Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
kurz mit dir zu reden, wie ich schon am Telefon sagte«, erwiderte Santos, den Blick auf Jürgens gerichtet, der mit regloser Miene vor ihnen stand, seine Nervosität war gut verborgen - zumindest für diejenigen, die nicht über Santos' Intuition und Menschenkenntnis verfügten.
    Selbst Henning war unsicher, was er von Jürgens' Zustand halten sollte.
    »Schießt los, aber haltet euch kurz. Claudia und ich haben noch was vor, schließlich ist uns das Wochenende gründlich vermiest worden.«
    »Kein Problem. Warum hast du Weidrich nicht obduziert?«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nicht darüber sprechen will ...«
    »Willst du nicht, oder darfst du nicht? Hat man dir einen Maulkorb verpasst?«
    Jürgens lachte gequält auf. »Such dir was raus, es wird schon passen. Dieser gottverdammte Sumpf! Ich kann und ich darf nicht, bitte versteh das.« »Tu ich. Aber wovor oder vor wem hast du solche Angst? Du brauchst keine Sorge zu haben, dass wir mit deinen Infos hausieren gehen. Du weißt doch, dass du dich auf unser Wort verlassen kannst.«
    »Natürlich. Außerdem habe ich keine Angst, das geht mir nur alles auf den Keks.«
    »Was denn? Mensch, Klaus, wir konnten doch bisher über alles reden, warum jetzt auf einmal nicht mehr?« »Okay, ich sag's nur einmal, und dann will ich von euch nichts mehr sehen und hören, bis über alles, was mit Bruhns und Weidrich und diesem ganzen Dreck zu tun hat, Gras gewachsen ist. Ich darf mit euch eigentlich überhaupt nicht sprechen, aber ich tu's, weil wir Freunde sind und es hoffentlich auch bleiben.«
    »Wir sind und bleiben Freunde. Aber sag uns bitte, was hier heute los war. Sören und ich behalten es für uns, heiliges Ehrenwort.«
    Jürgens verzog den Mund und schüttelte leicht den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis er antwortete: »Also gut, doch wehe, einer von euch bricht dieses Ehrenwort, dann gnade euch Gott. Ich habe Anweisungen erhalten, sämtliche Obduktionsergebnisse Bruhns betreffend herauszugeben und sie aus dem Computer zu löschen. Das heißt, es kam jemand vorbei, den ich nie zuvor gesehen habe, und hat das mit dem Rechner für mich erledigt. Ich habe keine Daten mehr über Bruhns.« »Von wem kam diese Anweisung? Rüter?« »Kein Kommentar. Heute Nacht wurde Weidrich eingeliefert, aber ich bekam sofort die Order, mich da rauszuhalten. Ich habe nicht nachgefragt, weil mein Bauch mir sagte, dass Fragenstellen in dem Fall gefährlich sein könnte. Also wurde die Obduktion an Weidrich von zwei Kollegen aus Lübeck durchgeführt. Rüter war als Staatsanwalt anwesend. Mehr weiß ich nicht, die beiden Typen sind gekommen und nach vier Stunden wieder gegangen, ohne dass wir auch nur ein Wort miteinander gewechselt haben. Das war schon höchst seltsam.« Santos warf Henning einen Blick zu, der nickte nur. »Das passt zu dem, was wir über Bruhns in Erfahrung bringen konnten. Wir sind ja offiziell genauso raus wie du, aber wir machen trotzdem weiter, was du hoffentlich auch für dich behältst.«
    »Ihr könnt machen, was ihr wollt, solange ihr mich da raushaltet. Ich möchte noch ein bisschen leben, jetzt, wo ich mit Claudia zusammen bin. Scheiße, Mann, ich wüsste auch zu gerne, was hier abgeht, aber das werde ich wohl nie erfahren. So, und jetzt mach ich Feierabend, ihr könnt euch gerne bei mir melden, aber keinen Ton mehr über Bruhns und Konsorten. Einverstanden?« »Einverstanden. Mach's gut und mach dir nicht zu viele Gedanken, es reicht schon, wenn wir das übernehmen«, sagte Santos lächelnd.
    »Passt nur gut auf, dass ihr nicht den Falschen auf die Füße tretet. Ach ja, da war doch noch was: Meine Kollegen aus Lübeck habe ich nie zuvor gesehen, obwohl ich die meisten Rechtsmediziner in Norddeutschland persönlich recht gut kenne, auch die aus Lübeck. Aber Rüter hat gesagt, sie sind aus Lübeck, also kommen sie aus Lübeck. Nach euch!« Jürgens verließ hinter Henning und Santos das Büro, schloss es ab und gab Claudia, die geduldig im Sektionssaal gewartet hatte, das Zeichen zum Aufbruch.
    »Eins noch«, sagte Santos, »hast du heute mit Günter gesprochen?« »Nein.«
    »Komisch. Er wollte sich um fünf mit uns am Hauptbahnhof treffen. Ich habe versucht, ihn im Büro und auf seinem Handy zu erreichen, Fehlanzeige.« »Das ist ungewöhnlich. Sorry, aber ich weiß nicht, wo er sein könnte.«
    »Dann probieren wir's mal bei ihm zu Hause. Hast du seine Nummer?«
    »Ja, warte, in meinem Handy. Hier«, sagte Jürgens und hielt ihr das Display

Weitere Kostenlose Bücher