechte Laune. Ist das ein Wunder?«
»Nein, aber so kommen wir nicht weiter. Kannst du mal an einem Imbiss anhalten, ich habe seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Noch was: Albertz ist nicht todkrank, er hat uns nur was vorgespielt.« »Bitte? Das meinst du nicht im Ernst, oder?« »Doch. Er ist kerngesund.«
Henning lachte trocken auf und schüttelte den Kopf. »Da zieht der die Nummer des Todkranken ab, dass er den nächsten Winter nicht mehr erlebt, und ...« »Reg dich wieder ab, er wollte wahrscheinlich nur herausfinden, inwieweit er uns vertrauen kann. Er steht auf unserer Seite.«
»Woher willst du das wissen?«, sagte Henning ironisch. »Wir sind schon so oft aufs Kreuz gelegt worden, ich traue niemandem mehr.«
»Was bleibt uns anderes übrig, als sein Angebot anzunehmen? Hast du einen besseren Vorschlag?« »Leck mich doch«, brummte er. »Weißt du was? Ich schmeiß den ganzen Scheiß hin, was interessiert mich ein Auftragskiller, an den sowieso niemand rankommt, und was interessiert mich der Verfassungsschutz oder ein arroganter Staatsanwalt? Mach du, was du für richtig hältst, aber lass mich da raus.«
»Sören, wie soll ich das denn ohne dich schaffen?«
»Du hast doch Albertz«, sagte er störrisch wie ein alter Esel.
»Ach, komm, nicht so! Ich kann verstehen, dass du sauer oder gekränkt bist, aber das ist kein Grund, alles hinzuschmeißen. Wir schaffen das. Außerdem müssen wir ohnehin erst mal abwarten, was Albertz zu bieten hat.« »Hm«, brummte Henning nur und fuhr vierhundert Meter weiter an den Straßenrand, stieg mit Santos aus und ging auf den Imbisswagen zu. Sie bestellten sich Currywurst mit Pommes frites und Cola, aßen und kamen um zwanzig nach vier im Präsidium an, so dass sie noch ein paar Worte mit Volker Harms wechseln konnten, ohne ihm jedoch von ihrem Besuch bei Albertz zu berichten. Zurzeit war es ganz allein ihr Fall, und Harms schien wenig Interesse daran zu haben, an ihm mitzuwirken. »Was ist eigentlich aus der Gästeliste vom Samstagabend geworden?«, fragte Henning seinen Vorgesetzten. »Ich weiß, der Fall ist offiziell abgeschlossen, aber ...« »Es waren insgesamt zweihundertzwölf geladene Gäste beim Grafen, von denen der größte Teil befragt wurde. Aber wir haben keine Informationen erhalten, die uns in irgendeiner Form weiterhelfen könnten, und, wie schon gesagt, ist der Fall abgeschlossen. Um dich zu beruhigen, der allgemeine Tenor lautet: Bruhns kam gegen elf, er stand für eine Weile im Mittelpunkt und ist gegen Mitternacht wieder gegangen. Die Steinbauer wurde auch einige Male erwähnt, obgleich sie von den meisten Gästen nicht beachtet wurde.«
»Irgendwelche Gäste, die wir kennen?«, wollte Santos wissen.
»Hier, sieh dir die Liste
Weitere Kostenlose Bücher