Eisige Naehe
sagte: »Cheers, auf Ihr Wohl und Ihre Gesundheit.« Albertz lächelte erneut, diesmal versehen mit einer Prise Spott. »Cheers, und danke für Ihren Wunsch.« Als sie ausgetrunken hatten, sagte Albertz: »Welche Frage wollten Sie mir stellen? Sie sind doch gekommen, weil Ihnen noch etwas auf der Seele brennt. Nichts gegen Ihren Kollegen, aber Sie haben mehr Power und lassen das Ziel nicht aus den Augen.« »Soll ich das als Kompliment auffassen?« »Nehmen Sie's, wie Sie wollen. Fragen Sie.« »Wer beim Verfassungsschutz kennt das Phantom?« »Was glauben Sie mit dieser Information anfangen zu können?«, war die Gegenfrage.
»Da Herr Henning und ich gegen den Strom schwimmen, eine ganze Menge. Denke ich jedenfalls.« Albertz schenkte sich nach, während Santos dankend ablehnte, er drehte ihr den Rücken zu und blieb eine Weile beinahe regungslos stehen. »Niemand kennt das Phantom. Doch«, verbesserte er sich, »es gibt jemanden, der Kontakt zu ihm aufnehmen kann. Wenn ich es Ihnen sage, was werden Sie dann unternehmen?« »Wir werden so diskret und diplomatisch wie nur irgend möglich vorgehen. Wir werden Sie natürlich aus der ganzen Sache raushalten. Wir haben Sie nie getroffen.« Albertz drehte sich abrupt um und musterte Santos kritisch, indem er ihr lange in die Augen blickte, als wollte er ihr Innerstes ergründen. Sie hielt seinem Blick stand. »Wie kommt es, dass ich Ihnen das tatsächlich abnehme?
Hm, es muss wohl daran liegen, dass Sie so unglaublich ehrlich rüberkommen. Das ist mir nicht oft passiert, dass ich ehrlichen Menschen gegenüberstand. Also gut, Sie bekommen den Namen, auch wenn ich mich damit womöglich in Teufels Küche begebe. Bernhard Freier. Wie Sie den Kontakt zu ihm herstellen, will ich gar nicht wissen, Sie haben den Namen nicht von mir, wir sind uns sowieso nie begegnet. Lassen Sie sich gesagt sein, Sie spielen mit Ihrem Leben, wenn Sie auch nur den kleinsten Fehler begehen.«
»Ist er auch beim Verfassungsschutz?«, fragte Santos ungerührt, als hätte sie Albertz' mahnende Worte nicht vernommen. »Ja.«
»Wo, hier in Kiel oder in Berlin?«
»Kiel, er war aber lange in Berlin in beratender Funktion tätig«, sagte Albertz mit sanftem Lächeln. »Als Berater für wen?« »Was glauben Sie denn?«
»Okay, jetzt ist er auf jeden Fall hier. Wissen Sie zufällig auch, wo er wohnt?« »Nein, da muss ich passen.«
»Sie kommen doch an alles ran, auch an Personalakten«, erwiderte Santos lächelnd. »Sie haben uns schon so weit geholfen ...«
»Genau, ich habe Ihnen schon weit mehr geholfen, als ich eigentlich wollte. Aber ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. So, und jetzt trinken Sie bitte noch einen Whiskey mit mir, als kleines Dankeschön für meine Bemühungen.« »Gerne.«
Sie tranken, Santos stellte ihr Glas auf den Tisch und verabschiedete sich, blieb an der Tür jedoch stehen und sagte: »Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel, aber Sie sind nicht krank. Stimmt's?« »Wie kommen Sie darauf?«
»Vielleicht kann ich in die Menschen hineinsehen«, entgegnete sie wieder mit diesem charmanten Lächeln, dem sich Albertz nicht entziehen konnte. »Über diese Gabe verfügen die wenigsten. Ich wünschte, ich besäße diese Gabe. Glückwunsch, Sie werden es weit damit bringen.«
»Ich habe es schon vorhin vermutet. Wenn man beim Verfassungsschutz arbeitet, muss man wohl über schauspielerische Fähigkeiten verfügen. Ich gehe auch davon aus, dass dies nicht Ihr Haus ist...« »Sie verblüffen mich. Aber jetzt sollten Sie besser gehen, denn auch ich muss mich auf den Weg machen. Sie hören von mir.« »Danke.«
Albertz stellte sich ganz dicht vor sie und sagte leise: »Es ist das erste Mal, dass ich jemandem wirklich helfen kann. Es ist ein gutes Gefühl. Ihr Partner wartet auf Sie.« »Mein Partner ist zwar manchmal ein wenig ungeduldig, aber wenn's drauf ankommt, kann er die Ruhe in Person sein. Rufen Sie mich an, wenn Sie die fehlenden Informationen haben. Hier ist meine Karte«, sagte Santos und reichte sie Albertz.
»Ich werde die Karte in Ehren halten, aber ich habe Ihre Nummer bereits. Sie werden die Erste sein, die ich anrufe. Machen Sie's gut.« »Sie ebenfalls.« Santos ging zum Wagen.
»Was hast du so lange da drin gemacht?«, fragte Henning ungehalten. »Du riechst nach Alkohol ...«
»Komm runter. Ich hatte ein paar Fragen an ihn, ich habe ein paar Antworten bekommen, und ja, wir haben ein Glas Whiskey getrunken, weil er mich darum gebeten hat.« »Du bist
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